Berufsunfähigkeit Versicherungen
13.04.2021    Thomas Soltau
  • Drucken

In Kürze:

  • Berufsunfähigkeitsversicherungen springen auch beim temporären Verlust der Arbeitskraft ein.
  • Eine Grundfähigkeits- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherung können Alternativen zur BU-Versicherung sein.
  • Es ist wichtig, die BU-Versicherung regelmäßig an die eigenen Lebensumstände anzupassen.
YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

Wer seinen Vorsorgebedarf unterschätzt und die vorhandene Lücke nicht schließt, rutscht später womöglich in die Armutsfalle. Etwa 1,8 Millionen Menschen in Deutschland beziehen zurzeit eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Nach Abzug von Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen betrug sie 2018 im Durchschnitt 776 Euro, so die Deutsche Rentenversicherung. Zu wenig zum Leben.

Geht es nach Michael Rosch, Leiter des Produktmanagements Leben bei der HDI Lebensversicherungs AG, sollte das Bewusstsein für private Absicherung so früh wie möglich gestärkt werden. „Die gesetzliche Berufsunfähigkeitsversicherung wurde ersetzt durch die Erwerbsminderungsrente. Die zahlt nur dann, wenn der Erwerbstätige überhaupt keinen Beruf mehr richtig ausüben kann. Jeder sollte deshalb ungefähr zwischen 60 und 70 Prozent seines Bruttoeinkommens absichern“, sagt der Experte im DUB Digital Business Talk.

Am DUB Digital Business Talk nahmen teil:

Moderation: Arne Gottschalck, Redakteur, DUB UNTERNEHMER

Die Pandemie erweist sich zwar als Treiber für Produkte rund um die Sicherung der Arbeitskraft. Trotzdem stagniere die Nachfrage seit Jahren. Das liege auch daran, dass die Versorgungslücke für viele nicht so offensichtlich sei, um einen Handlungsbedarf zu erkennen. Dazu kommen komplexe Fragen: Wogegen muss ich mich am besten absichern? Und in welcher Höhe? Ohne kompetente Beratung, so die Meinung der Experten, geht es nicht.

Jeder Vierter erwerbsunfähig

Wie groß das Risiko ist, den Beruf nicht mehr ausüben zu können, erklärt Daniel Windt, Bereichs­leiter Produkt­management pAV und bAV bei der SIGNAL IDUNA: „Mit Blick auf die letzten Jahrzehnte kann man sagen, dass ungefähr jeder Vierte im Laufe seines Berufslebens erwerbsunfähig wird. Oft geht es nicht um eine dauerhafte Berufsunfähigkeit, sondern ist das Arbeitsleben nur temporär durch Krankheit oder Unfall unterbrochen. Auch in diesen Fällen hat sich die Einkommensabsicherung bewährt.“

Bis zur Rente erzielen Arbeitnehmer etwa eine Million Euro Einkommen. Eine finanzielle Absicherung ist dringend nötig, denn das gesundheitliche Aus durch Krankheit kommt in der Regel völlig unerwartet. Spitzenreiter bei den Gründen für Berufsunfähigkeit (BU) waren 2020 Erkrankungen wie Burnout, Angststörungen oder auch Depressionen. Im vergangenen Jahr konnte fast jeder dritte BU-Fall einer dieser Ursachen zugeordnet werden. Zu dem Ergebnis kommt das „M&M Rating Berufsunfähigkeit“ des Analysehauses Morgen & Morgen.

Nachfrage nach Alternativen zur BU-Versicherung steigt

Die klassische Berufsunfähigkeitsversicherung ist immer noch die erste Wahl. Aber auch die günstigere Grundfähigkeitsversicherung gehört zu den wichtigen Bausteinen der Vorsorge. Diese springt ein, wenn Grundfähigkeiten wie Hören, Arme bewegen oder Sehen eingeschränkt sind.

„Insgesamt ist die Grundfähigkeitsversicherung momentan ein sehr dynamisches Produkt am Markt, aber kein voller Ersatz für die Berufsunfähigkeitsversicherung. Bei der wird die zuletzt ausgeübte berufliche Tätigkeit dann abgesichert, wenn der Versicherte höchstens noch 50 Prozent seiner letzten beruflichen Tätigkeit ausüben kann. Das ist kostenintensiv“, sagt Windt.

Gerade in Berufen des Handwerks mit höherer Gefahr für die Gesundheit seien die Prämien für Versicherungsnehmer immens; deshalb gebe es eine Nachfrage nach Alternativen. Dazu zählt auch die Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Sie zahlt, wenn der Versicherte nur noch weniger als drei Stunden im Beruf arbeiten kann.

Um überhaupt Leistungen im Krankheitsfall zu bekommen, müssen jedoch alle Gesundheitsfragen vollständig und exakt beantwortet werden, mahnt Rosch: „Wenn der Kunde hier zu lax ist oder Vorerkrankungen bewusst verschweigt, kann es schnell zu einem Leistungsausschluss kommen.“

Transparente und flexible Versicherungen

Verhedderten Kunden sich früher öfter im Kleingedruckten der Verträge, sind heutige Kontrakte flexibel und klar strukturiert. „Die Angebote sind fast überall auf einem Top-Niveau und bieten guten Schutz“, so Andreas Ludwig von der Ratingagentur Morgen & Morgen. Georg Goedeckemeyer vom Institut für Vorsorge und Finanzplanung kann das bestätigen: „Die meisten Versicherungen bieten durchgehende Transparenz und flexible Möglichkeiten an – immer angepasst an die jeweiligen Lebensphase.“

Konkret bedeutet das, dass man die Berufsunfähigkeitsversicherung stets analog zu den aktuellen Bedürfnissen nachjustieren sollte. „Bei Heirat, Geburt der Kinder oder höherem Einkommen steigt möglicherweise der Bedarf an Absicherung. Darauf werden gute Berater in regelmäßigen Gesprächen hinweisen“, betont Windt. Was sich alle Teilnehmer des DUB Digital Business-Talks wünschen: Dass Berufsunfähigkeitsversicherungen im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung mehr staatliche Förderung erfährt.

13.04.2021    Thomas Soltau
  • Drucken
Zur Startseite