Grafische Darstellung von Finanzspritze
22.04.2020    Charlotte Reuscher
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  • Brigitte Zypries, Bundeswirtschaftsministerin a.D. und Herausgeberin des DUB UNTERNEHMER-Magazins
  • Andreas Mansfeld, Generalbevollmächtigter der Hamburger Sparkasse
  • Sven Hohensee, Head of Corporate Finance beim Fintech Kapilendo
  • Swen Scholtyssek, Partner bei KPMG

Bringt es etwas, Briefe an die Regierung zu schreiben und Forderungen zu stellen?

„Die Event- und Messeunternehmen fallen in der aktuellen Diskussion leider oft unter den Tisch – obwohl wir die letzten sein werden, die aus der Krise herauskommen“, kritisierte eine Berliner Unternehmerin. Gemeinsam mit Kollegen aus der Branche hat sie einen ausführlichen Brief an die Bundesregierung verfasst.

„Eine gute Idee“, findet Brigitte Zypries. „Die Messe- und Eventbranche sollte sich organisieren – und die Politik ist auch darauf angewiesen, direktes Feedback zu bekommen. In meiner aktiven Zeit hatte ich verfügt, dass derartige Post mir persönlich vorgelegt und dann entsprechend bearbeitet wird. Solch ein Vorgehen ist natürlich nicht verpflichtend, aber ich gehe davon aus, dass an vielen Stellen weiterhin so mit Anregungen und Forderungen umgegangen wird.“

Wo bekomme ich eine Übersicht über die verschiedenen Zuschüsse und Kredite?

Diese Frage stellen sich derzeit wohl fast alle Unternehmer. „Kein Wunder, sagt Swen Scholtyssek, „denn es gibt momentan rund 50 verschiedene Länder- und KfW-Programme, deren Bedingungen sich zudem beinahe täglich ändern.“ Um Unternehmen den Überblick zu erleichtern, haben Scholtyssek und sein Team ein Online-Tool entwickelt: „Unternehmer können durch die Beantwortung einiger Fragen schnell herausfinden, welche Fördermittel zu ihrer aktuellen Situation passen.“ Die täglich aktualisierte Anwendung kann hier aufgerufen werden, hier gibt es weitere Informationen.

Ich soll für einen Kreditantrag eine Liquiditätsplanung für drei Jahre vorlegen. Wie soll das gehen?

… fragt sich ein Hamburger Unternehmer, der – wie sehr viele – zurzeit gar nicht realistisch absehen kann, wie sich sein Geschäft über einen so langen Zeitraum entwickeln wird. Andreas Mansfeld pflichtet ihm bei „Seriöse Schätzungen über einen derartigen Zeitraum kann heutzutage niemand verlangen. Wir handhaben das in ähnlichen Situationen so, dass der Zeitraum auch kürzer sein kann.“

Sven Hohensee rät: „Sprechen Sie am besten direkt mit Ihrem Bankberater. Meiner Erfahrung nach ist auch für viele Angestellte in Banken das Thema neu und noch nicht vollständig durchdrungen. Da sitzen wir alle im selben Boot, und persönliche Gespräche können viel hilfreicher sein als schriftliche Kommunikation.“

Meine Bank verweigert mir eine längerfristige Aussetzung der Tilgungen für einen bestehenden Kredit – was kann ich tun?

Vor diesem Problem steht ein Firmeninhaber aus Stuttgart, der aus dem Kauf einer Immobilie einen Kredit bedienen muss. Er hatte sich, um längerfristig seine Liquidität zu sichern, eine Aussetzung der Tilgungen über zwei Jahre erbeten.

Diesen Zeitraum findet auch Andreas Mansfeld zu lang: „Darauf werden sich viele Banken derzeit nicht einlassen. Versuchen Sie lieber, die Tilgungsaussetzung zu stückeln. Wir genehmigen so etwas zum Beispiel auf Zuruf für sechs Monate, Und schauen dann noch einmal neu.“

Wie realistisch ist das Veranstaltungsverbot bis zum 31. August?

Ein ganzer Sommer ohne Veranstaltungen – für einen Hamburger Gastronomen und Caterer bedeutet das ganz schlechte Aussichten für sein Geschäft. Brigitte Zypries kann ihn ein wenig beruhigen: „Wenn die Infektionszahlen sich weiter so entwickeln wie im Moment, dürfte der 31. August nur schwer zu halten sein – nicht zuletzt aufgrund des verfassungsrechtlichen Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit“, so die ehemalige Bundesjustiz- und Bundeswirtschaftsministerin. „Kleinere Veranstaltungen mit vielleicht 100 bis 200 Menschen könnten dann durchaus schon früher erlaubt werden. Ich gehe davon aus, dass hierzu spätestens Ende Mai noch einmal beraten wird.“

Die Top-Tipps der Experten:

  • Sven Hohensee: Die Politik arbeitet auf Hochtouren an weiteren Maßnahmen und nimmt dafür eine Menge Geld in die Hand – es gibt weiterhin Hilfe, die auch immer differenzierter wird. Halten Sie durch, und suchen Sie das Miteinander mit Ihrer Bank!
  • Andreas Mansfeld: Auch, wenn es schwerfällt: Mit Ruhe und Professionalität kommt man am besten durch die Krise. Absolute Sicherheiten gibt es gerade für niemanden – aber durchaus gute Zwischenlösungen.
  • Brigitte Zypries: Wenn man mehr miteinander spricht, findet man bessere Lösungen. Und: Werden Sie flexibler – vielleicht bieten sich mit Ihrer Expertise Möglichkeiten, an die sie noch gar nicht gedacht haben.

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