Bezahlen per Handauflegen bald möglich?
22.01.2020    Hilka H. Jeworrek
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Derzeit benötigen Kunden in kassenlosen Amazon-Go-Stores zum Bezahlen wenigstens noch ihr Smartphone, das über eine App mit ihrem Amazon-Konto verknüpft ist. Dazu halten sie beim Betreten von einem der 21 bislang bestehenden Geschäfte in den USA ihr Telefon vor einen Scanner, der einen durch die App generierten QR-Code ausliest und dem entsprechend hinterlegten Konto der Online-Plattform zuordnet. Wenn die Kunden das Geschäft verlassen, wird der zu zahlende Betrag für die gewählten Waren direkt über das Amazon-Konto abgebucht.

Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, ist der Internetgigant in seinen Planungen jedoch schon einen Schritt weiter. Amazon habe bereits Ende 2019 einen Patentantrag eingereicht, der das bargeldlose Bezahlen auf ein neues Niveau heben soll. Demnach beschreibt das Patent ein Konzept für das Bezahlen per Handscan. Die neue Technologie der eingesetzten Scanner würde dann keinen digitalen Code, sondern die Hände der Kunden auslesen. Zur Anwendung kommen könnte es beispielsweise in Geschäften, Cafés, Büchereien, Krankenhäusern oder Büros.

Bereits Gespräche mit Banken

Laut Patentantrag würden die Handscanner Fotos der Hände machen und aus diesen zwei Datensätze zur Identifikation erstellen. Im Ersten würden äußerliche Kennzeichen wie Falten und Rillen in der Handfläche sowie der Handumriss und im Zweiten Eigenschaften wie Knochen, Adern und Weichteile hinterlegt. Wie letztlich das Geldausgeben per Handscan funktionieren könne, sei dem Bericht zufolge noch nicht eindeutig im Antrag festgehalten. Denkbar wäre, dass Kunden beim ersten Besuch eines am System teilnehmenden Geschäftes zeitgleich ihre Kreditkarte und ihre Hand in ein Terminal stecken. Die Daten werden dann miteinander verknüpft und bei den nächsten Besuchen ist keine Karte mehr zum Bezahlen erforderlich.

Das „Wall Street Journal“ zitiert interne Quellen, wonach Amazon bereits mit Visa an entsprechenden Plänen arbeiten soll. Auch mit Mastercard würden bereits Gespräche laufen. Mit einigen US-Banken gebe es weiterhin Überlegungen zu Möglichkeiten, wie Kundenkreditkarten für das System freigeschaltet werden könnten. Die Abwicklung der Bezahlvorgänge und möglicherweise sogar bestimmte Haptiken, wie das Greifen nach einem Produkt im Regal, würden dann in der Amazon-Cloud verarbeitet. Daraus gewonnene Daten über das Kaufverhalten der Kunden würden im Folgenden auch mit dem zughörigen Amazon-Konto verknüpft, um Einblicke in die Offline-Customer Journey zu erhalten. Aus Datenschutzsicht wäre dies allerdings als problematisch zu betrachten.

22.01.2020    Hilka H. Jeworrek
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