Jim Rogers Gold Anlage
14.10.2020    Arne Gottschalck
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„Ride the Bull“, kritzelte er mit Kugelschreiber in ein Buch, das er mir am Ende eines Interviews in die Hand drückte. Reite den Bullen. Das ist mittlerweile mehr als zehn Jahre her. Der ­„Bulle“ rennt allerdings noch immer, und Rogers ist weiterhin dabei. Denn der Bulle, das sind für ihn ­Rohstoffe, vor allem Gold. Sie haben seit jener Widmung deutlich an Wert gewonnen – von rund 800 US-Dollar die Feinunze Gold bis zuletzt um 2.000 US-Dollar.

Der 77-Jährige kann aber nicht nur Rohstoffe. Rogers investiert weltweit, ohne Berührungsängste und mit einer klaren Meinung. Unter anderem deshalb findet der Mitgründer des Quantum Fund, eines Hedgefonds, weiterhin Gehör.

Sie haben mir einmal nach einem Interview ein Buch signiert. „Ride the Bull“, schrieben Sie. Gilt das noch angesichts der unruhigen Welt?

Jim Rogers: Der beste Weg, Geld zu machen, ist Dinge zu finden, die Sie kennen, über die Sie viel wissen – und dann zu investieren. Wenn das Rohstoffe sind, fragen Sie nicht mich, sondern machen sie! Das gleiche gilt, wenn Sie viel über eine Währung oder ein Land wissen. Aber eben nur dann. Wenn ich mich derzeit umschaue, dürften Rohstoffe wieder die günstigste Asset-Klasse sein. Bonds? Stecken in einer Blase. Aktien? Stehen fast überall auf einem All-Time-High. Und Rohstoffe? Ich habe im Sommer 2019 Edelmetalle gekauft, was ist sonst selten mache.

Wie sollte man das konkret angehen, über Futures?

Rogers: Futures sind dann gut, wenn Sie genau wissen was Sie tun. Sie können sehr schnell sehr reich damit werden. Aber ich bin faul – viele Studien zeigen, dass es für die meisten Investoren das Beste ist, in Indizes zu investieren.

Und was ist mit physischen Edelmetallen?

Rogers: Jeder sollte Gold und Silber haben, und sei es als Versicherung. Sie hoffen, dass Sie es nie brauchen. Münzen sind für die meisten ein guter Weg. Denn mit einem Barren Gold Brot einzukaufen, das geht nicht – schon, weil der Verkäufer kein Wechselgeld herausgeben könnte. Mit Münzen ist das dagegen kein Problem. Daher habe ich auch Münzen gekauft.

Wie groß sollte der Goldanteil am Gesamtportfolio sein?

Rogers: Wenn Sie viel darüber wissen, durchaus 100 Prozent – warum nicht. Aber wenn Sie wenig wissen, dann sollte es nur eine Versicherung sein – bis sie mehr darüber gelernt haben.

Sie schwören seit Jahrzehnten auf China.

Rogers: Ja, sogar meine Töchter sprechen beide Mandarin. China wird das nächste große Land der Welt sein, ob wir es mögen oder nicht. Klar wird es da Probleme geben. Aber die USA waren im 20. Jahrhundert lange das größte Land, hatten zuvor aber mit allen möglichen Problemen zu kämpfen. Trotzdem waren sie erfolgreich. Nun sind die USA die derzeit größte Schuldnernation der Welt. Die Geschichte lehrt uns, dass man so früher oder später in Schwierigkeiten gerät.

Sie haben sich selbst als „Adventure Biker“ ein Bild von der Welt gemacht, sind mit Motorrad und Auto gereist. Bringt das heute noch etwas? Immerhin sind Informationen nur noch einen Mausklick entfernt.

Rogers: Stimmt schon, das Internet hat Informationen viel zugänglicher gemacht. Wir können also schneller Wissen erlangen. Aber das Internet lehrt uns keine Urteilskraft. Stellen Sie sich 100 Menschen in einem Raum vor; nur fünf oder sechs haben das richtige Urteil. Schnellere Informationen also ja, bessere Urteile nein – und das sehen wir jeden Tag. Und um auf Ihre Frage zurückzukommen: Ich ermutige Menschen, die Welt zu sehen und zwar von der Erde aus. Wenn sie fahren, müssen sie mehr lernen; sie haben keine Wahl.

Wenn meine Tochter Sie fragen würde: Jim, was soll ich in Geldanlage unbedingt vermeiden und was unbedingt machen – was antworten Sie?

Rogers: Investiere nicht, wenn Du nicht viel darüber weißt. Die erfolgreichsten Investoren suchen quasi, bis sie etwas finden, über das sie viel wissen. Dann können sie jede Veränderung wahrnehmen. Und deswegen sind sie erfolgreich. Das ist langweilig; jeder will einen heißen Tipp, jeder will ja diese Woche reich werden. Aber mach das nicht, sei langweilig.

Welche Rolle spielt Geduld dabei?

Rogers: Die besten Investoren machen nichts anderes, sie warten. Ich versuche auch immer zu warten, bis Geld in der Ecke liegt. Dann muss ich nur hingehen und es aufheben. Aber das passiert nicht häufig. Man muss Geduld haben und dann wieder warten – nämlich auf die passende Möglichkeit zum Verkauf. Das bedeutet vor allem, Disziplin haben zu müssen. Und das ist schwierig. Aber jedes Mal, wenn ich auf einen heißen Tipp gehört habe, habe ich Geld verloren. Egal wie klug das Gegenüber ist: Ich höre nicht zu; es ist fast immer falsch.

14.10.2020    Arne Gottschalck
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