Ein Bild vom sonnigen Havanna
20.10.2019    Stefan Westendorp
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Er leitet einen der größten Reiseveranstalter Europas, kennt den Markt in allen Details. Keine Frage: Wenn es um um Touristik geht, weiß Ralph Schiller, seit acht Jahren Geschäftsführer bei der FTI Group, extrem viel zu erzählen. Ein Gespräch über Trends, Gästewünsche, die Pauschalreise und die Sehnsucht nach den großen Momenten.

Zur Person

Portrait von Ralf Schiller

Ralph Schiller

Chief Sales Officer der FTI Group, verantwortet u. a. den kompletten B2B-Bereich. Zuvor arbeitete er als Manager für REWE und als Geschäftsführer von Reiseland. Die FTI Group mit Sitz in München beschäftigt rund 10.000 Mitarbeiter weltweit und setzt rund drei Milliarden Euro im Jahr um

DUB UNTERNEHMER-Magazin: Wenn Sie an Luxus denken, was wünschen sich Reisende heute?

Ralph Schiller: Viele setzen Luxus heute nicht 
mehr zwangsläufig gleich mit einer möglichst teuren Reise. Es spielen vielmehr Once-in-a-Lifetime-Erlebnisse, die Begegnung mit Locals sowie Qualitätszeit mit den Liebsten eine immer wichtigere Rolle. Ein Dinner zum Sonnenuntergang im Beduinen-Camp in der Wüste Dubais oder eine Heißluftballonfahrt über dem Nil und das Tal der Könige in Ägypten bleiben lange und nachhaltig in Erinnerung.

Ein Luxuszug als Domizil auf einer Brücke ist spektakulär. Müssen neue Hotels überraschen?

Schiller: Spektakuläre Hotels stechen natürlich heraus, sind viel mehr als reine Unterkunft – und selbst schon eine Attraktion. Und: Ein Urlaubsdomizil mit Wow-Effekt kommt auch auf Instagram & Co. gut an. Grundsätzlich spielen aber für die meisten Gäste Faktoren wie Lage, Service und gute Bewertungen sowie das Preis-Leistungs-Verhältnis die entscheidendere Rolle.

Auf welches Land setzen Sie für das nächste Jahr?

Schiller: Gambia ist für uns stark im Kommen. Das kleinste Land auf dem afrikanischen Kontinent bietet perfekte Bedingungen für einen paradiesischen Urlaub: ganzjährig warme Badetemperaturen, kilometer-lange, goldgelbe Sandstrände, kurze Flugzeiten und eine gute Anbindung dank unserer Nonstop-Verbindungen, kaum Zeitverschiebung, extrem gastfreundliche Menschen sowie Englisch als Amtssprache.

Aber auch die Türkei bleibt für Sie spannend?

Schiller: Das stimmt. Wir engagieren uns dort mit eigenen Hotelprojekten und dem stetigen Ausbau unseres Angebots. Das Land war, ist und bleibt sowohl für die FTI Group als auch die deutschen Urlauber eines der wichtigsten Reiseziele. Neben der türkischen Riviera, die vor allem wegen ihrer langen, flach abfallenden Sandstrände so beliebt ist, setzen wir verstärkt auf die hierzulande weniger bekannte Ägäisküste: Dort präsentiert sich die Türkei mit unzähligen versteckten Buchten und herrlichen Stränden, persönlichen Hotels sowie geschichtsträchtigen und stylischen Städten von einer anderen Seite.

Worauf sind Sie in Ihrem neuen Angebot stolz?

Schiller: Mich selbst begeistert die Vielzahl an Kombinationsreisen, innovativen Ausflugspaketen und neu gestalteten Rundreisen, die wir ab der Wintersaison 2019/20 anbieten können. Zum Beispiel haben wir die beliebten City-Beach-Kombis in Marokko durch einwöchige Arrangements für Marrakesch und Essaouira ergänzt oder eine Havanna-Citytour mit dem E-Bike neu ins Programm genommen. Individualisten können Kuba zudem erstmals mit dem Camper-
van auf eigenen Routen erkunden. Und Aktive finden Trekkingtouren in Marokko inklusive Gepäcktransport im FTI-Angebot.

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Sie proklamieren das Ende der Pauschalreise. 
Hat sie endgültig ausgedient?

Schiller: Nicht die Pauschalreise an sich hat ausgedient, sondern eher der Begriff. Das Image, das damit transportiert wird, ruft bei vielen Urlaubern ein verstaubtes, unflexibles Bild hervor. Die Art, wie Gäste heute ihren Urlaub verbringen möchten, hat sich gewandelt. Alles ist flexibler und individueller geworden. Wir kommen diesem Trend mit Tools wie „FTI360 – Design your Trip“ nach. Damit können Reisebüros für ihre Kunden individuell geplante Rundreise, ob geführt oder eigenständig, inklusive der passenden Hotelleistungen schnell und unkompliziert im System zusammenstellen und gleich einbuchen. Der Gast erhält also eine individuell geplante Tour, ist aber in üblicher Form durch uns als Veranstalter abgesichert.

Wie beeinflussen Digitalisierung und Künstliche 
Intelligenz Ihr Angebot in den Hotels?

Schiller: Apps werden in der Customer-Journey künftig einen wichtigeren Platz einnehmen und den Gast nicht nur bei der Vorbereitung der Reise, sondern auch während des Aufenthalts stärker begleiten. Die digitalen Angebote werden den persönlichen Service im Hotel ergänzen – auch in unserem -neuen Hotel-Clubkonzept „Club Sei“ wird das ein zentrales Element sein.

Wo stehen die Reisebranche und FTI 2025?

Schiller: Ein großer Trend ist, Kunden noch personalisiertere Angebote zu präsentieren. Durch eine gezieltere Auswertung von Daten können Reisevorschläge künftig auf die konkreten Wünsche der Urlauber hin erstellt und durch das Reisebüro unterbreitet werden. Was FTI angeht, so sind wir dafür bekannt, auch gegen allgemeine Markttrends neue Urlaubsziele zu erschließen und uns dort zu etablieren. Das werden wir ausbauen und auch weiterhin überraschen. Versprochen.

20.10.2019    Stefan Westendorp
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