Zwei Personen tauschen Papier gegen Box
02.12.2020
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Professor Christoph Meinel

Professor Christoph Meinel

ist Direktor und Geschäftsführer des Hasso-Plattner-Instituts für Digital Engineering. Seine Forschung fokussiert sich auf den effizienten und sicheren Umgang mit Big Data

Im Zuge der coronabedingt zunehmenden digitalen Kommunikation mahnen viele Experten vor der Nutzung amerikanischer oder chinesischer Software. Wie stehen Sie dazu?

Christoph Meinel: Jedes Unternehmen kann selbst entscheiden, welche Art von Plattform genutzt werden soll. Doch es gilt zu hinterfragen, welchen Inhalt die eigenen Daten haben. Sind es Daten, bei denen es schädlich sein kann, wenn Dritte darauf Zugriff bekommen? Dann könnte es problematisch werden. Das haben wir auch schon bei diversen Cyberattacken erlebt.

Die nächste Frage ist: Soll bei der Datenspeicherung ein eigener Rechner oder eine externe Cloud genutzt werden? Es gibt inzwischen viele offene Clouds, die kostenlos sind. Doch das Bereitstellen der Infrastruktur ist für Anbieter teuer. Daher müssen Unternehmen in Betracht ziehen, dass sie statt mit Geld mit Daten zahlen. Bei einem privaten Anbieter könnte man nachfragen, ob einzelne Bereiche geschützt werden können – das aber kann teuer werden.

Worin liegt dann der Vorteil von Open Source?

Meinel: Open Source heißt, dass man keine Lizenzgebühren bezahlen muss und auch nicht auf einzelne Anbieter bei der Nutzung bestimmter Software angewiesen ist. Der Code ist offen, und ich kann mir einen IT-Dienstleister suchen, der zusätzliche Funktionen ergänzt. Das könnten private Anbieter zwar auch, aber diese prüfen erst einmal, ob die gewünschte Funktion ins Portfolio passt, und können dann auch Nein sagen.

Was empfehlen Sie Unternehmen konkret – Open Source oder private Anbieter?

Meinel: Ich würde mir wünschen, dass wir in Europa unsere eigenen Plattformen stärken und diese auch nutzen. Es gibt bereits einige Systeme und Software, die man nutzen kann – und vieles davon ist schon Open Source und wird durch die Gesetzgebung gesichert.

Wer in der digitalen Welt bestehen will, braucht entsprechendes Know-how. Wo kann man sich weiterbilden?

Meinel: Das HPI ist Teil der Förderinitiative Mittelstand 4.0 – Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse, die vom Bundeswirtschaftsministerium eingerichtet wurde. In über 20 Kompetenzzentren werden deutschlandweit kostenlose Workshops angeboten. Das Angebot reicht inhaltlich von IT-Systemen im HR-Bereich bis hin zu KI-Anwendungen im betrieblichen Kontext. Es ist ein tolles Projekt, denn wir haben in Deutschland viel zu lange nur über Digitalisierung gesprochen anstatt konkret etwas zu machen.

Zudem haben wir mit openHPI eine große Open-Source-Weiterbildungsplattform mit kostenlosen Kursen, typischerweise zu IT-Themen. Die Zahl der Interessenten ist über die letzten Monate in die Höhe geschnellt. Es sind vor allem Berufstätige, die hier versuchen mit den Veränderungen Schritt zu halten und leistungsfähig zu bleiben.

02.12.2020
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