Ein Portrait von Dr. Kai Philipp
02.01.2020    Ann-Kathrin Möller
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p class="p1">Der Passat GTE macht schon jetzt neugierig auf das, was in Sachen E-Antrieb künftig möglich sein wird. VW-Experte Kai Philipp erklärt Details.

Die Mobilität der Zukunft ist ganz nah. Der neue Plug-in-Hybrid Passat GTE Variant von VW gibt einen ersten Vorgeschmack auf das, was kommen wird: alternative Antriebe. Schon im nächsten Jahr wird der ID.3 auf die Straße gebracht, der auf einem modularen Elektroantriebs-Baukasten basiert. Kai Philipp, bei VW verantwortlich für elektrische Antriebskonzepte, über das radikale Umdenken im Konzern und in der ganzen Automobilbranche.

Zur Person

Portrait von Kai Philipp

Dr. Kai Philipp

ist seit 2016 technischer Projektleiter für elektrifizierte Antriebe bei Volkswagen. Zuvor hatte der Maschinenbauer seit 2005 verschiedene Positionen bei VW im Bereich alternative Antriebe inne

DUB UNTERNEHMER-Magazin: Die deutsche Auto­industrie leidet unter dem Image, sich vermeintlich viel zu langsam zu wandeln. Ist das wirklich so?

Kai Philipp: Sicher nicht. Die Entwicklung dauert aber viel länger und ist komplexer als gemeinhin angenommen. Wir sind extrem weit und stehen vor einem elektromobilen Durchbruch, den viele so nicht erwarten. Für uns ist der neue Passat GTE mit Plug-in-Hybrid-Technologie bekannte Technik, die wir permanent weiterentwickeln, mit der wir aber auch schon zehn Jahre Erfahrung haben. Der GTE ist einerseits ein extrem sparsames Alltagsauto und andererseits ein attraktiver Appetithappen für künftige Technologien.

Was erwartet uns in fünf bis zehn Jahren?

Philipp: Ein spannender Mix unterschiedlicher Antriebe. Das können sowohl hocheffiziente Verbrennungsmotoren – konventionell oder elektrifiziert – als auch reine Elektroantriebe sein. Die rein elektrische Welt ist dabei zweifellos ein kompletter Neuanfang. Konventionelle Fahrzeugkonzepte einfach auf E-Technik umzurüsten ist aus unserer Sicht nicht optimal. Das sind zwei Welten, die man nicht ohne Weiteres miteinander verheiraten kann. Der ID.3 wurde von vielen als bloßes Show-Car belächelt, aber er wird tatsächlich E-Mobilität massentauglich machen.

Wie gehen Sie mit den Bedenken der Kunden hinsichtlich neuer Mobilitätskonzepte um?

Philipp: Bei der E-Mobilität müssen wir dem Kunden erklären, dass er sich ein kleines bisschen beim „Tanken“ umstellen muss. Aber eigentlich spielt es keine Rolle, ob es summt oder brummt, der Kunde wird weiterhin einen Volkswagen bekommen. Was autonomes Fahren angeht: Im Passat gibt es teilautonome Funktionen wie die automatische Spurführung, die adaptive Geschwindigkeitsregelung oder auto­matisierte Parkfunktionen. Für viele Menschen ist es derzeit aber noch unvorstellbar, sich in ein Fahrzeug zu setzen, das kein Lenkrad hat. Wird man dem Fahrzeug irgendwann so vertrauen, dass man sogar während der Fahrt schläft? Unser Job ist es, kommende Autos auch auf solche Möglichkeiten hin zu entwickeln.

Erfordert das ein Umdenken bei der Entwicklung?

Philipp: Umdenken ist im Grunde nicht nötig, denn Kreativität, Nutzwert und Effizienz standen schon immer im Fokus. Nun allerdings mit größerem Spielraum, denn der modulare Elektroantriebs-Baukasten bietet nicht nur einen sparsamen und sauberen Antrieb, sondern mehr Möglichkeiten, das Wohlbefinden an Bord zu steigern. Hinzu kommt das automatisierte Fahren, das für höheren Komfort und größere Sicherheit sorgt. Das dritte Entwicklungsgebiet sind digitale Funktionen im Auto – Stichwort „always on“.

 

02.01.2020    Ann-Kathrin Möller
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