Frau mit Einkaufswagen
13.05.2020    Andreas Busch
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Im DUB Business Talk diskutierte Jens de Buhr, Verleger des DUB UNTERNEHMER-Magazins mit dem Experten Stephan Tromp, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des HDE Handelsverband Deutschland, über Wege aus der Branchenkrise.

Wie erholt sich der stationäre Handel nach der Öffnung im Zuge der Lockerungen?

Tromp zeichnet ein düsteres Bild: „Wer kauft schon gerne mit Maske aktuelle Mode ein?“ Shopping in Zeiten der Maskenpflicht sei für Konsumenten kein Erlebnis und belaste die Händler. Zudem sei eine steigende Kundenfrequenz in den Städten von der Politik nicht gewünscht. Auch sei einiger Umsatz in den Online-Handel abgewandert. So hätten Online-Shopper im Schnitt zuletzt zehn Prozent mehr ausgegeben als im Vorjahr, die Anzahl der Konsumenten über 60 Jahre sei um sechs Prozent gestiegen. Erfahrungen aus China zeigten, dass lediglich etwa ein Fünftel des in der Krise an den E-Commmerce verlorenen Umsatz wieder zum stationären zurückkehre.

Was könnte der Branche zeitnah helfen?

„Die Konsumentenstimmung muss wieder steigen“, sagt Tromp. Dazu könne etwa beitragen, wenn Vermieter Mietforderungen weiter stunden oder teilweise erlassen würden. Zwar werbe der Verband in Berlin für die Wünsche des Handels, doch dort seien „viele Interessengruppen unterwegs“. Eine weitere Maßnahme könne die Ausgabe von „Konsumschecks“ sein, ein Wert von 500 Euro pro Erwachsenem sei im Gespräch. Davon, dass diese lediglich im stationären Handel eingesetzt werden können, hält Tromp nichts: „Die gesamte Binnennachfrage soll angekurbelt werden.“ Zudem müssten Sonderzuschüsse dem Mittelstand im Handel „das Leben leichter machen“.

Quelle: HDE Handelsverband Deutschland

Drohen Ausverkauf und eine Insolvenzwelle?

„Ich befürchte eine Rabattschlacht“, sagt Tromp. Mittelständische Textileinzelhändler beispielsweise hätten die Frühjahrskollektionen bestellt und bezahlt. Die Lager seien voll und müssten für die nächste Saisonware geräumt werden. Tromp: „Das geht nur über den Preis.“ Da die Liquiditätssituation im Handel aufgrund geringer Margen ohnehin stets angespannt sei, könne dies der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Wie sieht die nahe Zukunft des Handels aus?

„Wir sind bereits in einer neuen Realität angekommen“, meint der Verbandsmanager. Die Maskenpflicht und die begrenzten Zugangsmöglichkeiten zu den Geschäften würden weiter bremsen. „Die Politik befürchtet eine zweite Welle bei den Infektionen, die Restriktionen enden wohl erst, wenn ein Impfstoff gefunden ist.“ Demnach dürfte die Situation bis ins Jahr 2021 andauern.

Wie kann sich der Einzelhandel besser aufstellen?

Der Handelsverband Deutschland proklamiert, dass die Händler Corona als Chance begreifen, nämlich als eine Chance zur Digitalisierung. „Diese könnte sowohl am Point-of-Sale als auch bei Online-Aktivitäten etwa per WhatsApp oder Instagram zum Einsatz kommen“, so Tromp. Auch würden Einzelhändler bereits erfolgreich die Marktplatzangebote zum Beispiel von Otto, Zalando oder Amazon nutzen. Mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Handel unterstützt der Verband seine Mitglieder dabei.

13.05.2020    Andreas Busch
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