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01.04.2020    Verena Fink
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Keimfeindlichkeit lässt sich beiden Lagern attestieren, Trump, als bekennendem Germophobiker, wie auch Risikokapitalgebern im Valley. Dort haben einige schon im Januar aufgehört, Hände zu schütteln.

Während Trumps beste Wählergruppe, die alten Menschen, am meisten von den Auswirkungen von Corona betroffen sind, können sich die großen Tech-Monopolisten Facebook, Google, Apple, Amazon als Retter inszenieren. Wer zu Hause sitzt, hängt auch in den USA mehr als bislang in Messenger-Diensten, streamt Filme auf Netflix, teilt YouTube Videos mit seinen Freunden, optimiert Fotos für Instagram und aktiviert  sein Facebook-Konto wieder. Konsumenten greifen zu digitalen Kanälen wie nach Strohhalmen, um der Panik vor sozialer Isolation zu entfliehen.

Die Konzerne reagieren prompt, sichern Verlässlichkeit und Stabilität ihrer Services zu. Schließlich wisse man, so Facebook-Chef Mark Zuckerberg, dass die Konsumenten Kontakt und Ansprache brauchen. Amazon bietet weltweit 100.000 zusätzliche Jobs an und investiert 350 Millionen Dollar on top, um uns Konsumenten das Daheim bleiben zu ermöglichen. Google-CEO Sundar Pichai meldet, dass die hauseigenen Suchmaschinen jetzt die wichtigen Infos zu Impfstoffen, Vorsorgemaßnahmen, Behördenhinweisen und Reisebeschränkungen als SOS-Warnmeldung ermögliche.

Bei den großen Helfern werden Werbeplätze kostenlos für Regierungen bereitgesellt und Fake News gefiltert, Jobs geschaffen, Forschung finanziert, Logistik für Gesundheitsbehörden organisiert, Hilfsgruppen vernetzt und Arbeitnehmer gefördert. Die Heilsbringer aus dem Valley ermöglichen sozialen Austausch und fördern damit Gemeinsinn und Volksgesundheit, vermutlich auch, weil ihr Business damit noch exponentieller wachsen wird.

Meine Freunde im Valley jedenfalls blicken mit gemischten Gefühlen auf die großen Retter. Sie arbeiten selbst geschützt im Homeoffice für diese Industrie. Einer meinte zuletzt, erst im Supermarkt beim Rangeln um Toilettenpapier sei ihm deutlich geworden, dass die großen Umsatzsprünge auf dem Rücken der vielen Billigjobs ausgetragen werden, von denen jetzt so viele mehr gebraucht werden. Lunch-Biker, Uber-Fahrer, Amazon-Paketboten oder eben Regalfüller, die ganz ohne Schutz mit vollem Körpereinsatz gegen Hamsterkäufe einschreiten müssen.

Zur Person

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Verena Fink

Verena Fink von Woodpecker Finch
ist Beraterin für kundenzentrierte Innovation
und Künstliche Intelligenz.
Sie ist die Expertin des DUB UNTERNEHMER-
Magazins für digitale
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01.04.2020    Verena Fink
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