Altersforscher Aubrey de Grey
23.04.2020    Arne Gottschalck
  • Drucken

Wenn die Menschen älter werden, was bedeutet das? Viele Menschen denken über diese Frage nach. Und wenn die Menschen viel älter werden? 1.000 Jahre zum Beispiel? Das ist der geistige Tummelplatz von Aubrey de Grey. Seit mehr als drei Jahrzehnten denkt er darüber nach, wie sich das Leben der Menschen verlängern lassen könnte. Um dem Geheimnis für ewiges Leben auf die Spur zu kommen, hat er 2009 die SENS Research Foundation im kalifornischen Mountain View mitgegründet.

Redakteur Arne Gottschalck sprach via Skype mit de Grey über sein Forschungsgebiet und die möglichen Auswirkungen einer theoretischen Unsterblichkeit auf unsere Gesellschaft.

 

Zur Person

Aubrey de Grey

Der Brite trägt den offiziellen Titel Chief Science Officer der SENS Research Foundation. Außerdem ist er Chefredakteur des Magazins „Rejuvenation Research“. Doch eigentlich ist de Grey Informatiker – zumindest hat der das Fach in Cambridge studiert. Aber dann warf er sich auf die Biologie, genauer: auf die Altersforschung. Inzwischen hat er ein Netzwerk an Forschern aufgebaut, die untersuchen, woran Menschen erkranken – in seinen Augen an Zellschädigungen. Und die lassen sich mit moderner Technologie eines Tages in den Griff bekommen

Wieso denken Sie immer wieder über die Frage nach, wie alt wir Menschen werden können?

Aubrey de Grey: Ich bin früher darüber gestolpert, dass niemand das macht. Dabei bin ich davon ausgegangen, dass das die wichtigste Frage überhaupt ist.

Sie sagen, es könnten irgendwann 1.000 Jahre sein...

de Grey: Ja – das ist natürlich eine eingängige Zahl. Aber sie beruht auf mathematischen Grundsätzen. Mit 25 Jahren beispielsweise liegt die Wahrscheinlichkeit, nicht ein Jahr älter zu werden, ausgesprochen niedrig. Und im Alter von 65 ist die Sterblichkeit dagegen deutlich höher.

Ihrer Meinung nach müsste man den jugendlichen Zustand konservieren.

de Grey: Ja, man müsste den Menschen quasi wie eine Maschine immer warten, um die Lebensdauer zu verlängern – und um so die aufwendigen Reparaturen vermeiden.

Erzählen Sie vom „Methusalem-Maus-Preis“.

de Grey: Das war eine Ausschreibung von uns für andere Wissenschaftler. Sie sollten daran arbeiten, das Leben von Mäusen zu verlängern. Aber inzwischen ist die Ausschreibung eingestellt, sie hat ihren Zweck erfüllt.

Klingt „big“.

de Grey: Wenn man nicht „big“ denkt, passiert auch nichts.

Ihre SENS Research Foundation sitzt in Mountain View. Ist da noch keiner der Silicon-Valley-Milliardäre aufgetaucht mit einem großen Scheck?

de Grey: Das würde mein Leben sicherlich deutlich einfacher machen. Aber wir haben tatsächlich Investoren wie Peter Thiel für uns gewinnen können.

Letzte Frage: Wie alt möchten Sie werden?

de Grey: Es macht gar keinen Sinn, darüber nachzudenken. Das ist so wie die Frage, wann Sie planen, auf die Toilette zu gehen.

23.04.2020    Arne Gottschalck
  • Drucken
Zur Startseite