Illustration von einer Frau die digitales Angebot einer Krankenkasse nutzt
21.04.2020    Miriam Rönnau
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Zur Person

Porträt von Jürgen Rothmaier

Jürgen Rothmaier

ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender der BARMER. Er ist bereits seit 1978 für die Krankenkasse tätig

Die BARMER hat sich ethische Grundsätze im Umgang mit digitalen Innovationen auferlegt. Warum haben Sie sich dafür entschieden?

Jürgen Rothmaier: Tatsächlich wird die Gesundheitswelt immer digitaler. Doch die Branche hat sich selbst noch keine verbindliche digitale Ethik gegeben. Es wird viel diskutiert und gefordert, aber es fehlt an vorzeigbaren Resultaten. Dennoch wollen wir unseren Versicherten und Mitarbeitern eine Orientierung an die Hand geben, wie wir und unsere Partner die Digitalisierung aus ethischer Sicht mitgestalten und vo­ranbringen möchten.

Wie setzen Sie das um?

Rothmaier: Indem wir den Menschen als Individuum in den Fokus digitaler Technologien stellen – egal ob Kunde oder Mitarbeiter. Der Kunde ist für uns selbstbestimmt. Er entscheidet über die Nutzung und Nicht-nutzung digitaler Angebote. Und er hat ein Recht auf Geheimhaltung. Wir legen Entscheidungen offen, agieren transparent und aufklärend. Zudem unterstützen wir die KI-basierte Forschung und fordern zuverlässige, objektive Algorithmen sowie angemessene Kontrollen. Wir setzen uns also für eine sichere digitale Gesundheitswelt ein, in der die Privatsphäre der Patienten geschützt wird. Daneben wirtschaften wir verantwortungsvoll, vermeiden etwa unnötige Ausgaben dank digitaler Prozesse – und treten dafür ein, dass E-Health und das Gesundheitswesen insgesamt bezahlbar und effizient sind.

Wie digital ist unser Gesundheitssystem aktuell?

Rothmaier: Menschen aus anderen Länden beneiden uns um unsere Krankenkassenlandschaft – gerade jetzt in der Coronakrise. Doch wenn es um Kosten, Effizienz oder Wettbewerbsfähigkeit geht, ist der Weg zu einer zunehmend digitaleren Krankenkasse und ebenso zu digitaleren Leistungs-, Versorgungs- und Abrechnungsprozessen der einzig richtige. Ärgerlich ist nur: Deutschland hat hier etwas lange gebraucht. Etwa bei der Einführung eines sicheren Gesundheitsdatennetzes. Nachdem 2019 vom Gesetzgeber entschieden wurde, dem Bund 51 Prozent der Anteile und so die Kontrolle über die Gematik-Gesellschaft zuzuweisen, kommt nun Bewegung in die Sache.

Wie weit ist die BARMER bei der Digitalisierung?

Rothmaier: Wir haben die Innovationsabteilung BARMER.i gegründet, die Anstöße für die Digitalisierung gibt. Aber letztlich spielt das Thema in allen Bereichen eine Rolle. Und so haben wir inzwischen zahlreiche digitale Angebote wie Krankschreibungen online einreichen und Leistungen wie ­Kinderkranken-­ oder Mutterschaftsgeld beantragen. Die Kommu­ni­kation mit uns kann ebenfalls rein digital erfolgen.

21.04.2020    Miriam Rönnau
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