KMU Börse Geldanlage Familienunternehmen
19.10.2020    Arne Gottschalck
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Sie sind überall gewesen, haben jeden Stein umgedreht: Fondsmanager und ihre Analysten klopfen Unternehmen auf Herz und Nieren ab, durchleuchten deren Zahlen und löchern die Verantwortlichen mit Fragen – gut so. Nur fallen dabei gerade klein- und mittelkapitalisierte Familienunternehmen oft durchs Raster. Dabei sind diese im Krisenumfeld ausgesprochen robust, zeigen Studien.

Das Research Institute der Schweizer Bank Credit Suisse etwa hat genau das untersucht. „Widerstandsfähig“, urteilen die Finanzexperten, sogar in Zeiten von Corona. Und: Ihre Wertentwicklung seit Jahresbeginn liege um 300 Basispunkte höher als die anderer Firmen. Dazu kommt: Der Befund gilt nicht nur für dieses Jahr. Seit 2006 übersteigt das Umsatzwachstum von Familienunternehmen das der Konkurrenz um mehr als 200 Basispunkte.

Zu wenig Mut zur Lücke

Also eigentlich ein idealer Tummelplatz für Fondsmanager. Doch die winken vielfach ab. Der Grund dafür ist unter anderem in Brüssel zu finden. Der EU-Gesetzgeber hat mit der Mifid-II-Richtlinie verfügt, dass Assetmanager genau aufschlüsseln müssen, für welches Research sie Geld ausgeben. Dazu kommt der Spardruck, der auf Banken und Fondsanbietern lastet. Im Endeffekt bedeutet das: weniger externe Analysen – und weniger interne Analysen. Das trifft vor allem jene Aktien, die abseits von Dax & Co. liegen, die Small und Mid Caps, vielfach Familienunternehmen. Und ohne Analysen keine Anlagen. 

Dabei legt die Wissenschaft genau diesen Gedanken nahe, den Mut zur Nische. Denn ein echtes Plus gegenüber einem Index lässt sich vor allem auf Nebenmärkten erwirtschaften. Einfach weil dort noch nicht jeder Stein bereits mindestens dreimal umgedreht worden ist und sich damit unentdeckte Perlen aufspüren lassen. Dazu gehören auch die zahlreichen Familienunternehmen.

Genau aus diesem Grund halten Assetmanager wie Bellevue dem Segment mit gleich vier entsprechend ausgerichteten Fonds die Treue. Immer unter der Prämisse, aktiv nach jenen Unternehmen zu suchen, die am besten ins Portfolio passen.

Versteckte Stärken

Bleibt die Frage, warum Familienunternehmen eigentlich so robust sind. Für Fondsmanagerin Birgitte Olsen von Bellevue liegt einer der Gründe darin, dass deren CEOs ihre Posten nur alle acht bis neun Jahre wechseln und nicht wie im Allgemeinen nach drei oder vier Jahren. Abgesehen davon „wachsen eigentümergeführte Unternehmen in der Regel dynamischer, weil sie in ihrer Nische innovativer sind, über jüngere Produktportfolios verfügen, starke Marken etablieren und damit Preisgestaltungsmacht gewinnen“. 

Manche Fondsmanager treiben sich eben doch fast überall herum. Weil es sich lohnen kann.

19.10.2020    Arne Gottschalck
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