Greentech ist der Kundenwunsch im Automobilbereich
15.09.2020    Hilka H. Jeworrek
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In Deutschland umschwirrt das Thema Nachhaltigkeit immer so eine Art Trauerstimmung, meint Marco Voigt im DUB Digital Business Talk. Als ob es dabei nur um Verzicht ginge. Das Gegenteil ist der Fall. Es geht um Aufbruch. Dabei kommen aus der Bundesrepublik gerade im Bereich der Technologie viele innovative Konzepte. Daher wundere sich auch das Ausland über diese deutsche Attitüde. Voigts Appell: Für Mittelstand wie Großkonzerne ist es Zeit, mutig voranzugehen und die Beobachterposition zu verlassen.

Neues Messekonzept für weniger Treibhausgase

Prominente Figuren und Initiativen wie Greta Thunberg mit Fridays for Future helfen natürlich der Öffentlichkeitswirksamkeit des Themas Nachhaltigkeit.

Auch Voigt hat einen bekannten Partner an seiner Seite – jemanden, der inzwischen Klimathemen glaubwürdig vertritt. Mit Nico Rosberg hat er für das Greentech Festival einen prominenten Botschafter gewonnen. Für Voigt ist es dabei kein Widerspruch, dass Rosberg einst Formel-1-Weltmeister war und dass durch die Rennen das Klima belastet wurde. Für ihn zählt, wie sich der ehemalige Rennfahrer heute engagiert. Und mit seiner Medienpräsenz kann Rosberg dem Thema mehr Aufmerksamkeit in der Bevölkerung und der Wirtschaft zukommen lassen.

In dieser von der Corona-Debatte bestimmten Zeit ist das nicht unwichtig. Das Greentech Festival, das vom 16. bis 18. September im Kraftwerk in Berlin läuft, hat vor dem Pandemie-Hintergrund eine neue Struktur erhalten. Weg von der klassischen Messe und hin zu einem Hybrid-Modell. Mit einem durchdachten Hygiene-Konzept und Führungen in Kleingruppen durch die Ausstellung, ist eine kleinere Präsenzveranstaltung möglich. Gleichzeitig sind die Stände mit Kameras ausgestattet, mittels denen die Aussteller non-stop live ins Netz übertragen. Natürlich werden auch die prominenten Keynotes übertragen. Damit erweitern Voigt und seine Mitveranstalter das klassische Messekonzept um ein virtuelles Angebot, das wiederum ein globales Publikum erlaubt. Zudem werden Emissionen eingespart, wenn die ansonsten aus aller Welt Anreisenden das Festival vom Bildschirm aus mitgestalten und verfolgen.

E-Autos vor Wasserstoff

Auch bei der deutschen Automobilindustrie zeichnen sich Veränderungen ab. Die ersten Konzerne bringen E-Autos in Serie heraus. Marco Voigt arbeitete nach dem Studium der Fahrzeugtechnik als Entwicklungsingenieur bei der Porsche AG und kennt daher die Frage nach den Antriebssystemen der Zukunft gut. „Letztlich ist Wasserstoffmobilität auch E-Mobilität. Es hat sich viel getan. Die Brennzellen sind bereit für den Einbau in die Fahrzeuge“, meint Voigt. So hat Toyota den wasserstoffangetriebenen Pkw zur Serienreife gebracht. Jedoch habe bis auf Weiteres die Batterietechnologie beim Endkunden die Nase vorn. Dazu trägt auch die besser ausgebaute Ladeinfrastruktur bei. Mit Blick in die nähere Zukunft macht bei Schiffen und Lkw aber einzig und allein Wasserstoff als Antrieb Sinn.

Bei Audi spüre er in den jüngeren Teams gerade viel Enthusiasmus, die E-Mobilität voranzubringen. Viele Gründe zur Sorge, dass Deutschland im Rennen um die Zukunftstechnologien abgehängt werden könnte, sieht er daher nicht. Aufbruch, so Voigt, ist möglicherweise auch eine Frage der Generation. Auch auf dem Greentech Festival stellt die Volkswagen-Tochter aus. Dennoch habe die Branche das Momentum im Bereich der alternativen Antriebe sicher etwas verschlafen. Die Dynamik globaler gesellschaftlicher Entwicklungen sei unterschätzt worden.

Er zeigt aber Verständnis. Für die großen deutschen Konzerne sei es nicht leicht, mehrgleisig zu fahren. Lange bestehende Automobilhersteller können nicht von einem Tag auf den anderen die Produktion von Verbrenner auf E-Mobil umstellen. Sie müssen auch bestehende Garantieleistungen für Altfahrzeuge erfüllen. Das muss Tesla nicht.

15.09.2020    Hilka H. Jeworrek
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