Ein Kassenbeleg auf dem 16 Prozent Mehrwertsteuer steht. Die Mehrwertsteuersenkung verringert den Satz um drei Prozent
01.07.2020    Manuel Kunst
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Plötzlich weisen Belege nur noch 16 statt 19 Prozent aus: Die zeitlich befristete Mehrwertsteuersenkung trat am 1. Juli in Kraft. Die Politik erhofft sich von dieser Maßnahme, die Teil des Konjunkturprogramms ist, eine Entlastung der Verbraucher. Die Wirtschaft wird angekurbelt, denn was der Kunde an einem Ende spart, wird er am anderen Ende wieder ausgeben – so die Theorie. Doch geht diese Rechnung auf?

Laut einer Studie von Lexware wohl eher nicht. Der Softwarehersteller befragte 8.355 Unternehmer zum Thema befristete Mehrwertsteuersenkung. Ein Großteil der Teilnehmer kommt aus dem Baugewerbe, Handel sowie dem Dienstleistungssektor.

Mehrarbeit statt Mehrwert

Fast drei Viertel rechnen mit keinem zusätzlichen Umsatz. Nur 4 Prozent der Befragten glauben an ein Umsatzwachstum. Diese Maßnahme der Politik würde sich nur bei größeren Anschaffungen bemerkbar machen, urteilen Kritiker.

 

 

Ähnlich sieht es bei der generellen Einschätzung der Mehrwertsteuersenkung aus. Sieben von zehn Befragten betrachten die Senkung eher als zusätzliche Arbeitslast. Die Umstellung ist schließlich mit einer Anpassung von Kassen- und Buchhaltungssysteme sowie Preisschildern und -listen verbunden.

 

 

Trotzdem will gut die Hälfte der Befragten die Steuererleichterung an Kunden weitergeben. Zwar wünscht sich die Bundesregierung, dass Händler und Dienstleister die Preise herabsetzen, doch ob sie das tatsächlich tun, bleibt abzuwarten.

 

 

Die Mehrwertsteuersenkung scheint somit von vielen Unternehmern eher als Be- statt als Entlastung wahrgenommen zu werden. Das meint auch Jörg Frey, Geschäftsführer bei Lexware: „Nach den Corona-bedingten Einschränkungen stehen viele Kleinunternehmer, Selbstständige und Freiberufler – das Rückgrat unserer Wirtschaft – vor großen finanziellen Aufgaben. Die jetzige Anpassung der Mehrwertsteuer ist für sie noch eine große zusätzliche Herausforderung.“

01.07.2020    Manuel Kunst
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