Sicherheitsdienst im Supermarkt
07.04.2020    Miriam Rönnau
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In den letzten Wochen lassen sich vermehrt Schlagen vor Supermärkten beobachten mit Menschen, die darauf warten, vom Sicherheitsdienst in die Läden gelassen zu werden. Für viele fühlt sich das seltsam, gar beängstigend an. Doch diese Maßnahme soll helfen, den Abstand zwischen den Besuchern zu vergrößern – mit dem Ziel, dass sich möglichst wenige mit Covid-19 anstecken.

Was aber wäre, wenn nicht ein dunkel gekleideter Security-Mann vor dem Laden stünde, sondern kleine, unauffällige Sensoren, welche die Besucheranzahl erfassen und per Ampel-Prinzip signalisieren, wann eintreten erlaubt ist und wann nicht? Benny Philip Lehmann, Geschäftsführer von Crosscan, erklärt, was es mit dieser Personenfüllstandsmessung auf sich hat und warum es auch für den stationären Handel sinnvoll ist, sich digital aufzustellen.

Zur Person

Portrait von Benny Philip Lehmann

Benny Philip Lehmann

ist Geschäftsführer von Crosscan. Das Unternehmen gehört seit Februar zur Trilux-Gruppe, wo Lehmann seit diesem Jahr als strategischer Gesellschafter mitwirkt

Crosscan ist einer der größten Systemanbieter für Besucherfrequenzmessung und -analyse im Einzelhandel. Was kann man sich darunter vorstellen?

Benny Philip Lehmann: Besucherfrequenzmessung als ein Retail-Analytics-Bestandteil ist für den Einzelhandel von großer Bedeutung. Zu wissen, wann wie viele Besucher in den Filialen sind und wie viele Besucher tatsächlich zu Kunden werden – das sind die zentralen Fragen der Besucherfrequenzmessung. Diese bietet Unternehmen die Möglichkeit Umsatzpotenziale zu erkennen und zu nutzen. Die Analysen mit den einschlägigen Key Performance Indicators, kurz KPI, stützen den Einzelhändler bei seinen Entscheidungen wesentlich. Darüber hinaus bieten wir den Händlern einen Full Service. Wir begleiten Kunden von der Planung über den kompletten weltweiten Rollout bis hin zum Support und zum Monitoring der Systeme. Mit diesem Angebot konnten wir uns auf dem Markt positionieren und sind in mehr als 10.000 Filialen in über 49 Ländern vertreten.

Können Sie einen Best Case skizzieren, wie ein Einzelhändler von Crosscan profitieren kann?

Lehmann: Ein Retailer mit einem Filialnetz von circa 200 Filialen in der DACH-Region suchte eine Lösung, um die Performance in den Filialen besser zu messen und zu optimieren. Wir haben mit unserem Projektmanagement und den Technikern den kompletten Rollout übernommen und an allen Filialeingängen Crosscan-3-D-Sensoren installiert. Alle Besucherzähldaten und ergänzende Daten aus dem Unternehmen laufen auf der Retail-Analytics-Plattform „Crosscan Connect“ zusammen und stehen online sowie per App für die Analysen der Performance der Stores zur Verfügung.

Es zeigte sich in den Daten beispielsweise, dass die Personaleinsatzplanung nicht besucherorientiert umgesetzt wurde. Zu wenig Personal in frequenzstarken Zeiten hat den Service und die Beratungsleistung pro Besucher gemindert, weshalb die Abschöpfungsquote – die Conversion Rate, sprich das Verhältnis Besucher zu Kunden – niedrig war. Das Potenzial der Besucher wurde also nicht genutzt, Umsatz ging verloren. Gleichzeitig war zu viel Personal in frequenzarmen Zeiten auf der Verkaufsfläche und hat so unnötig Kosten verursacht. Nach Anpassung der Personaleinsatzplanung an die Besucherfrequenzen konnte im gesamten Filialnetz die Conversion Rate signifikant gesteigert werden.

Auch der Vertrieb des Kunden nutzt die Analysedaten aus der Besucherzählung. Über die „Crosscan Connect App“, die in Echtzeit die wichtigsten KPIs der Filialen anzeigt, hat er auch unterwegs die aktuelle Performance seiner Filialen im Blick. So kann der Vertriebler aktiv Einfluss auf die tagesaktuellen Ergebnisse der Filialen nehmen und folglich die Performance der Filialen direkt beeinflussen. Zusätzlich haben auch die Filialleiter Zugriff auf das „Crosscan Connect Reporting“, um den aktuellen Zielerreichungsgrad ihrer Filiale zu prüfen und um sich mit anderen Filialen zu vergleichen. Unsere Branchen- und Städteindizes ergänzen die Betrachtungen der Filialperformance um das Benchmarking innerhalb der Branche deutschlandweit und regional.

Wie können kleine und mittelgroße Unternehmen von Crosscan profitieren?

Lehmann: Unsere Lösungen im Bereich Retail-Analytics eignen sich für alle Einzelhändler – unabhängig von der Größe des Filialnetzes, da in nahezu jeder Filiale Optimierungspotenzial besteht. Einzelfilialisten allerdings nehmen unsere Besucherfrequenzmessung und Retail-Analytics meist nicht in Anspruch. Hat ein Unternehmer jedoch mehr als eine Filiale, unterstützt ihn die Besucherfrequenzmessung und -analyse in Echtzeit sinnvoll. Mittelständische Unternehmen können – gerade im Wettbewerb mit den großen Filialisten – die Analysen nutzen, um ihr Business kundenorientierter zu gestalten. Service und Beratung sowie Öffnungszeiten und auch Marketingaktionen können gewinnbringend angepasst werden. Mittelständische Unternehmen können hier oft etwas flexibler agieren als die großen Mitbewerber. KPI in Echtzeit, Besucherfrequenzen zum Beispiel in Abhängigkeit vom Wetter oder auch besucherorientierte Personaleinsatzplanung – auch für mittelständische Unternehmen sind das meines Erachtens nach wertvolle Themen.

Im Zuge der Corona-Pandemie wurde mithilfe von Crosscan ein deutlicher Besucherrückgang in deutschen Innenstädten verzeichnet. Inwiefern können Sie für Einzelhändler – sobald die Krise überstanden ist und die Geschäfte sukzessive wieder öffnen – eine Hilfe sein?

Lehmann: Unsere Retail-Analysen zeigen die Abhängigkeiten eines Stores oder auch eines Unternehmens mit großem Filialnetz in Bezug auf Besucherfrequenzen, Umsätze, Wetter und andere Faktoren. Der Retailer kann mithilfe unserer Analysen diese Abhängigkeiten sehen und verstehen und die daraus resultierenden Potenziale nutzen – gerade in so einer neuen Situation wie nach dem Lockdown, in der noch unbekannte Verknüpfungen und Abhängigkeiten das Business bewegen werden. Das aktive Steuern der Stores und auch schnelles, situationsgerechtes Handeln werden dem Einzelhändler in dieser sensiblen Situation gute Grundlagen und Analysen für Entscheidungen bieten. Somit hat er eine bestmögliche Ausgangslage, um die schwierige Marktsituation zu meistern.

Es gibt Ausnahmen: Trotz Corona sind systemrelevante Anbieter wie der Lebensmitteleinzelhandel, Banken und Apotheken weiterhin geöffnet. Dafür haben Sie neue Sicherheitskonzepte entwickelt, etwa die Personenfüllstandsmessung. Wie funktioniert diese?

Lehmann: Ein einfach zu installierender Crosscan-3-D-Sensor zählt die Ein- und Ausgänge von Besuchern in Echtzeit und DSGVO-konform. Das sieht etwa so aus: Darf der Supermarkt zum Beispiel aufgrund der neuen Leitlinien zum Infektionsrisiko mit maximal 150 Personen gefüllt werden, wird diese Zahl im System als Zielwert gesetzt. Ist die maximal zulässige Anzahl erreicht, löst das System eine Aktion aus. Hier sind je nach Bedarf des Einzelhändlers unterschiedliche Aktionen möglich – etwa ein Monitor im Eingangsbereich, der den Besucherfluss durch einfache Ampelsymbole wie Stop und Go regelt, oder die Signalisierung an Mitarbeiter per App.

Die Besucherzähldaten der Sensoren können auch auf unserer „Crosscan Connect“-Plattform für Retail-Analytics zur Verfügung gestellt werden und den Einzelhändler in der Phase danach begleiten. Der große Vorteil dieser Plattform im Allgemeinen ist die zukunftssichere Erweiterbarkeit. Der Retailer kann sehr einfach zusätzliche Sensoriken, zum Beispiel für Luftqualität oder Temperatur, integrieren, um weitere Insights zu gewinnen. Dies reicht vom Monitoring der Kühlkette über die Belegung von Umkleidekabinen bis hin zum Füllstand des Leergutautomaten oder der Mülleimer auf dem Parkplatz.

07.04.2020    Miriam Rönnau
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