DUB Gratis Video Call: Stanford und Silicon Valley
03.06.2020    Arne Gottschalck
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folgende Fragen:

Warum ist die Universität Stanford so gut?

Stanford wird auch „The Farm“ genannt – früher waren damit die Pferde auf dem Campus gemeint, heute metaphorisch die guten Ideen, die schnell wachsen. „Ich war vor rund 25 Jahren zum ersten Mal vor Ort“, sagt Professor Sascha Spoun von der Leuphana Universität. „Der Stanford Campus war schon damals vor der grossen Tech Welle aus einer Reihe von Gründen ein ganz besonderer Platz. Weltoffenheit und internationaler Wettbewerb prägen den Campus – sei es mit Blick auf die Studierenden, aber auch mit Blick auf die Wissenschaftlerinnen. Dazu kommt der ‚spirit‘. Also die Einstellung, einfach mal etwas ausprobieren zu wollen. Ein paar Millionen Dollar zu investieren, das ist kein Fehler, sondern das ist der Versuch, etwas zu verbessern.“ Mit anderen Worten: Auch der „Mindset“, die Geisteshaltung, sei ausschlaggebend. Damit sei im Valley ein Cluster geschaffen worden, das nicht so schnell andernorts aufzubauen ist.

Kann Deutschland von Amerika etwas lernen?

Sollte Deutschland vor diesem Hintergrund Stanford und das Silicon Valley als Blaupause begreifen und einfach nachbauen? Oder seinen eigenen Weg suchen? Seine eigenen Ideen umsetzen, lautet der Tenor der Experten. Denn Deutschland hat einiges zu bieten. „Zum Beispiel sollten sich die Universitäten öffnen“, sagt Dr. Uwe Samuels von der HSBA. Man brauche eine Kultur auf Augenhöhe, in Deutschland grenzten sich Wirtschaft und Universitäten aber eher ab.

Eine Frage der Geisteshaltung, des Leitbilds der Universitäten. In Stanford gebe es daher auch viele Ausgründungen von Start-ups, „die purzeln da geradezu heraus“. Immerhin, bei der HSBA tut sich auch einiges, man habe zuletzt 60 Start-ups begleitet. Und die Pandemie-Krise, welche die Menschen von heute auf morgen quasi ins Homeoffice gezwungen hat? Sie könnte tatsächlich einen Beitrag leisten. Immerhin sei die mentale Barriere, IT-Tools zu nutzen, verschwunden.

Was bedeutet das für den deutschen Mittelstand?

Die wirtschaftliche Stärke Deutschland ist auch die Stärke des Mittelstands. Denn er stellt etliche der „Hidden Champions“ – Weltmarktführer, die viele nicht auf der Rechnung haben. Womöglich sind sie so weit gekommen, weil die „heimlichen Stars“ mit ihren Ressourcen gehaushaltet haben, wie sie für sich geblieben sind. Doch im derzeitigen Umfeld mag das ein Fehler sein. „Die Amerikaner kochen zwar auch nur mit Wasser“, sagt Nico Lumma von next media accelerator, einer Beratung für Start-ups.

Doch unter anderem eben mit viel mehr Geld, beispielsweise Wagniskapital. Geld ist das eine, aber die vielschichtigen Inspirationsquellen das andere. Lumma redet daher einem paneuropäischen Ansatz das Wort, aus dem Unternehmen viele Inspirationen beziehen können. Ein Netzwerk, bei dem der eine vom anderen lernt und umgekehrt. Da können die Universitäten ins Spiel kommen, findet Samuels. Die helfen bei der Vernetzung, so dass aus bloßen Produkten eben umfassende Dienstleistungen werden können.

Ist das für Deutschland bereits ein totes Rennen – oder was macht Hoffnung?

Viel Geld versus Sparsamkeit –hat Deutschland angesichts der heutigen Ausgangslage überhaupt eine Chance? Ja, heißt es unisono im DUB Video-Call. „Wir habe sehr viel Hoffnung“, sagt etwa Lumma. Und Professor Spoun: „Wie das funktionieren kann, zeigt auch Corona. Denn bei den Forschungen, z.B. zu Tests einer Infektion, haben deutsche Wissenschaftler ihren Kenntnisstand früh geteilt. Das hat auch zur Folge, dass Deutschland mit Blick auf die Zahl der Toten aus Pandemie besser dasteht als etwa Spanien.“ Und wenn Mittelständler diese Lektion gelernt haben und an die Tür der Leuphana-Universität klopfen? „Sie stoßen sie auf offene Türen.“ Mittelstand und Universitäten an einem Strang ziehend? Das macht in der Tat Hoffnung.

03.06.2020    Arne Gottschalck
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