Gold- und Silberbarren
10.11.2020
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Aus jeder Krise lassen sich auch Lehren ziehen – und so war 2020 wirtschaftlich zwar ein turbulentes, aber durchaus aufschlussreiches Jahr. Nicht nur die Aktienkurse, auch die Gold- und Silberkurse haben im Zuge der Coronakrise einiges mitgemacht: Nach einem ersten Preiseinbruch im März folgte im Sommer der Höhenflug der Kurse.

Dieser Entwicklung liegt allerdings klassisches Krisenverhalten zugrunde, denn professionelle Anleger gehen zunächst in den Cash-Modus und liquidieren ihre Investments, um abzuwarten, wo sich ein Einstieg lohnt beziehungsweise wo sich Verluste vermeiden lassen. Die Kurse fast aller Anlagen fallen dementsprechend. Auch industrielle Gold- und Silberkunden haben sich im März und April nur zurückhaltend eingedeckt, sodass viele gewerbliche Edelmetallkäufer abrupt wegfielen.

Hohe Nachfrage, steigende Preise

Grundsätzlich streben Menschen in Krisen allerdings nach Sicherheit. Deshalb tätigen sie Investments, die unabhängig von Politik und Banken sind, wie etwa Edelmetalle oder auch Immobilien. Da sich zu Beginn der Coronapandemie besonders viele Anleger auf diese Weise absichern wollten, stiegen die Kurse nach dem ersten Preissturz rasant an. Insbesondere während des Lockdowns im Frühjahr erfolgte eine Verknappung des Angebots, weil viele Hersteller schließen mussten.

Zu dieser Zeit kam es wie auch bei Toilettenpapier zu Panikkäufen und einer enorm hohen Nachfrage. Auch Silber konnte zu diesem Zeitpunkt im Windschatten des starken Goldpreises an Wert gewinnen. Dies lag unter anderem daran, dass Silber in den vergangenen Jahren stark unterbewertet war.

Aufgrund der hohen Nachfrage empfiehlt es sich, mit dem Edelmetallkauf nicht bis zum Beginn einer Krise zu warten: Wer permanent kleine Mengen zur Absicherung kauft, gerät im Ernstfall nicht unter Zugzwang. Während der Krise sollten interessierte Käufer nur dort bestellen, wo Ware sofort lieferbar ist und der zugesagte Lieferzeitpunkt nicht mehrere Wochen oder gar Monate in der Zukunft liegt.

Ungewisse Zukunft

Jede Krise ist anders; ein allgemeingültiges Krisenverhalten lässt sich deshalb nicht pauschal festlegen. Die Edelmetallkurse werden nämlich weniger durch Kleinkäufer, sondern vielmehr durch Großbanken, Rentenkassen, Fondsgesellschaften oder auch Regierungen und Zentralbanken beeinflusst. Jede dieser Parteien verfolgt andere Krisenstrategien – und deshalb lässt sich nicht pauschal sagen, dass die Gold- und Silberpreise in einer Krise immer steigen werden.

Allerdings zeigen die Erfahrungen, dass Gold und Silber nach Krisen in der Vergangenheit noch stets einen reellen Wert besaßen.

Wie sich die Edelmetallkurse in den nächsten Wochen und Monaten weiterentwickeln werden, hängt natürlich auch davon ab, welche Schäden die Krise in der internationalen Wirtschaft hinterlässt. Kurzfristig kann jede neue Coronawelle die Kurse sowohl nach oben als auch nach unten treiben. Langfristig ist aber auch im nächsten Jahr mit steigenden Kursen zu rechnen.

Zur Person

Porträt von Dominik Lochmann

Dominik Lochmann

Geschäftsführer der ESG Edelmetall-Service. Das Unternehmen recyceln seit vielen Jahren europaweit edelmetallhaltiges Scheidgut der Schmuck-, Elektronik-, Galvanik- und Dentalindustrie

10.11.2020
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