Ein digitaler Sonnenuntergang
24.03.2021
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Sicherlich lassen sich nicht alle Unternehmen über einen Kamm scheren. Hotels, Gaststätten und die Eventbranche gehören im Zuge der Coronapandemie zu den großen Verlierern. Doch auch unter jenen Unternehmen, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht in Kurzarbeit sind, lässt sich etwas beobachten: Dort geht der Wandel nur langsam voran.

Es wird zwar versucht, mit bestehenden Technologien, Prozessen und Strukturen das Unternehmen zu optimieren. Doch nicht etwa die drängenden Kundenprobleme stehen im Fokus, sondern die iterative Verbesserung und Optimierung – nur eben mit neuen Mitteln. Schade, Digitalisierung hätte gerade jetzt so viel mehr zu bieten.

Elon Musk als Beispiel für neues Denken

Es ist nicht der saubere „Diesel“, der die Automobilbranche in die Zukunft führt, sondern alternative Antriebsysteme. Hat doch genau dieses Festhalten an der Optimierung die etablierten Automobilhersteller in Bedrängnis gebracht. Tesla geht einen anderen Weg. Das Erfolgsrezept von Tesla-Chef Elon Musk: der permanente Drang Neues zu entwickeln. Und vor allem Bestehendes radikal weiterzuentwickeln – Raumfahrt zu bezahlbaren Preisen, Tunnelbau in Rekordzeit und einen Automobilhersteller, dessen Aktien lieber gekauft werden, als die der etablierten Hersteller.

Wie ist ihm das gelungen? Indem Musk vom Engpass des Nutzers ausgegangen ist und so das Produkt aus Sicht der Kunden gedacht hat (siehe auch Erfolgsgeheimnisse des Multiunternehmers) Und noch ein Aspekt: Musk ist bei keiner seiner Taten zimperlich. Er schert sich reichlich wenig um Konventionen und darum was andere denken. Gerade dort nicht, wo er scheinbar heilige, ewige Wahrheiten der Industrie, die er sich gerade vornimmt, in Frage stellt und seine eigenen Wahrheiten etabliert.

Es ist eine Eigenschaft nicht an das zu denken, was gerade existiert oder woran wir gewöhnt sind, sondern daran, dass die Dinge sich ändern und zwar grundlegend – so wie jetzt gerade. Es ist Musk gelungen, weil er nach vorne schaut und sich etwas komplett neues überlegt hat. Genauer gesagt, bricht er alles auf eine einfache aber radikale Frage runter: Was braucht es?

Was können Führungskräfte von Musks Denke lernen?

Was bedeutet das für Unternehmerinnen und Unternehmer, welche die Notwendigkeit sehen eine andere Vorgehensweise für ihr Unternehmen zu wählen, aber nicht wissen wie es angegangen werden kann. Es gibt drei Eckpunkte, die helfen, den richtigen Ausgangspunkt für eine Transformation zu definieren:

1. Transformation braucht Mut!

Es braucht einen radikalen Bruch mit der Gewohnheit und den Mut, bekanntes Terrain zu verlassen. Das kann mit kleinen Dingen beginnen. Wir haben dazu bei einer Strategieklausur die Stühle aus dem Besprechungsraum geräumt und mit dem Führungskreis neue Ideen im Stehen und beim Herumlaufen von Flipchart zu Flipchart entwickelt. Das war für die Beteiligten erstmal sehr ungewohnt, aber daraus ist eine ganz neue Dynamik entstanden.

2. Transformation braucht Kommunikation!

Notwendig sind regelmäßige Brainstorming-Sitzungen, die sich mit der Fragestellung beschäftigen: Welches relevante Problem oder welchen Engpass können wir mit unseren Produkten, mit unserem Service bei den Kunden zusätzlich lösen. Dabei darf auch mal experimentiert werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass es eine erfolgsversprechende Neuerung zu entdecken gibt, ist mit diesem Vorgehen recht hoch.

3. Transformation braucht einen Plan!

Den nächsten Schritt machen: Ist die Digitalisierung für die Prozesse und die Systeme ins Visier genommen und KI-Projekte etwa in der Produktion angestoßen, ist der Anfang gemacht. Dann braucht es den nächsten Schritt und es wird die Digitalisierung der Produkte und Services in Angriff genommen. Beispielsweise wird übergreifend und kollaborativ daran gearbeitet wie Produkte mit neuen Funktionen durch digitale Dienste erweitert werden.

Digitale Transformation ist nicht gleich Change-Prozess

Möchte ein Unternehmen sich wirklich für die Zukunft aufstellen, sind diese drei Eckpunkte der Schritt in die richtige Richtung. Damit wird gleichzeitig der Grundwert und das Selbstverständnis angegriffen und erneuert. Das klingt radikal, aber gleichzeitig ist auch eines klar: Eine digitale Transformation ist kein einfacher Change-Prozess, sondern eine bewusst herbeigeführte Krise, in der wir uns neue Denkmuster aneignen. Dass ist das Gebot der aktuellen Krisenstunde. Und wie immer macht der Mindset sowie die grundlegende Denkart den Unterschied: Kreativität in den Lösungen und Konzepten ist der zentrale Erfolgstreiber.

Digitalisierungsprojekte, die beim Geschäftsmodell beginnen, können einen Wachstumsfaktor von 10 schaffen. Und wenn wir es zulassen, noch mehr: Digitalisierung kann die drängenden Herausforderungen lösen. Damit wird sie zur größten unternehmerischen Gestaltungsaufgabe unserer Zeit. Die gute Nachricht: Wir haben es selbst in der Hand für welchen Weg wir uns entscheiden.

Zur Person

Porträt von Kay Freiland

Kay Freiland

ist gemeinsam mit Jürgen Margetich Managing Partner bei Digital Mission Pioneers. Das Unternehmen berät Mittelständler bei ihrer Digitalstrategie und unterstützt bei der Optimierung von Geschäftsmodellen.

24.03.2021
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