Zwei Frauen sitzen am Tisch vor dem Computer
07.12.2020
  • Drucken

Wir blicken zurück auf Monate voller Verunsicherung. Die Coronakrise zeigt: Wir sind gefordert, neue Wege zu gehen und Normalität neu zu definieren. Dabei zeichnet sich ab, dass offline und online immer stärker zusammenwachsen. Über digitale Kanäle halten wir Kontakt, erleben und entdecken Neues, kaufen bei unseren Lieblingsunternehmen ein. Die Digitalisierung bietet Chancen und die Krise den Zündstoff für eine Beschleunigung – nicht nur für Konsumenten, sondern auch für Unternehmen. Gerade der Mittelstand, Rückgrat der deutschen Wirtschaft, hat die vergangenen Monate genutzt, um sich schnell und kreativ zu digitalisieren und Kunden im digitalen Raum zu erreichen. 

Ein Ergebnis des „Global State of Small Business Report“, einer gemeinsamen Untersuchung von Facebook, der Weltbank und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, zeigt: 27 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die zeitweise schließen mussten und Kunden nicht persönlich vor Ort betreuen konnten, haben mit dem Aufbau ihrer Online-Präsenz die Auswirkungen der Coronakrise abgemildert. Digitale Kanäle werden als Vertriebsweg und zur Stärkung der Kundenbeziehungen genutzt. Doch damit das gelingt, bedarf es zielgerichteter Unterstützung.

Das bestätigten auch unsere Partner, mit denen wir Trainings für die besonders betroffenen Branchen Tourismus, Gastronomie und Einzelhandel durch­geführt haben: Marilyn Repp, Projektleiterin beim Handelsverband Deutschland, betonte im Training „Digital unterwegs im Einzelhandel“, dass die digitale Transformation und die Präsenz im Netz für KMU heute unerlässlich sind. Im Training zum Thema Tourismus-Marketing sprach sich Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbands DEHOGA, für den Einsatz digitaler Medien aus: „Das Hotel- und Gaststättengewerbe muss die Zeit nutzen, hinterfragen, was bisher getan wurde, und sich neuen Handlungsfeldern widmen.“

Erfolge geben Hoffnung 

Unter dem Motto #WirliebenMittelstand konnten wir seit Juli schon knapp 150.000 Unternehmerinnen und Unternehmer mit branchenspezifischen Trainingsangeboten erreichen. Das bestärkt uns darin, KMU weiter passgenau beim Aufbau einer nachhaltigen Digitalisierungsstrategie zu unterstützen. Die Ergebnisse einer von uns beauftragten Studie des ­unabhängigen Beratungsunternehmen Deloitte zur ­Nutzung digitaler Tools durch KMU unterstreichen die Relevanz einer solchen Digitalisierungsstrategie: Zwei Drittel der Befragten gaben an, seit Beginn der Krise die Nutzung digitaler Tools deutlich erhöht zu haben. Mehr als die Hälfte (59 Prozent) berichtete, insbesondere soziale Medien und Messenger-Apps vermehrt genutzt zu haben. Messenger-Apps sind mit einem Anstieg von 43 Prozent in der geschäftlichen Nutzung am stärksten gewachsen. 

Diese Tendenz hat sich auch in den Coachings mit unseren Marketingexperten gezeigt. Insbesondere Unternehmer, die erste Erfahrungen mit digitalen Plattformen gesammelt haben, wollten mehr über die Messengerkommunikation erfahren, um den direkten Draht zu ihren Kunden zu stärken. Mikaela Ioannou, die das Stoffatelier „Du liebst es“ in Köln betreibt, hat sich in ihrem Coaching über die WhatsApp Business App für Kleinunternehmen informiert. Nun nutzt sie den Messengerdienst, um Anfragen schnell zu beantworten und Personalisierungswünsche ihrer Kunden entgegenzunehmen. Der Abverkauf ist ebenfalls ein zentrales Thema. Seit Beginn der Krise interessieren sich insbesondere KMU im Einzelhandel auch für Face­book Shops und die anstehende Erweiterung der Shoppingmöglichkeiten über WhatsApp.

E-Commerce hilft langfristig 

Insgesamt verlagert sich das Konsumverhalten zunehmend in den digitalen Raum. Eine ebenfalls von Facebook beauftragte Konsumentenstudie mit Deloitte zeigt, dass 48 Prozent der Befragten seit Krisen­beginn verstärkt online einkaufen. Daneben haben zwei Drittel über digitale Kanäle neue Unternehmen für sich entdeckt, vor allem aus der eigenen Region. 

Um zukunftsgerichtet zu wirtschaften und gleichzeitig für Krisenzeiten besser gerüstet zu sein, empfiehlt es sich für KMU besonders, ihre digitalen Vertriebswege auszubauen. Mit Facebook Shops haben wir in diesem Jahr ein Produkt-Update eingeführt, das dem Mittelstand zugutekommt und bei der Einrichtung eines anpassbaren Online-Shops helfen soll, auf den Benutzer von überall aus bequem zugreifen können. Der Shop ist über die Facebook-Seite oder das Instagram-Profil zu finden. Kunden können dort die Kollektion durchstöbern und Produkte speichern, aber auch über Messenger, Instagram oder WhatsApp Fragen stellen und Beratung erhalten. 

Das nachhaltige Modelabel Jan ’n June aus Hamburg etwa nutzt das bereits erfolgreich: „Wir verwenden Instagram Stories oft in Kombination mit Shopping, da es unsere Art ist, die neue Kollektion zu präsentieren. Wir haben einen Test durchgeführt, um zu sehen, ob der Swipe-up-Link oder der Shopping-Sticker besser funktioniert. In diesem Szenario funktionierte der Sticker besser. Und auch in einer Umfrage bestätigten 63 Prozent unserer Kunden, dass sie den Aufkleber bevorzugen“, sagt Gründerin Juliana Holtzheimer.

Krise verschärft Ungerechtigkeiten  

Gerade für weiblich geführte Unternehmen ist es ­wichtig, digitale Kompetenzen auszubauen und Neues auszuprobieren. Unsere Studienergebnisse zeigen: Frauen übernehmen seit Ausbruch der Pandemie mehr als doppelt so häufig zusätzliche Pflichten im Haushalt und in der Familie: 26 Prozent bei Frauen versus 11 Prozent bei Männern. Bei unserem Online-Event ­speziell für Unternehmerinnen hat Sadia Shakil vom Verband deutscher Unternehmerinnen dies bestätigt: „Wir beobachten mit Sorge eine Rückentwicklung dieser klassischen Rollen. Der Fortschritt geht schon ein bisschen zurück.“ Unternehmerinnen können etwa durch die Vernetzung mit Gleichgesinnten ihrer Situation in der Öffentlichkeit Gehör verschaffen.

Neben Frauen müssen auch die vermeintlich Vergessenen stärker in den Fokus rücken: Musiker, Künstler und Kreativschaffende sind stark von den Einschnitten durch die Pandemie betroffen. Sie können soziale Medien nutzen, um mit ihrem Publikum in Kontakt zu bleiben und Kulturinteressierten ihre Kunst zumindest auf der digitalen Bühne anzubieten. Mit unserem Partner „Berliner Kulturprojekte“ haben wir ein Online-Event umgesetzt, um Kulturschaffende zielgerichtet zu unterstützen und mehr Gehör zu verleihen. 

Blick nach vorn

Das Infektionsgeschehen wird uns noch einige Zeit begleiten. Auch mit dem Jahreswechsel werden wir nicht zu einem Vorkrisenzustand zurückkehren. Wir glauben, jetzt ist der Zeitpunkt, um Wege zu identifizieren, wie die Digitalisierung jedem Betrieb helfen kann, langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Es gilt, die digitale Transformation umzusetzen, um digital zu wirtschaften, Kundenbeziehungen zu stärken und neue Kunden zu erreichen. Wir werden auch 2021 ­Trainingsangebote für den Mittelstand anbieten, um Deutschland digital fit zu machen. 

Zur Person

Portraitbild von Tino Krause

Tino Krause

leitet seit Februar 2019 als Country Director die Geschäftsentwicklung von Facebook in Deutschland, Österreich und der Schweiz

07.12.2020
  • Drucken
Zur Startseite