Symbolik eines Jahreswechsels von 2020 auf 2021
28.01.2021    Philipp Depiereux
  • Drucken

1. Mehr Empathie für unsere Mitmenschen – nahbar sein, trotz Distanz

Nahezu alles, was jeder Einzelne im vergangenen Jahr geplant hat, ist nicht eingetreten oder hat sich anders entwickelt. Das wird sich dieses Jahr voraussichtlich nicht ändern, aber nicht nur aufgrund der Pandemie. Es ist ein Kulturwandel im Gange, der uns massiv herausfordert. Die Märkte verändern sich rasant und damit auch die Anforderungen an die Menschen – beruflich wie privat. Neben Geduld ist Empathie eine wichtige Eigenschaft, um diesen Wandel zu meistern. Angela Merkel nimmt da eine besondere Vorbildfunktion ein. Mit ihrer empathischen Kommunikation und ihren mutigen Entscheidungen hat sie in den vergangenen Jahren viele Herausforderungen gemeistert. Generell wird es für Führungskräfte und Leader jetzt noch wichtiger sein, ihre Empathie zu schulen und einzubringen!

Dies gilt für Wirtschaft aber auch für das gesellschaftliche Miteinander, um einen Kulturwandel gemeinsam zu gestalten. Dazu gehört, die Mitmenschen im eigenen Umfeld zu unterstützen, aufzubauen, zu ermutigen, zu überzeugen oder auch „einfach“ mit ihnen zu reden. Dafür müssen wir natürlich unser Mindset und die Art und Weise, wie wir diesen Veränderungen begegnen, anpassen. „Resilienz aufbauen“ wie es immer so schön heißt. Wir sollten aber vor allem unsere Empathie schulen, feinfühliger auf diejenigen schauen und achten, die drohen abgehängt zu werden, die sich allein gelassen fühlen, überfordert sind oder Existenzängste durchstehen.

Illustration Kolumne

Gleichzeitig sollten wir uns auch gegen Unrecht in unserem Land stark machen: Corona-Leugnern, Verschwörungstheoretikern, Rechtsradikalen und Populisten, die Lügen verbreiten, Gesetze brechen, Polizisten und unsere Presse körperlich und verbal angreifen, müssen wir uns mutig und mit klarer Kante entgegenstellen. Hier gilt es unsere Werte und Prinzipien zu verteidigen und gleichzeitig offen zu ergründen, woher die Ängste und Sorgen der Menschen kommen und was wir diesen negativen Emotionen in unserer Gesellschaft entgegen setzten können.

2. Wir brauchen mehr Geschwindigkeit in der Umsetzung

Wir brauchen auch den Mut, um Themen schneller umzusetzen. Der Perfektionismus, die Bürokratie und das Bedenkenträgertum lähmen uns. An digitalen Services, Plattformen und Produkten wird in der Wirtschaft viel zu lang entwickelt. Hier kann sich jedes Unternehmen ein Beispiel an der Bundesregierung nehmen. Sie hat innerhalb von nur zehn Wochen unter schwersten Rahmenbedingungen die Corona-Warn-App in einer ersten Version der Bevölkerung bereit gestellt und diese seit dem Launch im Sommer 2020 stetig weiterentwickelt. Gelebtes Start-up-Mindset in der Bundesregierung. Überhaupt hat die Bundesregierung gerade zu Beginn der Pandemie unter hoch unsicheren Rahmenbedingungen Deutschland mutig durch diese Krise geführt. Dass die „Schonfrist“ im Sommer aber nicht ausreichend genutzt wurde, um sich auf diese neuen Wellen vorzubereiten, ist schwer vermittelbar. Neben der unklaren Impfstrategie und den fehlenden Hygienekonzepten für Schulen, Altersheime und andere öffentliche Einrichtungen, gibt es zahlreiche Beispiele, wo die Politik in diesem Jahr noch deutlich stärker in die Umsetzung gehen muss.

Wieso reagieren etwa die Politiker nicht in einer ähnlichen Geschwindigkeit bei dem Thema Homeschooling? Dass der Digitalisierungsschub ausgerechnet dort nicht angekommen ist, wo er seit Jahren gefördert und gefordert wird, will mir nicht einleuchten. Es wäre doch ein Einfaches, sämtliche „Ruckel-Lernplattformen“ sofort abzuschalten und mit allen Schulen in den nächsten Wochen auf Microsoft Teams zu wechseln. Die private Waldorfschule meiner drei schulpflichtigen Kinder nutzt die Plattform und es funktioniert nach einer kurzen Schulung der Lehrer sehr gut. Jetzt kommen sicherlich die Stimmen, die sagen: „Okay eine Privatschule hat es da auch leichter“ Aber es gibt diese Beispiele auch bereits an vielen anderen öffentlichen Schulen. Bislang scheint es nur sehr vom Engagement einzelner Lehrer und Schuldirektoren abzuhängen, wie mit den neuen Herausforderungen umgegangen wird. Erst kürzlich titelte der „Spiegel“ „Bildung ist zur Glücksache geworden“. Wir stehen vor einer grundsätzlichen Herausforderung und scheuen grundsätzliche Lösungen. Ein Problem, für das Politik nun wirklich etwas bewegen und schnell für besseren Rahmenbedingungen sorgen muss – dazu aber später mehr.

Geschwindigkeit brauchen wir auch bei der Auszahlung der Förderungen, für stark vom Shutdown betroffene Branchen, wie etwa der Gastronomie, der Hotellerie und den Einzelhandel. Der Januar ist schon fast vorbei und November-Förderungen sind in Teilen noch immer nicht ausgezahlt. Die Waren mussten bezahlt werden und liegen nun auf Lager. Viele Unternehmen befinden sich jetzt schon in der Liquiditätskrise oder stehen kurz vor der Insolvenz. Es ist schleierhaft, wieso nicht der Vielzahl an mittelständischen Betrieben in einer konzentrierten Aktion schnell geholfen wird. Digitalisierung ist vermutlich auch ein guter Ratgeber, denn über agil entwickelte Software könnte der Prozess der Antragsstellung und Auszahlung deutlich beschleunigt werden. Auch wenn ich an dieser Stelle unbedingt betonen möchte, dass Cyber Security und Datenschutz bei diesen und auch weiteren Digitalisierungsprozessen unbedingt mitgedacht werden sollten, da Hackerangriffe in den vergangenen Jahren massiv zugenommen haben.

3. Voller Fokus auf die digitale Transformation der Wirtschaft

Die seit Jahren bereitstehenden Werkzeuge zur digitalen Transformation werden nun endlich genutzt, wir werden mobiler, flexibler und nachhaltiger in Wirtschaft, Arbeit und Alltag. Doch dieser Schub hat sich spürbar entschleunigt. Das aktuelle Mittelstandspanel der KfW bestätigt diese Befürchtung. Es kommt zu dem Ergebnis, dass die Corona-Pandemie im Mittelstand scheinbar nur für einen kurzen Innovationsschub gesorgt hat. Um die finanziellen Folgen abzufedern haben laut des neuen KfW-Mittelstandspanels 25 Prozent der Mittelständler ihre Investitionen in Innovationen sogar wieder gesenkt. Auch im Nachgang werden Unternehmen vermutlich eher in ihre Krisenfestigkeit investieren, anstatt mit Innovationen in eine höhere Wettbewerbsfähigkeit – ein Fehler.

Seit über zehn Jahren führe ich die Digitalberatung etventure, stehe auf zahlreichen Bühnen und versuche Unternehmerinnen und Unternehmern deutlich zu machen, wie notwendig der Handlungsbedarf ist. Jetzt mahnte sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel Anfang Dezember auf dem Digital-Gipfel der Bundesregierung und zeigte sich besorgt. Sie betonte: „Es wird die Dringlichkeit in vielen Bereichen immer noch nicht ausreichend erkannt, dass sich das alles ändert und dass wir einfach irgendwann Bummelletzter sind“. Sie warnte, dass es nun deutlich mehr Tempo brauche. Eine Gefahr, die ich bereits seit Jahren anmahne. 2021 wird weiterhin in großen Teilen virtuell ablaufen und darauf sollten sich Unternehmerinnen und Unternehmer einstellen.

Damit Selbstständige erfolgreich digitalisieren, sollten sie klein anfangen, schnell agieren, aber vor allem radikal nutzerzentriert vorgehen. Von nun an sollten sie, wann immer möglich, aus Markt-, Nutzer- und Mitarbeiterperspektive denken und ihren Fokus auf digitale Kanäle legen. Dabei sollten Unternehmen ihr bestehendes Geschäftsmodell, die Cash-cow  nicht abschalten oder vernachlässigen, es braucht aber neue Geschäftsmodelle und digitale Services, um auch die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen zu sichern. Auch das Thema Cyber Security wird stark an Bedeutung gewinnen.

Digitalisierung und Transformation sind nicht ausschließlich Technologie-, sondern auch Kulturthemen. Wir sollten in diesem Jahr eine Innovationskultur in Deutschland entwickeln, die Neugier fördert und Lust auf Neues macht. Aber vor allem braucht es die Erkenntnis, dass die Disruption bereits an der nächsten Ecke lauert.

4. Bildung neugestalten

Das Bildungssystem braucht keine inkrementelle Verbesserung mehr. Das gesamte System gehört auf den Prüfstand. Es geht um Bildungsangebote, mit denen wir die Grundlagen für die Zukunft unserer Wirtschaft und Gesellschaft schaffen. Fähigkeiten, die es für eine digitale, sich schnell ändernde Zukunft bedarf, sind Mut, Kreativität, Kommunikationsstärke, Sozialkompetenz, Empathie und Teamfähigkeit. Diese Kompetenzen lernen weder die Lehrer noch die Schüler, Auszubildenden oder Studenten in unserem staatlichen System. Hier heißt es nicht nur „ran an die Lehrpläne“, sondern vor allen Dingen auch „näher ran an die Praxis“: Ein bis zwei Tage Wirtschaft, Planspiele, Gründung, Entrepreneurship, Sozialarbeit, Kreativarbeit und Projektarbeit die Woche. Und last but not least würde ich SOFORT die Kultusministerkonferenz abschaffen und das Thema „Bildung“ in die Hände eines zentralen Ministeriums legen.

5. Social-Media-Plattformen überdenken

Social Media hat Donald Trump mit seinen Lügen nicht nur groß gemacht, sondern auch ins Weiße Haus gebraucht. Während seiner Amtszeit hat er vier Jahre lang impulsive und falsche Nachrichten über Social Media verbreitet und damit ein ganzes Land gespalten. Social Media hat gefährliche Bewegungen, wie QAnon (eine mutmaßliche US-amerikanische Person oder Gruppe, die seit 2017 Verschwörungstheorien mit rechtsextremem Hintergrund im Internet verbreitet) groß gemacht und verbreitet. Fake News von Corona-Leugnern und Verschwörungstheoretikern werden täglich auf Social Media verbreitet. Auch in diesem Wahljahr werden die AfD-Unterstützer wieder mit Fake News und populistischen Parolen die Portale fluten. Meist geschieht dies systematisch durch Fake Accounts und einer Maschinerie im Hintergrund. Hier muss die Politik einschreiten und dagegen vorgehen.

Illustration von Philipp Depiereux

Philipp Depiereux: Als Gründer und Geschäftsführer der Digitalberatung und Startup-Schmiede etventure treibt Depiereux seit über 10 Jahren den digitalen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft voran – mit neuen Denkweisen und neuen Methoden. Zudem ist er Initiator des Non-Profit Video- & Podcastformats ChangeRider

Ich bin kein Freund von Regulierung und Zensur. Dennoch müssen Systeme entstehen, die der teilweise systematischen Hetze und Lüge entgegengestellt werden. Die Unternehmen selbst scheinen nicht aus der Vergangenheit zu lernen. Die neue Social Media-Plattform Clubhouse, von der ich auch ein Fan bin, hat die drängendsten Fragen von Social Media ebenfalls nicht gelöst. Wie etwa diese, wie man mit Rassismus, Sexismus und Verschwörungstheorien auf der Plattform umgeht? Bislang bietet Clubhouse lediglich die Möglichkeit, Nutzerinnen und Nutzer zu melden, wenn sie wegen Hate Speech oder Desinformation auffallen. All diese Probleme kommen einem nicht nur sehr bekannt vor, sondern sind geradezu offensichtlich, wenn man eine Social-Media-App konzipiert. Insbesondere, wenn man dies im Silicon Valley, in direkter Nachbarschaft zu Facebook, Twitter, Youtube oder Snapchat tut.

6. Den Kampf gegen den Klimawandel so energisch vorantreiben, wie den Kampf gegen die Corona Pandemie

Wir stehen auch beim Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz an einem bedeutenden Wendepunkt. In was für einer Welt wollen wir künftig leben? Das vergangene Jahr hat uns nicht nur in Verzicht gelehrt, sondern gleichzeitig dazu beigetragen, dass die CO₂-Emissionen so stark eingebrochen sind, wie lange nicht mehr. Laut einer Bilanz des Global Carbon Projects, die im Journal „Earth Systems Science Data“ erschien, ist der Ausstoß von Kohlendioxid 2020 um sieben Prozent gesunken. Vielleicht ist das der Beginn eines Bewusstseinswandels.

Die schlechte Nachricht ist: Trotzdem reicht es nicht. Viele Forscher betonen immer wieder, dass wir die CO2-Kurve dieses Jahr weiterhin deutlich stärker abflachen müssen. Experten warnen vor einem vorschnellen Hoffnungsschimmer durch Corona: Nach der Finanzkrise sind die globalen Emissionen im Jahr 2010 sprungartig um fünf Prozent angestiegen, als sich die Wirtschaft erholte. Corona wird unser Klima aus meiner Sicht also nicht retten! Ich glaube aber, dass uns die Krise etwas Wichtiges gelehrt hat: Es lohnt sich, auf die Wissenschaft zu hören. Die große Herausforderung in diesem Jahr wird sein, die wissenschaftlichen Erkenntnisse in politisches Handeln umzusetzen. Die Coronakrise hat uns gezeigt, was möglich ist, wenn Politik und Wissenschaft Hand in Hand arbeiten. Und das macht mir Mut für unsere Zukunft. Denn auch Klimawandel, Umweltschutz und Digitalisierung können mit Wissenschaft und politischem Handwerk gemeistert werden.

Auch in meinem Unternehmen etventure ist uns klar geworden, dass wir uns der Verantwortung stellen müssen, um unseren eigenen Fußabdruck drastisch zu verringern. Dabei schauen wir auf die verschiedenen Bereiche wie etwa Mobilität, Energie oder Ernährung und fragen uns: Was müssen wir verändern, damit eine grüne Zukunft realistisch ist? Eine weitreichende Entscheidung haben wir dazu schon im Spätsommer 2020 getroffen. Wir haben als erste Beratung vollständig auf innerdeutsche Flüge verzichtet und sind stattdessen auf die Bahn umgestiegen. Durch die Corona-bedingten Reiseeinschränkungen war die Umstellung sicherlich leichter, die Weichen sind nun aber gestellt und es wird auch nach Corona für uns von nun an ausschließlich Bahnreisen geben.

7. Start-up-Mindset überall

Wir brauchen in Deutschland ein Start-up-Mindset in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Wir müssen deutlich mehr Dinge ausprobieren, schneller umsetzen und dann vor allem auf Basis von gesammelten Daten und Erfahrungen wieder schnell in die Optimierung und Skalierung gehen. „Build, Measure, Learn“ nennen es die Start-ups.

Im Umgang mit der Coronapandemie würden sich die Start-up-Prinzipien sehr gut eignen. Ein großes Problem ist ja seit langer Zeit bekannt: die Coronahotspots in Altersheimen und teilweise auch in Krankenhäusern. Es wäre ein Leichtes, neue Konzepte zu testen, erfolgreiche Konzepte von Einrichtungen zu übernehmen und flächendenkend mit hoher Priorisierung anzuwenden. Deshalb braucht es einen vernetzten Austausch und dann den Willen, schnelle und klare Entscheidungen zu treffen, um in die Umsetzung zu kommen.

Eine breite Beschaffung von Coronaschnelltests (mittlerweile gibt es ja bereits über 200 Schnelltests) könnten ebenfalls ausgegeben werden. Somit könnten die Bürgerinnen und Bürger sich selbst testen. Gleichzeitig könnten Tests von Bundeswehrsoldaten, Freiwilligen und sonstigen Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht werden, um das öffentliche Leben, den Besuch etwa von Schulen, Restaurants, Hotels oder Einkaufszentren, wieder möglich zu machen.

8. Wir müssen weiblicher werden

Neben Corona wird uns ein anderes Thema dieses Jahr sehr beschäftigen: Gender Diversity. Dank der viel diskutierten und nun beschlossenen Frauenquote könnte sich dieses Bild in zahlreichen Führungsetagen hoffentlich bald ändern. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen in Deutschland bewegt sich aktuell noch auf dem Niveau von Indien und der Türkei. In den Top 100 der börsennotierten Unternehmen liegen wir in Europa auf Platz 24 von 27, mit gerade mal zehn Prozent Frauenanteil. Doch bei der Quote geht es nicht allein darum Topmanagerinnen zu fördern. Es geht auch darum Rollenbilder zu schaffen, Mitbestimmung und vor allem echte Changengleichheit. Durch gelebte Teilzeitangebote und Betreuungsmöglichkeiten im Job, können Unternehmerinnen und Unternehmer zudem eine Grundvoraussetzung schaffen, um Frauen später die Top-Positionen auch zu ermöglichen. Selbstständige sollten ihre Mitarbeiterinnen fördern, ihnen Projekte und Verantwortung übergeben, die ihnen Sichtbarkeit verschaffen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zur Norm und nicht zur Ausnahme werden lassen.

Wir alle müssen uns für den Abbau der immensen Geschlechterungerechtigkeit in diesem Jahr einsetzen. Hinterfragen Sie alte Strukturen und diskutieren Sie diese Themen auch mal im Freundeskreis. Mein kürzlich veröffentlichtes Buch „Werdet WELTMUTFÜHRER“ habe ich ganz bewusst in weiblicher Form geschrieben. Vielen Leserinnen und Lesern ist dabei erst bewusst geworden, wie sehr wir einen bestimmten Sprachjargon verinnerlicht haben und wie stark Sprache auch unsere Realität prägt.

9. TOP-Leadership für die Politik

Apropos weibliche Führung: Angela Merkel verabschiedet sich gegen Ende des Jahres aus dem Kanzleramt. Schaut man allerdings auf die aktuellen Spitzenkandidaten stellt man fest: So wenig weiblich waren die möglichen Nachfolgekandidaten leider lange nicht mehr. Angela Merkel wird wohl vorerst die erste und letzte Kanzlerin bleiben, weil es weder SPD noch CDU gelang eine weibliche Kandidatin aufzustellen.

Ich gratuliere dem neuen Parteichef der CDU, Armin Laschet. Auf ihn wird eine spannende Zeit zukommen. Denn jetzt muss die politische, männliche Spitze beweisen, dass sie nicht einfach mit alten Männlichkeitskonzepten weiterregiert, sondern das Land empathisch und kommunikativ lenken und führen kann.Die Bundestagswahlen im Herbst werden neue Akzente setzen. Die ausgleichende, mutige und stabilisierende Rolle von Angela Merkel werden viele schmerzlich vermissen. Mein innigster Wunsch, dass sie noch ein paar Jahre dranhängt, wird vermutlich nicht in Erfüllung gehen. Dennoch hoffe ich, dass sie uns auch zukünftig zur Seite stehen wird und eine Person als Bundeskanzlerin oder Bundeskanzler folgt, die Spielführerinnen- oder Spielführer-Qualitäten hat. Eins steht auf jeden Fall fest: irgendwie bin ich nicht bereit für einen männlichen Kanzler.

Neben einem Leader oder einer Leaderin im Kanzleramt wünsche ich mir ein TOP diverses Team an Ministerinnen und Ministern. Hierbei ist es natürlich nicht nur wichtig, dass führungsstarke Frauen die Ministerien besetzen, sondern eben auch Menschen, mit diversen Fähigkeiten und Hintergründen. Team Biden in den USA ist darin schon einmal ein guter Gradmesser. Wünschenswert wäre natürlich noch für wirtschaftsnahe Ämter, dass hier Unternehmerpersönlichkeiten endlich mal den Staffelstab in die Hand nehmen.

10. Mut

Wir sollten die Veränderungen durch die Digitalisierung annehmen und diese Entwicklung als gigantische Chance für unsere Gesellschaft nutzen. Vor allem im Bereich Nachhaltigkeit und der Arbeitswelt von Morgen gibt es 2021 immer noch immenses Potenzial, um unsere Zukunft enkelfähig zu gestalten. Auf uns kommen wichtige Fragen zu. Wie soll unsere Welt morgen aussehen? Wie können wir Kapitalismus neu denken?

In diesem Jahr 2021 muss es also heißen: Werdet MUTIGER und legt die Angst vor dem Risiko ab – wir müssen nun gemeinsam in die Umsetzung gehen! In meinem neuen Buch „Werdet WELTMUTFÜHRER“ zeige ich sehr pragmatisch, wie die Umsetzung in der aktuellen komplexen Welt gelingt, wie Unternehmen den Durchblick behalten, digitale Produkte, Prozesse und Geschäftsmodelle mit bestehenden und neuen Kunden erfolgreich entwickeln und skalieren können. Für Unternehmen kommt es in diesem Jahr nämlich darauf an, zu investieren, zu innovieren und die Weiterbildung voranzutreiben. Während Politik die Rahmenbedingungen dafür schaffen muss, nachhaltiges Wirtschaften zu ermöglichen und das Bildungssystem zu revolutionieren.

Wir müssen uns endlich trauen Geschichte neu zu schreiben, neue Strategien entwickeln, wichtige Weichen für die Zukunft stellen, die Dinge anpacken und verändern, digitalisieren und gründen, um die Menschen fit für den Wandel machen! Um es mit den Worten des Soziologens Helmut Schoeck zu sagen: „Das größte Risiko unserer Zeit liegt in der Angst vor dem Risiko“. Dieses Jahr ist das Jahr der Weltmutführer*innen – lassen Sie uns gemeinsam mutig sein!

28.01.2021    Philipp Depiereux
  • Drucken
Zur Startseite