Wellen mit binären Zahlen und einem Schriftzug
07.10.2020    Philipp Depiereux
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Stellen Sie sich vor, Sie planen eine Expedition in unbekannte Gewässer. Auf der Suche nach neuen Rohstoffen. Aufgrund ihrer finanziellen Mittel müssen Sie sich entscheiden, wen sie anheuern. Entweder einen erstklassigen Kartographen, der anhand von theoretischen Modellen eine Karte entwickelt, die zu fünfzig Prozent akkurat ist und Ihnen den Weg weist. Oder einen hervorragenden ersten Offizier, der sich mit Navigation, Bootstechnik und Teamführung auskennt und der für seinen Einsatz am Gewinn beteiligt wird, wenn die Expedition erfolgreich ist.

Abkehr der klassischen Unternehmensberatung

Ich kann Ihnen sagen, wofür ich mich entscheiden würde. Die Vorteile einer Seekarte sind nicht zu unterschätzen. Man bekommt ein Gefühl dafür, wo es hingeht, welche Crew und wie viel Proviant man benötigt und auf welche Herausforderungen man sich vorbereiten muss. So eine Karte vereinfacht die Expedition erheblich. Aber der erste Offizier – natürlich völlig unabhängig von Hautfarbe, Religion und Geschlecht – wäre für mich nicht zu ersetzen. Selbst mit einer Karte ist es nicht abzusehen, was mich auf dieser Reise konkret erwartet. Es wird immer wieder unvorhergesehene Situationen geben, bei denen mir die Karte nicht weiterhilft.

Deshalb möchte ich jemanden an meiner Seite haben, der die Erfahrung und die Motivation hat, eine solche Expedition erfolgreich zu begleiten. Er muss in der Lage sein, mit plötzlichen Stürmen genauso umzugehen wie mit Flauten. Er muss ein Vorbild für die Crew sein und für sie die bestmöglichen Rahmenbedingungen schaffen, um in unbekannten Gewässern zu navigieren. Und er muss sich voll und ganz mit meiner Expedition verbunden fühlen. Wir scheitern zusammen und wir sind zusammen erfolgreich. Das ist an Motivation kaum zu überbieten. In einer solchen Konstellation kann ich sicher sein, dass der erste Offizier zu jedem Zeitpunkt sein Bestes geben wird, um das Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.

Ein Kartograph, der sich verrechnet oder einen Fehler macht, wird trotzdem bezahlt. Er muss nicht mit negativen Konsequenzen rechnen, wenn die Expedition schiefgeht. Vielleicht gibt es eine schlechte Bewertung, wenn die Karte nicht korrekt war. Aber wenn es erstmal so weit ist, hat er schon längst zehn weitere Aufträge abgearbeitet. Für den Kartographen ist der Erfolg meiner Mission Nebensache. Für ihn ist nur wichtig, dass er eine möglichst ansprechende Karte liefert. Der erste Offizier hingegen ist mit Leib und Seele meiner Mission verschrieben.

Illustration Kolumne

Digitale Transformation: Reise ins Unbekannte

Worauf will ich hinaus? Sie ahnen es schon. Die digitale Transformation ist für viele Unternehmen eine Expedition in unbekannte Gewässer. Bei dieser Expedition geht es nicht um Gold, edles Holz oder exotische Früchte. Stattdessen geht es um Daten, digitale Kundenkanäle und einen nachhaltigen Mehrwert für Wirtschaft und Gesellschaft. Sehr viel abstrakter als die irdischen Schätze und sehr viel schwieriger nutzbar zu machen.

Die Rahmenbedingungen für diese Art von Expeditionen ändern sich rasant – auch ohne weltweite Pandemien. Neue Technologien, neue wirtschaftliche Strukturen und neue gesellschaftliche Herausforderungen, wie etwa der Klimawandel, machen jegliche Planungssicherheit zunichte. Schwere Zeiten für Kartographen. Die Blaupause von gestern ist morgen schon veraltet. Die Digitalisierung bringt nicht nur neue Werkzeuge mit sich. Es werden ganz neue Fähigkeiten in Führung und Methodik benötigt. Das Arbeitsumfeld der Mitarbeiter verändert sich. Und auch Kunden und Interessenvertreter eines Unternehmens haben mittlerweile ganz andere Anforderungen.

Nun möchten Sie die nächsten Jahre aber nicht nur überleben, sondern nachhaltig positiv gestalten. Früher hätten Sie dann möglicherweise auf eine Unternehmensberatung gesetzt, damit die für Sie eine Fünfjahresstrategie entwickelt. Hinterlegt mit Zahlen, Diagrammen und anschaulichen Beispielen. Umfangreiche Analysen, aus denen langfristige Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Quasi die Seekarte des letzten Jahrhunderts. Aber wenn es auf die Umsetzung ankommt, geht Ihr Kartograf von Bord.

Illustration von Philipp Depiereux

Philipp Depiereux: Als Gründer und Geschäftsführer der Digitalberatung und Startup-Schmiede etventure treibt Depiereux seit über 10 Jahren den digitalen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft voran – mit neuen Denkweisen und neuen Methoden. Zudem ist er Initiator des Non-Profit Video- & Podcastformats ChangeRider

Alternativ können Sie sich einen Partner ins Boot holen, der mit Ihnen gemeinsam die unbekannten Gewässer bezwingt. Jemanden der sich auskennt mit den Herausforderungen der digitalen Transformation. Der weiß, welche Rahmenbedingungen ihr Team benötigt, weil er selbst regelmäßig Teil solcher Teams war. Der ein ganzes Netzwerk von Menschen mitbringt, die vor ähnlichen Herausforderungen standen und Lösungen gefunden haben. Jemand, der von Anfang bis Ende mit an Bord ist, mit ins Risiko geht und gerade deswegen keine Scheu davor hat, sich mit Ihnen gemeinsam die Hände dreckig zu machen.

Unternehmensbegleiter statt Unternehmensberater

Wir befinden uns in unsicheren Zeiten. Das kann zu Verunsicherung führen. Aber es kann auch dabei helfen, neue Chancen zu entdecken, neue Wege zu gehen, die alte Saturiertheit über Bord zu werfen, die Ärmel hochzukrempeln und kalkulierbarer Risiken einzugehen.

Aus meiner persönlichen Erfahrung waren immer diejenigen Projekte am erfolgreichsten, bei denen das Beratungsteam selbst mit an Bord gegangen ist. Wenn Kooperationsmodelle gefunden wurden, bei denen das Risiko und der Erfolg geteilt wurden. Wenn mit Designern, Entwicklern, Produktmanagern, agilen Coaches und Sales-Experten eine breite Mischung an Fähigkeiten an Bord waren, um mit den Fachexperten des jeweiligen Unternehmens Neuland zu erkunden. Dabei war es wichtig, einerseits vorab gemeinsam die grobe Richtung zu definieren und andererseits dem Team dann ausreichend Freiraum zu geben, um auf neue Erkenntnisse flexibel zu reagieren. Man durfte sich nicht von jedem kleinen Rückschlag verunsichern lassen und musste dem Impuls widerstehen, der Crew umgehend das Vertrauen zu entziehen, wenn etwas nicht nach Plan lief. Ganz im Gegenteil. Innovation ist nicht planbar. Man muss auf die Fähigkeiten des Teams und die Innovationsmethodik vertrauen und ihnen den Rücken stärken. Wenn eine Abzweigung nicht die gewünschten Ergebnisse liefert, muss man daraus lernen und die nächste Abzweigung testen. Nur so kann die Suche nach etwas Neuem erfolgreich gestaltet werden. Ganz egal ob Sie einen Weg durch unbekannte Gewässer suchen oder ein innovatives Geschäftsmodell.

Wenn Sie sich auf das Abenteuer „digitale Transformation” einlassen – und unter uns gesagt, Sie werden wohl nicht darum herumkommen – dann vertrauen Sie nicht allein auf einen Fünfjahresplan. Die Chancen stehen gut, dass dieser nächstes Jahr schon überholt ist. Stattdessen sorgen Sie dafür, dass sie die richtige Mannschaft mit den bestmöglichen Rahmenbedingungen an Bord haben. Ein motiviertes, vielfältiges Team, welches unterschiedliche Fähigkeiten und Perspektiven einbringt. Eine nutzerzentrierte Vorgehensweise, mit der Sie Produkte oder Dienstleistungen in hoher Frequenz auf den Markt bringen, um aus den Erkenntnissen zu lernen und schnell zu iterieren. Einen Werkzeugkoffer, welcher es ihnen ermöglicht in kurzer Zeit, kreative neue Ansätze auszuprobieren. Eine Fehlerkultur, die es Ihren Mitarbeitern erlaubt, die „Cover your Ass”-Mentalität abzulegen und Experimente zu wagen. Und einen hochmotivierten Partner, der am Erfolg Ihrer Unternehmung genauso partizipiert wie am Risiko.

Und selbst wenn sie all das tun, können Sie die Stürme und Flauten nicht vermeiden. Sie erhalten keine Erfolgsgarantie. Und es wird Rückschläge geben. Aber die Chance stehen sehr gut, dass sie am Ende einen neuen Markt entdecken, ein neues Geschäftsfeld aufbauen und im besten Fall ein neues Selbstverständnis entwickeln, mit dem sie die Zukunft ihres Unternehmens nachhaltig positiv gestalten können.

07.10.2020    Philipp Depiereux
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