Schmelzender Eiswürfel Prozentsymbol
10.12.2020    Andreas Busch
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Der im nächsten Jahr voraussichtlich erneut sinkende Garantiezins von Lebensversicherungen und mögliche Reaktionen von Politik und Sparern beschäftigen die Finanzfachleute.

Am DUB Digital Business Talk nahmen teil:

  • Barbara Claus, Senior Analyst und Director, Scope Analysis GmbH
  • Professor Michael Lister, Lehrstuhl für Finanzen, Banken und Controlling, Lehrstuhl für Real Estate an der Steinbeis-Hochschule Berlin
  • Oliver Suhre, Generalbevollmächtigter Monuta Versicherung
  • Brigitte Zypries,Herausgeberin DUB UNTERNEHMER-Magazin, Bundesjustiz- und Bundeswirtschaftsministerin a.D.

Moderation: Arne Gottschalck, Finanzredakteur des DUB UNTERNEHMER-Magazins

Die bereits seit 2008 anhaltende Niedrigzinsphase „stellt eine große Herausforderung für den gesamten Markt dar, nicht nur für die Versicherer,“ sagt Oliver Suhre, Generalbevollmächtigter der deutschen Niederlassung der niederländischen Monuta Versicherung, im DUB Digital Business Talk. Die Versicherer stünden vor dem Problem, Garantieversprechen aus der Vergangenheit von bis zu 3,5 Prozent bei aktuell möglichen Renditen um 2 bis 2,2 Prozent einlösen zu müssen. Suhre: „Der Druck wächst, je länger die Phase anhält.“ Um Neugeschäft zu realisieren, müsste es neue Lösungen geben. Aber auch die Politik „muss nachjustieren“, sagt Brigitte Zypries, Herausgeberin des DUB UNTERNEHMER-Magazins und Bundeswirtschaftsministerin a.D. Die Regulatorik sollte mehr Investitionen in Aktien zulassen.

Barbara Claus, Senior Analyst und Director beim Ratinghaus Scope, macht zwar ein wachsendes Interesse der Bundesbürger an Aktienfonds aus, aber bislang seien nur rund 15 Prozent der Deutschen Aktienanleger. Claus begrüßt, dass die Versicherer mittlerweile mehr fondsgebundene Lebensversicherungen anbieten, die auch in Aktien investieren. In Aktien sieht auch Professor Michael Lister von der Steinbeis-Hochschule Berlin, den Ausweg: „Das staatliche Rentensystem kann nicht funktionieren.“

Flexible Versicherungen

Für den Versicherungsmann Suhre dagegen sind „Aktien nicht der Heilsbringer für die Altersvorsorge“. Er plädiert für eine Mischung mit Lebensversicherungen. Die Assekuranz zeige sich flexibel, lasse beispielsweise die Aussetzung von Prämienzahlungen zu, wenn Versicherte aufgrund der wirtschaftlichen Corona-Folgen finanzielle Engpässe hätten. Monuta – Spezialist für Sterbegeldversicherungen – entwickele sein Angebot weiter: „Wir wollen nicht einfach nur eine Summe auszahlen.“ So hat Monuta ein Vorsorgeprodukt mit variabler Prämie, die sich an der Entwicklung der Leitzinsen orientiert, eingeführt. Zudem beschäftige man sich zum Beispiel mit alternativen Bestattungsangeboten.

Einer zügigeren Digitalisierung der Branche stünden die im internationalen Vergleich sehr zahlreichen Vertriebler entgegen. Suhre: „In Deutschland leben rund 200.000 Menschen vom Verkauf von Versicherungen. Da gehen viele Kunden lieber zum Berater um die Ecke, als sich die Mühe zu machen, eine Versicherung online abzuschließen.“

Aktien für Jüngere interessant

Unisono sehen die Expertinnen und Experten es als besonders wichtig an, dass sich das Finanzwissen der Bundesbürger verbessern muss. Zypries: „Wir brauchen mehr Finanzbildung, diese sollte schon in der Schule vermittelt werden. Jeder sollte sich vor dem Abitur mit Aktien beschäftigt haben.“ Dann würden alle auch die drei Säulen der Altersabsicherung – gesetzliche Rente, betriebliche Altersvorsorge sowie Riester und private Vorsorge – nutzen. Zypries rät jedem, sich auch im Bereich Immobilien zu engagieren, sei es in einer eigengenutzten Wohnung oder auch in Immobilienaktien.

10.12.2020    Andreas Busch
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