DUB Gratis-Video-Call: Fördermittel vom Staat
09.06.2020    Miriam Rönnau
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Finanzredakteur Andreas Busch sprach im DUB Video-Call mit:

Zu Beginn der Pandemie hat die Politik rasch mit finanziellen Soforthilfen für Unternehmen reagiert, jetzt folgt das große Konjunkturpaket. Wie unterscheiden sich die Fördermittel? Ist das neue Paket wirklich hilfreich?

„Insgesamt stellen wir auch aus der Perspektive des Sparkassenverbands Niedersachsen fest, dass Deutschland rechtzeitig reagiert und im Zuge der ersten Welle die Maßnahmen vielen Unternehmen geholfen hat“, sagt Dirk Hilmerring, Leiter Firmenkunden bei der Kreissparkasse Soltau. Denn eines ist klar: Selbst Unternehmen, die finanzielle Rücklagen hatten, kommen damit nicht auf Dauer aus. Hilmerring: „Meist sind die Rücklagen nach zwei bis drei Monaten aufgebraucht – und die finanziellen Einbußen lassen sich auch nicht ohne weiteres aufholen. Beispiel Hotellerie: Wenn der Betrieb für acht Wochen schließen musste, können die Betten im September nicht einfach doppelt vermietet werden.“

Aus diesem Grund ist es für Peter Stahl, Vorstandssprecher der ADVOCARD, dem Rechtschutzversicherer der Generall Deutschland AG, nachvollziehbar, dass die Politik neue Förderprogramme auflegt. Beim Thema Liquiditätszuschüsse gilt es allerdings zu differenzieren: „Die ersten Hilfs- und Förderprogramme waren Soforthilfen; es brauchte schnelle Zuschüsse zur Sicherung der Liquidität in den Betrieben. Jetzt geht es darum, langfristig zu helfen – insbesondere jenen, die ihre Umsätze nicht einfach nachholen können.“ Der Weg, den die Politik hier mit Überbrückungshilfen einschlägt, sei somit sinnvoll – insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU). Stahl: „In Deutschland gibt es 1,8 Millionen KMU mit 12 Millionen Arbeitsplätzen. Es ist offensichtlich, wie wichtig ist es, dass diese Unternehmen überleben und abgesichert in die Zukunft gehen können.“

Derzeit bieten Bund und Länder 76 Hilfs- und Förderprogramme für Unternehmen. Wie können Selbstständige den Überblick behalten und wissen, welche Mittel für ihr Unternehmen geeignet sind?

„Nicht nur, weil es aktuell ein komplexes Dickicht an Zuschüssen gibt, sondern vor allem, weil diese Hilfen unterschiedliche Voraussetzungen erfordern, ist es für Selbstständige immer schwieriger zu wissen, welche die richtigen Mittel für sie sind“, sagt Stahl.

Bereits im März hat die Generall in Deutschland mit der Advocard und dem strategischen Partner Flightright die Online-Plattform „Macher-Hilfe“ ins Leben gerufen. Mittels eines dynamischen Fragebogens können Unternehmer schnell herausfinden, welche Hilfs- und Förderungsmittel für sie zur Verfügung stehen. „Wenn der Unternehmer auf die einzelnen Programme klickt, bekommt er alle aktuellen Informationen und Details, die er braucht, um die Mittel zu beantragen“, so Stahl. „Über den Update-Service werden sie zudem über neue Programme informiert.“

Wer das direkte Gespräch bevorzugt, kann seinem Finanzberater vertrauen. „Als Sparkasse stehen wir für den persönlichen Kontakt. Wir wollen mit den Kunden herauszufinden, was für den jeweiligen Bedarf die beste Lösung beziehungsweise das richtige Paket ist“, sagt Hilmerring. Und auch die Bank profitiert von dem Austausch: Wenn der Berater mit dem Kunden in den Dialog geht, werden Schwachstellen besser sichtbar. „Es hat sich herausgestellt, dass der erste Wurf an Programmen noch verbesserungswürdig war“, so Hilmerring. „Nicht alle Kunden wurden mit dem Unternehmenskredit erreicht. Deshalb besserte die KfW die Kreditprogramme nach.“

Sollten Selbstständige unbedingt jede Förderung, insbesondere jedes Kreditangebot wahrnehmen?

Beide Experten sind sich einig: Unternehmer sollten wirklich nur Angebote beantragen, die sinnvoll für sie sind.

„Wer Kredite in Anspruch nimmt, muss sie auch zurückzahlen“, betont Hilmerring. Das mache eine gute Beratung umso wichtiger, da es viele Auflagen und Detailinformationen gebe, die schnell untergehen könnten. „Zu beachten ist unbedingt, dass Unternehmer bei Zuschüssen oder geförderten Darlehen die Obergrenze nicht überschreiten. Das kann schnell passieren – besonders, wenn man an verschiedenen Stellen Mittel beantragt.“ Im Zweifel müssen Gelder zumindest teils zurückgezahlt werden.

Was genau für die neuen Überbrückungshilfen gilt, ist noch unklar. „Es gibt noch kein Gesetz, dass über Details aufklärt. Ich gehe allerdings davon aus, dass auch diese Hilfen zurückgezahlt werden müssen“, sagt Stahl.

Die Koalition hat eine Senkung der Mehrwertsteuer in der Corona-Krise beschlossen. Wird damit die Konjunktur schnell wieder florieren?

„Die Senkung der Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte für sechs Monate schätze ich als eine sinnvolle Unterstützung des Konjunkturmotors ein, nicht aber als Allheilmittel“, sagt Hilmerring.

Stahl betont: „Wir müssen darauf achten, dass die Maßnahmen immer ausgewogen sind. Eine dreiprozentige Senkung für ein halbes Jahr verursacht rund 20 Milliarden Euro Mindereinnahmen. Das ist eine große Investition. Doch ich empfinde sie auch als ausgewogen, denn wir müssen bedenken: Kommende Generationen müssen diese Gelder zurückzahlen.“

09.06.2020    Miriam Rönnau
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