neuronales Netzwerk
22.06.2020    Madeline Sieland
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These 1: Die häufigste Todesursache in Deutschland heißt Datenschutz.

Dieses Zitat stammt von einem der besten Ärzte in Deutschland. Es steht in einer unserer Studien zur Zukunft der Gesundheit. Denn wenn alle Menschen ihre Körperdaten auf dem Smartphone hätten und selbst entscheiden dürften, welche Daten an wen freigegeben werden, würden bereits heute Patienten früher und besser behandelt werden. Das Resultat: Es sterben weniger Menschen. In einer unserer Studien prognostizieren wir, dass bis zum Jahr 2030 genau dieses Szenario Alltag sein wird.

Die Technologie macht es möglich, dass die Menschen die Daten aus ihrem eigenen Körper in Echtzeit messen können und souverän selbst bestimmen, was damit zu tun ist. Sie werden zum Mittelpunkt eines Gesundheitsnetzwerks, in dem nicht nur Ärzte und Apotheker eine Rolle spielen, sondern auch Dutzende anderer Akteure und Technologien – von intelligenten Assistenten auf dem Smartphone bis zu intelligenten Toiletten zur permanenten Echtzeit-Urinanalyse im Badezimmer.

These 2: Menschen vertrauen elektronischen Geräten mehr als Menschen.

Dies ist heute bereits so. Denken Sie nur an Ihr Navigationssystem im Auto und an Ihren Beifahrer. Und fragen Sie sich, wem Sie mehr vertrauen. Die Antwort ist: dem, der die besseren Antworten gibt. Exakt diese Logik wird sich in den kommenden zehn Jahren durch alle Bereiche unseres Lebens ziehen. Diese Entwicklung geht einher mit einer Devaluation des Expertentums.

Experten verlieren an Bedeutung und an Deutungshoheit. In der Praxis heißt das: Fachverkäufer verlieren das Vertrauen der Kunden an Vergleichsplattformen, Stadtführer verlieren das Vertrauen der Touristen an Reise-Apps, Ärzte verlieren das Vertrauen der Patienten an Healthcare-Apps, Finanzberater verlieren das Vertrauen an Robo-Advisor.

These 3: Computer stellen bessere Diagnosen.

Ärzte sind bei Diagnosen auf ihre begrenzten menschlichen Sinne und ihr begrenztes Wissen über Symptom-Muster aus Lehrbüchern beschränkt. Künstliche Intelligenz, kurz KI, wird Ärzte in vielen Bereichen um Längen übertrumpfen. Zum einen können KI-Systeme gesammelte Gesundheitsdaten über Sensoren in Uhren, Bettlaken, Toiletten und sogar in Adern via Nanoroboter permanent in Echtzeit auswerten. Zum anderen kann KI die Symptome mit denen von Millionen und Abermillionen Patienten vergleichen. KI erkennt dadurch Krankheiten um Jahre eher und um ein Vielfaches präziser als jeder Arzt.

These 4: 3-D-Drucker retten Leben.

Es dauert nicht mehr viele Jahre, bis menschliche Zellen geklont und aus ihnen funktionsfähige Organe gedruckt werden können. Auf diese Weise können wir Ersatzteilorgane produzieren und wahrscheinlich eine der verbreitetsten Todesursachen, das Organversagen, heilen. Die Folge ist eine signifikante Verlängerung der menschlichen Lebenserwartung.

These 5: Auch nach dem Tod unserer Verwandten werden wir mit ihnen sprechen.

KI-Bots sind bereits in Callcentern überall in Deutschland im Einsatz. Meist merkt der Mensch schon heute nicht mehr, dass er gar nicht mit einem anderen Menschen telefoniert. In den kommenden zehn Jahren werden diese KI-Bots mit ein wenig Training in der Lage sein, die Stimmmodulation beliebiger Menschen anzunehmen sowie aus Gesprächen mit ihnen ihr Wissenslevel und sogar ihr Humorlevel zu erlernen. Das ist der Grund, weshalb in meinem aktuellen Buch „2030 – Wie viel Mensch verträgt die Zukunft“ ein Großvater 18 Monate lang eine KI trainiert und nach seinem Tod seinem Sohn und seiner Enkelin das Geschenk macht, dass sie weiter mit ihm telefonieren können.

These 6: Menschen werden künftig über 100 Jahre leben.

Es gibt vier medizinische Technologien, die in den kommenden 30 Jahren einen wesentlichen Einfluss auf die Lebenserwartung der Menschen haben werden: Genanalyse, Genreparatur, Ersatzteil-Organproduktion, Medical Food. Letzteres meint individuell und situativ zusammengestellte Nahrungsmittel, die vom Körper benötigte Wirkstoffe enthalten und das Mikrobiom stets im Idealzustand halten. Wenn diese vier Technologien tatsächlich realisiert werden und im Massenmarkt für die Menschen nutzbar werden, dann ist die Erhöhung der menschlichen Lebenserwartung auf bis zu 120 Jahre denkbar.

These 7: Computer werden uns unsere Jobs nicht wegnehmen.

In den kommenden 20 Jahren wird in Deutschland Vollbeschäftigung herrschen. Das heißt: Es gibt mehr Jobs als arbeitsfähige Menschen. Zwar wird die technologische Entwicklung eine Vielzahl bisheriger Jobs überflüssig machen, allerdings entsteht auch eine fast so große Anzahl neuer Jobs. Zudem werden durch die Massenverrentung der Babyboomer-Generation im Jahr 2025 circa 6,5 Millionen Menschen weniger im deutschen Arbeitsmarkt sein als noch 2015. Dies alles zusammen ergibt die Prognose der Vollbeschäftigung bis etwa zum Jahr 2045. Insofern werden Computer zwar einige Jobs überflüssig machen, aber dennoch wird es mehr Jobs geben als Menschen auf dem deutschen Arbeitsmarkt.

Zur Person

Sven Gábor Jánszky

ist Gründer und Chairman des 2b AHEAD ThinkTank. Als Berater coacht Jánszky Vorstände zu Strategie- und Geschäftsmodellentwicklungen

22.06.2020    Madeline Sieland
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