Illustration von Menschen, die soziale Medien wie TikTok nutzen
15.07.2020    Manuel Kunst
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Sprachliche Nähe trotz Corona

Jedes Medium hat seine eigene Kommunikationsweise. Sprachliche Nähe beim Rezipienten zu bewirken, ist leichter gesagt als getan. Besonders in der Krisenzeit. „Wir sind der Überzeugung, dass die richtige Sprachwirkung schneller zum Erfolg führt“, eröffnet Thomas Belker die Diskussion zum Thema Kundenansprache in Krisenzeiten. Sein Unternehmen PRECIRE bietet mit PRECIRE Impact ein durch Künstliche Intelligenz gestütztes Sprachanalyse-Tool an, das die Formulierungen etwa in E-Mails überprüft. Weil durch das Homeoffice meist die sozialen Aspekte der Arbeitswelt zu kurz kommen, ist für Belker gerade jetzt ein persönlich wirkendes Verhältnis zu Kunden und Mitarbeitern wichtiger denn je.

PRECIRE Impact analysiert auf Grundlage eines riesigen Datenpools die Formulierungen des  E-Mail-Verkehrs. Der Algorithmus schlägt dem Nutzer anschließend Optimierungsansätze vor, um die gewünschte Wirkung beim Leser zu erzielen. „Einen Großteil dieser Hinweise kann man sich auch merken“, sagt Belker.

Eine nette Begrüßung kann zum Beispiel Wunder wirken und sollte auch in einer kurzen Mail vorkommen. Belker: „Die Bewertung der  Formulierung ist immer von Subjektivität geprägt.“ Diese Einschätzung sei oftmals das Hauptproblem bei der  Kommunikation. Hier können Missverständnisse oder im schlimmsten Fall Konflikte entstehen, wenn nicht die richtige Wortwahl genutzt wurde.

TikTok verspricht virale Wunder

Das Videoportal TikTok gehört zu den Gewinnern der Krise. Seine 800 Millionen starke Userbase erlebte mit dem Ausbruch der Pandemie einen signifikanten Zuwachs. Sprachen im Februar noch rund 375 deutsche Influencer auf Instagram über TikTok, waren es im März bereits 619. Ein Anstieg von 65 Prozent. Das ergab eine Analyse der Influencer-Agentur INTERMATE. CEO Jörn Mecher zeigt am Beispiel des hauseigenen Videoformats „Daily Pie“, welches Potential im chinesischen Videoportal schlummert. In nur knapp acht Wochen konnte die Unterhaltungsshow bei einer Followerzahl von 444.000 insgesamt 69,9 Millionen Videoaufrufe erzielen.

Grund sei der ausgeklügelte Personalisierungs-Algorithmus hinter der App, der dem User gezielt Videos ausgehend von seinem Userverhalten vorschlägt. Die Personalisierung anderer sozialer Netzwerke geht dort meist nur von den Likes und Abos eines Users aus. Keine andere Plattform stehe momentan mehr für die schnelle Viralität als TikTok. „Just Do it“, lautet deshalb die Devise von INTERMATE. Mecher: „Fangt an den Content zu verstehen, also wie der Content dort funktioniert, und ladet einfach mal Videos hoch. Ihr werdet sehen, dass sich mit relativ wenig Aufwand immense Aufrufzahlen generieren lassen.“

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Internetpräsenz muss sitzen

Mit kleinen Aktionen einiges bewegen? Klingt gut. Zunächst braucht ein Unternehmen jedoch laut Björn Erbslöh eine vernünftigere Internetpräsenz. Erbslöh ist Business Director bei suxeedo, einer der führenden Content-Marketing-Agenturen in B2B- und B2C-Bereich. Seiner Meinung nach sollte erst die eigene Website systematisch entwickelt werden, ehe man sich Gedanken über eine Social-Media-Strategie macht.

Und folgende Fragen sollten ebenfalls beantwortet werden: Welche Domain ist sinnvoll? Wie ist die Serverstruktur hinter meiner Website? Was ist mein Ziel? Welchen Mehrwert bietet mein Produkt? Können bestehende Kunden durch Empfehlungen und Links zu meiner Reichweite beitragen? Am wichtigsten sei aber der Inhalt. „Guter Content hat höchste Relevanz. Erst wenn er vorhanden ist und all diese Fragen berücksichtigt und umgesetzt wurden, lohnt sich meines Erachtens Social-Media-Marketing“, meint Erbslöh.

Doch wie steht es  um Facebook? Der IT-Konzern hat auf Instagram das neue „Reel“-Format eingeführt: Eine 15-sekündige Videofunktion, bei der die Aufnahmen auch dauerhaft in einem Feed gespeichert bleiben. Ist das eine ernste Konkurrenz für TikTok? Mecher ist skeptisch: „Der Creator auf TikTok ist ein ganz anderer als der auf Instagram.“

Außerdem sei die Reel-Funktion von Instagram noch nicht ausgereift. „Die Funktion wird dem User einfach nicht prominent genug angezeigt. Instagram wird auch primär als Fotoplattform wahrgenommen und nicht als Videoportal. TikTok füllt dort eine Lücke“, sagt Mecher.

Weltweite Zusammenarbeit

Viele Menschen haben sich durch die Veränderungen des Arbeitsmarkts zur Selbständigkeit entschlossen. Wie der Arbeitsmarkt von morgen aussehen könnte zeigt Fiverr, der weltgrößte Marktplatz für digitale Dienstleistungen. Unternehmer werden dort mit talentierten Freelancern und Experten vernetzt. David Miltner, Head of Growth der DACH-Region bei Fiverr, sagt: „Der traditionelle Weg, mit externen Freelancern zu arbeiten, geht meist mit hohen Unsicherheiten auf beiden Seiten einher.“

Mit standardisierten Abläufen und Transaktionsprozessen will Fiverr kostspielige Angebotsschleifen vermeiden. Außerdem können Dienstleister von internationalen Standorten aus arbeiten und verpflichtet werden. Miltner: „Es gibt da draußen viele Plattformen, bei denen bereits mit einer geringen Summe der Umzug von Offline zu Online möglich ist. Das Potential ist groß und der Trend wird sich nicht umkehren.“

 

Am DUB Live-Call nahmen teil:

  • Thomas Belker, CEO von PRECIRE,
  • Jörn Mecher, CEO von INTERMATE,
  • David Miltner, Head of Growth DACH bei Fiverr, und
  • Björn Erbslöh, Business Director bei suxeedo

Moderation: Miriam Rönnau, Wirtschaftsredakteurin beim DUB UNTERNEHMER-Magazin.

15.07.2020    Manuel Kunst
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