06.02.2020    Arne Gottschalck
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Brexit, Donald Trump, Corona-Virus – es steht nicht gerade zum Besten um die Weltwirtschaft. Und dennoch stellen die Unternehmen in Deutschland ihre Arbeitnehmer vermehrt unbefristet ein. Genauer: 42 Prozent der Unternehmen haben ihren neuen Kollegen unbefristete Arbeitsverträge in die Hand gegeben. Und nur 11 Prozent hat die Zahl der befristeten Arbeitsverhältnisse ausgeweitet. Das zeigt eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln). Überraschend angesichts des wirtschaftlichen Umfelds? Ja. Doch das ist noch nicht alles.

Denn auch bei hippen Digital-Unternehmen ist Befristung nicht das Maß der Dinge, ergibt eine weitere Erhebung des IW Köln. Ihr zufolge sind in den Unternehmen 4.0 – so nennen die Kölner die hochdigitalisierten Unternehmen – im Schnitt nur 8,5 Prozent der Stellen befristet. In Firmen mit mittlerem Digitalisierungsgrad sind es schon 11,3 Prozent. Die Situation für die „Generation Praktikum“ oder „Generation Prekär“ – also junge Menschen, die sich von einem befristeten und schlecht bezahlten Job zum nächsten hangelten – scheint sich also verbessert zu haben.

Die Sache mit dem Schwein

Doch warum solche Zahlen in Zeiten, in denen sich Wolken am Konjunkturhimmel auftürmen? Des Rätsels Lösung liegt im Zeitversatz. Zwischen der Feststellung eines Unternehmens, neue Arbeitskräfte zu benötigen, und dem Vertragsschluss liegen oft einige Monate: Die Anforderungen der Stelle werden zuerst formuliert, es folgt die Ausschreibung, dann die Sichtung der Kandidaten.

Das bedeutet: Wenn die Tinte unter dem Vertrag getrocknet ist, kann das Umfeld längst ein anderes sein als bei den ersten Gedanken an eine Aufstockung der Belegschaft. In der Immobilienwirtschaft ist der gleiche Zeitversatz zu beobachten – eher der Bau fertig ist, kann das Umfeld schon wieder anders aussehen. Vom „Schweinezyklus“ wird daher oft gesprochen. Einfach, weil es auch bei Schweinen einige Zeit dauert, bis aus kleinen Ferkeln große Schnitzel-Lieferanten werden.

Tatsächlich beobachtet das IW Köln den skizzierten Trend auch nur für den Zeitraum zwischen 2012 und 2017. Und stellt fest: Betriebe gehen dann mehr Befristungen ein, wenn die wirtschaftliche Unsicherheit sehr ungewiss ist. Bedeutet, dass künftig wieder mehr Befristungen zu verzeichnen sein könnten. Je nach Umfeld.

06.02.2020    Arne Gottschalck
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