Windmühle mit Baumstamm als Illustration
20.12.2019
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Die Innovationskraft der Energiewirtschaft wird derzeit so stark wie selten zuvor auf die Probe gestellt. Unsere Branche erlebt einen grundlegenden Wandel, der vom Energieriesen bis zum kleinen Stadtwerk von allen Akteuren Antworten fordert. Die drängenden technologischen, politischen und gesellschaftlichen Fragen, die aus dem Klimawandel resultieren, sowie die Herausforderungen eines immer stärker digitalisierten Alltags bringen bisherige Standards ins Wanken.

Trends früh erkennen

Als Unternehmen, das seit Jahrzehnten Innovationen in alltagstaugliche Produkte und Dienstleistungen übersetzt, haben wir gelernt, die Chancen der Transformation zu erkennen. EWE zählt zu den Windenergie-Pionieren in Deutschland, hat sich früh mit der Elektromobilität und Ladeinfrastrukturen befasst und verfügt über Know-how beim Bau und Betrieb von Netzen und Speichern. Gemeinsam mit unseren Aktivitäten in den Bereichen Telekommunikation und IT ergibt sich eine gute Ausgangslage, um auf Trends zu reagieren und unser Wissen mit Partnern zu vernetzen. Innovation erfordert die Bereitschaft zur Kooperation.

Um unseren Blick noch stärker auf das Morgen zu richten, bauen wir aktuell eine systematische Trendanalyse auf, die drei Blickrichtungen umfasst: Wie wirken sich die eingangs beschriebenen Umbrüche auf die Lebens- und Arbeitswelt sowie die Umwelt aus? Wie verändern sich unsere Kommunikationsgewohnheiten, das Marketing und Vertriebswege? Und wie ändert sich der Umgang mit beziehungsweise die Verfügbarkeit von Daten und ihre Vernetzung?

In unserem Unternehmen gibt es ein Netzwerk aus rund 160 Mitarbeitern, welche die Entwicklung unterschiedlicher Themen beobachten. Strategisch im Vordergrund stehen aktuell Lösungen zur Sektorkopplung, neue Formen der Zusammenarbeit, Nachhaltigkeit und Klimaschutz sowie Fragestellungen zu digitaler Ethik.

Daten sicher nutzen

Eher ungewöhnlich für ein Unternehmen wie EWE ist unser 2017 gegründetes DataLab, in dem aktuell neun Data-Scientists tätig sind. Sie entwickeln digitale, datenbasierte Geschäftsmodelle – von der Potenzialanalyse über interne Anwendungen und deren Optimierung bis hin zur externen Vermarktung bei entsprechenden Marktchancen. Entstanden sind dort schon mehrere Berechnungstools, die uns in die Lage versetzen, in Sekunden die Tiefbaukosten für ein Glasfaserausbaugebiet abzuschätzen oder aber den besten Standort für eine E-Ladesäule zu ermitteln.

Eine Innovation, die immenser gemeinsamer Anstrengungen innerhalb der Branche auf europäischer Ebene bedarf, ist der Aufbau einer unternehmensübergreifenden digitalen Plattform für Energiedaten. Dies Amazon, Facebook oder Google zu überlassen wäre fahrlässig. Wenn es uns gelingt, ein 50 bis 100 Millionen Kunden umfassendes Netzwerk zu gründen, entstünde eine Plattform auf Grundlage europäischer Datenschutzgesetze, über die neue digitale Produkte und Dienstleistungen angeboten werden könnten. Kunden, die Daten preisgeben, möchten diese in guten Händen wissen – da sind wir als Versorger in Sachen Kundenvertrauen in einer starken Position.

Zur Person

Portrait von Stefan Dohler

Stefan Dohler 

ist seit Anfang 2018 Vorstandsvorsitzender des Energiekonzerns EWE. Zuvor war der Diplom-­Inge­nieur für Luft- und Raumfahrttechnik Finanz­vorstand von Vattenfall

20.12.2019
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