DVAG Christian Glanz und Markus Knapp
24.06.2020    Thomas Eilrich
  • Drucken
p>Herr Knapp, Sie sprachen von einer 90-Prozent-Lösung. Werden Sie je bei 100 Prozent angelangen, oder handelt es sich um eine Lösung, die einer kontinuierlichen Weiterentwicklung bedarf?

Knapp: Die Differenz zwischen 90 und 100 Prozent äußert sich aktuell beispielsweise darin, dass wir noch nicht den Service bieten können, die Daten unserer Bestandskunden schon in sämtliche neue Funktionen einspielen zu können. Darin besteht der nächste Schritt. Zudem planen wir Ausbaustufen. Bis unser Zielbild über alle Beratungssegmente erreicht ist, wird noch viel Arbeit investiert werden müssen. Außerdem werden sich bei unseren Beratern sicherlich auch weitere neue Ideen durchsetzen, sodass die kontinuierliche Weiterentwicklung Standard sein wird. Folglich wird ein Konzept niemals drei Jahre lang einfach so stehen bleiben, ohne dass es noch einmal angepackt wird. Dafür ist unsere Welt viel zu dynamisch geworden.

Glanz: Per Definition kann es nie wirklich fertig werden. Bereits mit der ersten Nutzung kommen dem Vermögensberater neue Ideen, was er noch zusätzlich gebrauchen könnte und was auch die Arbeit seiner Kollegen weiterbringen würde. Hinzu kommen technische Veränderungen. Aktuell sind wir dabei, die digitale Vermögensberatung für die nächsten Wochen zu erweitern. Beispielsweise planen wir ein Tool, mit dessen Hilfe Dokumente in unsere sichere Datenbank hochgeladen werden. Außerdem gehen wir die Anbindung an unsere Kunden-App „MeineApp“ an. All dies sind Dinge, von denen man vor fünf oder zehn Jahren noch nicht einmal geträumt hätte, und wir wären nicht wir, wenn wir uns solche technischen Errungenschaften nicht zunutze machen würden. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass man nicht dem falschen Hype zur falschen Zeit folgt. Viele Systeme sollte man erst anwenden, wenn diese wirklich ausgereift sind.

Knapp: Ein weiterer Punkt, der unser Handeln bestimmt, den wir jedoch nicht in der Hand haben, ist der Gesetzgeber. Neue gesetzliche Regularien führen zu Veränderungen hinsichtlich der Anforderungen an die Kundenberatung. Unsere Berater haben hier einen großen Vorteil, da sie eine Servicegesellschaft hinter sich haben, die durch ihre Größe und Stärke in der Lage ist, neue gesetzliche Vorgaben relativ schnell in die Prozesse einzuarbeiten.

Welche Rolle wird digitale Technik künftig spielen?

Glanz: Ich glaube nicht daran, dass die reine Videoberatung bei uns einen wesentlichen Anteil einnehmen wird. Aber sie wird ihren Raum haben. Sie wird vor allem immer dort zum Einsatz kommen, wo es von praktischem Nutzen ist. Zum Beispiel im Fall von größeren räumlichen Distanzen, die Vermögensberater von ihren Kunden trennen. Der menschliche, persönliche Kontakt als solcher aber wird dadurch nicht komplett ersetzt werden können. Wichtig: Zur digitalen Beratung müssen die Prozesse im Hintergrund passen. Das heißt, der Berater braucht die Möglichkeit, mit dem Kunden den eigenen Bildschirm zu teilen, sodass dieser im Gespräch dasselbe sieht wie er. Bei der Fernunterschrift kann der Kunde auf seinem Device – ob mit der Maus, einem Stift am iPad oder dem Finger am iPhone – Anträge unterzeichnen und digital zurücksenden. Ist diese ganze Prozesskette – wie bei „Vermögensplanung Digital“ – gewährleistet, liegen darin sehr viele Prozessbeschleuniger, die aus dem Beratungsalltag nicht mehr verschwinden werden.

Knapp: Ich bin ehrlich gesagt zutiefst beeindruckt, wie sich unsere Berater diesem Thema in der kurzen Zeit angenommen haben, auch ältere Berater, von denen ich das gar nicht gedacht hätte. Von denen kamen sogar Dankesbriefe, in denen sie begeistert von der ersten Fernberatung erzählt haben. Das ist schon beeindruckend und hat sicherlich aus dieser Situation heraus, die sich keiner gewünscht hat, unsere ganze Organisation in der Technisierung einen riesigen Schritt nach vorn gebracht. Ein Schritt, für den wir ansonsten wahrscheinlich mehrere Jahre gebraucht hätten. Ich bin davon überzeugt, dass die digitale Beratung prozentual weiterhin einen Stellenwert in unserer Organisation einnehmen wird – deutlich mehr als vor Corona –, das Thema persönlicher Kontakt jedoch sowohl in der Kundenberatung als auch im Umgang der Teams miteinander weiterhin seine berechtigte Rolle spielen wird.

Glanz: Glücklicherweise sind wir in der Lage, dass wir ganz im Sinne unseres Unternehmensleitsatzes „Früher an Später denken“ auch in der Vergangenheit schon immer in vernünftige Infrastrukturen investiert haben. Die Nutzungsquote auf diesen Infrastrukturen ist jetzt natürlich eine andere als vor Corona. Im Rahmen einer Konferenz mit unseren Vermögensberatern fiel zuletzt mehrfach der Satz „Jetzt ist das Zeitalter der Digitalisierung“. Ich sehe das allerdings anders. Ich glaube, wir sind jetzt im Zeitalter der digitalen Anwendung. Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem die Tools, die in den vergangenen Jahren alle entwickelt worden sind, tatsächlich  genutzt werden. Überall – und das ist auch bei uns teilweise so – gibt es Anwendungen, die entwickelt wurden und gut sind. Dennoch werden sie aber nicht von allen potenziellen Nutzern wirklich tagtäglich genutzt. In den zurückliegenden Wochen und Monaten hat es dahingehend einen Schub gegeben. Mir hat im April ein Vermögensberater geschrieben, dass er mit Blick auf die Digitalisierung in den vergangenen zehn Tagen mehr gelernt hätte als in den vorherigen zehn Jahren.

Inhalt

Zur Person

Markus Knapp DVAG

Markus Knapp

ist als Mitglied des Vorstands der Deutschen Vermögensberatung AG verantwortlich für das Thema Vertriebsentwicklung

Zur Person

Christian Glanz DVAG

Christian Glanz

ist Mitglied des Vorstands der Deutschen Vermögensberatung AG und verantwortlich für die Bereiche Informationstechnologie, Betrieb und Verwaltung

24.06.2020    Thomas Eilrich
  • Drucken
Zur Startseite