Bild einer Mikro-Rösterei
02.04.2019    Jessica Kohlmeier
  • Drucken

Auf die Schnelle eine Tasse Kaffee, um wach zu werden: So starten viele von uns in den Tag. Sorte, Herkunft, Aroma? Spielen oft keine Rolle. Schade eigentlich, findet Erik Brockholz, Röstmeister in der Hamburger Traditionsrösterei Burg und mehrfach ausgezeichneter Kaffeekenner. „Viele kennen nur den typisch erdigen Geschmack“, erklärt Brockholz dem DUB UNTERNEHMER-Magazin. „Dabei kann Kaffee nach Zitrusfrüchten schmecken, nach schwarzer Johannisbeere oder Schokolade.“ Eine Vielfalt, 
die man im Supermarktregal nicht findet – wohl aber in sogenannten Specialty-Kaffeeröstereien.

Genuss will Weile haben. Das fängt schon bei der Ernte an: Mikro-Röster beziehen ihre Bohnen von kleinen Plantagen, kennen ihre Kaffeebauern oft sogar persönlich. Geröstet wird von Hand bei rund 200 Grad, was bis zu 20 Minuten dauert – und exotischen Aromen wie Macadamia, getrockneten Aprikosen, Kakao oder Akazienhonig die Chance gibt, sich zu entfalten. Die Industrie verarbeitet Bohnen bei 500 Grad innerhalb von 90 Sekunden. Die 150 Tonnen, die Burg in einem Jahr röstet, schaffen Unternehmen wie Darboven, Dallmayr oder Jacobs locker an nur einem Tag.

Konkurrenz zu den Großen

Immer mehr Kaffeeliebhaber steuern inzwischen die Mikro-Rösterei um die Ecke an. Diesen Trend nehmen die Großkonzerne durchaus wahr, weiß Brockholz: „Tchibo etwa hat eine Schwesterfirma gegründet, die auf traditionelle Röstverfahren setzt. Dabei sind kleine Röstereien keine echte Konkurrenz: Jeder Deutsche trinkt durchschnittlich 162 Liter Kaffee pro Jahr – das können sie gar nicht abdecken.“

Wollen sie auch gar nicht, denn im Vordergrund steht die Sinnesfreude. In Mikro-Röstereien wird der Kunde gefragt, ob er es eher fruchtig oder schokoladig mag und wie kräftig der Kaffee sein darf. Es gibt immer mal wieder besondere Sorten aus kleinen Chargen. Und Tipps, wie man sie zu Hause am besten zube-
reitet. Der größte Genussfaktor? Zeit. „Wir haben zum Beispiel ein halbes Jahr getüftelt, ehe wir den perfekten Cold Brew kreiert hatten“, sagt Brockholz. Der kalt extrahierte Kaffee wird sich 2019 zu einem großen Trend entwickeln. Er schmeckt im Mix mit herbem Tonic Water – und abends mit einem Schuss Gin. Denn auch Kaffeecocktails werden wieder beliebter. Einfach mal ausprobieren, rät Brockholz. Denn: Erlaubt ist, was schmeckt.

02.04.2019    Jessica Kohlmeier
  • Drucken
Zur Startseite