Glas mit Geld
13.11.2020    Kai Makus
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Am DUB Digital Business Talk nahmen teil:

  • Edda Schröder, Geschäftsführerin und Gründerin der Invest in Visions GmbH
  • Günter Fett, Geschäftsführender Alleingesellschafter, Franz & Partner, Gesellschaft für Finanzberatung und Vermittlung ausgewählter Vermögensanlagen mbH

Moderation: Arne Gottschalck, Finanzredakteur DUB UNTERNEHMER-Magazin

„Aktien, Renten, Immobilien – das war’s“: Ein wenig verwundert zeigt sich Edda Schröder, Gründerin von Invest in Visons, im DUB Digital Business Talk über die klassische Absicherung der meisten Investmentfonds. Dabei ist das Diversifizieren – das Streuen des Kapitals über verschiedene Anlageklassen zwecks Risikominimierung – nach dem klassischen Credo schwieriger geworden. Denn dessen Logik lautet: Fallen die Aktienkurse, steigen meist die Preise für Anleihen, was Verluste im Portfolio zumindest mindern kann. Doch mit Anleihekursen auf Höchstständen und Verzinsungen, die deshalb immer öfter minimal oder sogar negativ sind, braucht es andere Lösungen. Eine davon kann ein Mikrofinanzfonds sein, wie Schröder ihn aufgebaut hat.

Ihr Fonds vergibt Kredite an Banken in Schwellenländern, die wiederum Darlehen für Kleinstunternehmer anbieten. „Das können Landwirte sein, Schreiner, aber auch Taxifahrer“, so Schröder. Ihre Ziele: „Unternehmertum aufbauen, Arbeitsplätze und Wohlstand schaffen, die Volkswirtschaften stärken.“ Den Erträgen schadet dieser soziale Touch offenbar kaum. „Seit Gründung 2011 hatten wir in keinem Jahr eine negative Rendite“, sagt Schröder. Sie verweist zudem auf die geringen Kursschwankungen ihres auch für Privatanleger zugänglichen Fonds.

Aktien sind „immer ein Sachwert“

Gar keine Anleihen hat Günter Fett in seinem Dachfonds – er sichert sich allein über eine Auswahl von mehr als 20 Aktienfonds ab, die er per Software selektiert. Die Strategie dahinter: Unterschiedliche Kursbewegungen in verschiedenen Ländern oder Branchen reichen zur Diversifizierung aus. Fett setzt zudem auf Megatrends wie Demographie, Technologie, Erneuerbare Energien und die Verschiebung der ökonomischen Machtzentren weg von Europa und den USA in Richtung Schwellenländer wie China oder Indien. Sein Argument gegen Anleihen: Viele seien riskanter als die meisten Aktien – „hinter diesen steht immer ein Sachwert“, den er höher einschätzt als Zahlungsversprechen von Staaten wie Italien oder Spanien.

DUB Business Talks

Als reiner Aktieninvestor ist Fett Krisen und Crashs gewohnt. Sein Rat: „Die Füße stillhalten.“ Verluste entstehen nämlich erst beim Verkauf. Wer die Papiere hält, hat die Chance auf eine Kurserholung. Fetts Warnung: „In solchen Phasen werden die meisten Fehler gemacht.“ Am besten für ein Aktienengagement ist für ihn daher ein langer Atem, im Fachjargon: Anlagehorizont. Schröder hat das ähnlich beobachtet und spricht vom „Lemming-Effekt“: Viele Anleger steigen erst bei Aktien ein, wenn alle kaufen und die Titel gerade teuer sind. Für sie unverständlich: „Wenn ich in den Supermarkt gehe, kaufe ich doch auch das, was gerade günstig ist.“

Ruf nach mehr Finanzbildung

Geradezu „erschüttert“ zeigt sich Fett vom Finanzwissen vieler Politiker in Deutschland: „Einige halten Aktien tatsächlich für reine Spekulation.“ Kein Wunder, dass es manchen seiner Kunden genauso geht. Die berichten ihm von Verlusten mit den Telekom-Aktien in den 2000er-Jahren oder aktuell mit Wirecard-Papieren, die mit der Insolvenz nach dem mutmaßlichen Milliardenbetrug quasi wertlos sind. „Mehr Finanzbildung“ lautet sein Rezept, um aus den deutschen Aktienmuffeln Anleger zu machen, die zum Beispiel über die Börse für ihr Alter vorsorgen. Schröder hat eine weitere Empfehlung parat und verweist dazu auf eine erfolgreiche Umsetzung in den Niederlanden: „Dort subventioniert der Staat das Sparen mit Aktien.“

13.11.2020    Kai Makus
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