Illustration Börsenkurs mit Coronaviren
11.01.2021    Jessica Schwarzer
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Viele Bundesbürger haben das Frühjahr genutzt, um sich ihren Finanzen zu widmen – und Aktien zu ordern. Jeder Dritte besitzt mittlerweile Wertpapiere. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der Aktionäre um fünf Prozentpunkte auf immerhin 34 Prozent gestiegen. Dies ist ein Ergebnis der repräsentativen Studie „Aktienkultur in Deutschland“ der „Aktion pro Aktie“ von comdirect, Consorsbank und ING Deutschland. Für die Studie wurden insgesamt 2.000 Bundesbürger im Alter ab 18 Jahren online befragt.

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Porträt von Jessica Schwarzer

Jessica Schwarzer: ist Journalistin, Modera­torin sowie Buchautorin. Zuletzt fungierte sie als Co-Herausgeberin des gerade erschienenen Buchs „Finanzheldinnen. Der Finanzplaner für Frauen“. Die gleichnamige Initiative unterstützt Schwarzer seit gut zwei Jahren

Jüngere zeigen Aktien-Interesse

Online-Broker berichten von ex­trem vielen Depoteröffnungen, einige sogar vom besten Quartal ihrer Geschichte. Auch neue Player wie beispielsweise GRATISBROKER oder TRADE REPUBLIC begeistern die Neuaktionäre. Diese scheinen extrem onlineaffin zu sein und auch überhaupt kein Problem damit zu haben, ihre Investments via Handy abzuschließen.

Es sind nämlich vor allem die unter 25-Jährigen, bei denen das Interesse an der Aktie deutlich gestiegen ist. Auch das zeigt die Studie. Immerhin vier von zehn Bundesbürgern dieser Altersklasse besitzen Wert­papiere. Aber auch Ältere investieren nun stärker in Unternehmensbeteiligungen, denn nichts anderes sind Aktien schließlich.

Diese Entwicklung ist ein gutes Zeichen für die Ak­tien­kultur hierzulande. Auch wenn noch nicht klar ist, wie nachhaltig sie sein wird. Und der neue Trend zur Aktie ist ein gutes Zeichen für die Unternehmen, die sich über den Kapitalmarkt finanzieren. Der hiesige wird interessanter. Und das ist wichtig, damit nicht wie vor Kurzem die BioTech-Unternehmen ­CureVac oder Immatics und andere die Wall Street der Frankfurter Börse vorziehen – nicht zuletzt aufgrund der risikofreudigeren Investmentkultur in den Vereinigten Staaten von Amerika. Doch deutsche Unternehmen an der Wall Street stärken den dortigen Kapitalmarkt, und deutsches Investmentkapital fließt ab.

Ausländische Investoren bilden die Mehrheit

Apropos Investmentkapital: Mehr als 50 Prozent der Anteile der 30 Dax-Konzerne liegen in ausländischen Händen, das zeigt Jahr für Jahr eine Studie der Beratung EY. Auch das ist Ausdruck der mangelnden Aktienkultur hierzulande. ­Ausländische Investoren kassieren damit auch den Löwenanteil der Dividenden. 

Es bleibt zu hoffen, dass die Neuaktionäre der vergangenen Monate nicht ausschließlich die gehypten Technologie-Aktien aus Übersee gekauft haben, sondern auch in die heimische Wirtschaft investierten. Dann könnte es gut sein, dass der Anteil ausländischer Aktionäre sinkt und die Dividenden auf hiesige Konten fließen. Und vielleicht wird dann auch der deutsche Kapitalmarkt wieder interessanter für Unternehmen. Zu wünschen wäre es.

11.01.2021    Jessica Schwarzer
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