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19.10.2019    Ulrike Maris
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Eine Künstliche Intelligenz (KI), die ohne ärztliche Aufsicht umfangreiche Diagnosen beim Patienten stellt und Anweisungen gibt, ist zwar noch in weiter Ferne, sagt Google-Cloud-Experte Stefan Ebener. Dennoch habe die digitale Transformation in der Healthcare-Branche besonders große Chancen, das Leben der Menschen zu verbessern. Und täglich drängen neue Innovationen auf den Markt. Erst kürzlich hat Google Cloud zusammen mit Sanofi die Gründung eines Innovationslabors angekündigt. Im Interview sagt Ebener, was KI kann – und was nicht.

Zur Person

Portrait von Stefan Ebener

Stefan Ebener

ist seit Anfang 2018 als Leiter Kundengewinnung für maschinelles Lernen in der Region Europe, Naher Osten und Afrika bei Google aktiv

DUB UNTERNEHMER-Magazin: Wo sehen Sie große Hindernisse bei der Digitalisierung der Medizin?

Stefan Ebener: Unsere Gesundheitsversorgung beruht auf einem komplexen Netz vieler Akteure. Hie­raus resultieren gruppenspezifische Hemmnisse wie eine fehlende zentrale IT der niedergelassenen Ärzte. Jedoch es gibt auch übergreifende Hürden, beispielsweise fehlende Interoperabilität der Software in Krankenhäusern. Um digitale Transformationsprojekte umzusetzen, benötigt es Kommunikation auf allen Ebenen: zwischen Rechnern und Clouds, aber genauso zwischen den Stakeholdern.

Besteht auf lange Sicht die Chance, dass sich der 
Gesundheitszustand der Menschheit dank der Digitalisierung der Medizin verbessert?

Ebener: Schon heute machen digitalisierte Prozesse in der Medizin die Prävention, Patientenbetreuung und -versorgung leichter und besser. Doch Gesundheit ist immer mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Eine Aussage zum künftigen Gesundheitszustand der Menschheit ist sehr schwierig.

Kliniken, Patienten und Versicherte, Krankenkassen und -versicherungen, Pharmaunternehmen: 
Wer zeigt sich am meisten interessiert und offen gegenüber KI-Lösungen und warum?

Ebener: Wie in der KI sind Pauschalisierungen hier nicht möglich. KI kann bereits bedeuten, dass ein Arzt oder eine ganze Klinik die „G Suite“ als Bürosoftware nutzt. Hier macht die KI das Finden von Dokumenten effizienter und sorgt für sichere Spam-Abwehr im E-Mail-Postfach. Forscher können mit maschinellem Lernen, dem Prozess hinter KI, Analysen schneller durchführen und Daten besser verknüpfen. Die Anwendungsfälle sind allerdings so divers wie die Branche selbst – und es gibt immer Vorreiter, wie zum Beispiel das Universitätsklinikum Balgrist in Zürich.

Ein wichtiges Thema ist die Datensicherheit. Befinden sich die Sicherheitsstandards gleichermaßen im Aufbau wie die digitalen Möglichkeiten?

Ebener: Die Gesundheitsbranche hat überproportional oft Probleme mit der Datensicherheit. Das Verständnis von Sicherheit muss sich auch wandeln: Heutzutage ist jeder PC und jedes mobile Gerät mit dem Internet verbunden – und das birgt, neben großen Chancen, große Risiken. Die Sicherheitsstandards einer Cloud sind wesentlich höher und aktueller als die eines unter Umständen veralteten lokalen Systems. Wir sind hier bereits sehr weit, haben aber auch noch viel vor.

19.10.2019    Ulrike Maris
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