Ein Panorama von den Weinbergen in Beilstein
02.09.2020    Ulli Damm
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Die Innenstadt von Bernkastel-Kues

Bernkastel-Kues: Der mittelalterliche Marktplatz gehört zu den schönsten Mosel-Locations

Es ist eine abenteuerliche ­Kraxelei, hoch auf den Calmont, den mit 68 Prozent Steigung steilsten Weinberg Europas. „Todesangst“ heißt der Wanderweg – wer nicht schwindelfrei ist, versteht, ­warum. Alle anderen bekommen zumindest eine Ahnung von den Mühen der Winzer an der Moselschleife bei Bremm. Hier helfen keine Maschinen; die Pflege der Reben bleibt reine Handarbeit. Ein knallharter Job. Dabei wirkt diese Landschaft zwischen Eifel und Hunsrück so sanft. Der Fluss spiegelt das satte Grün der Wälder. Am Ufer reihen sich malerische Fachwerkstädtchen wie Bernkastel-Kues, Zell oder Beilstein, Schauplatz zahlreicher Heimatfilme – reizvoll besonders am späten Nachmittag, wenn die Dampfer mit den Tagestouristen wieder ablegen. Von der französischen Grenze bis zum Rhein bei Koblenz windet sich die Mosel auf 242 Kilometern durch ihr Tal. Die Schleifen sind an einigen Stellen so eng, dass man von Aussichtspunkten oben auf dem Berg den Fluss bis zu fünfmal sehen kann.

Dunkle Schieferböden, starke Hangneigung und ideale Ausrichtung zur Sonne bringen ein einzigartiges Mikroklima ins Moseltal: Es lässt hier einige der besten deutschen Weine wachsen. Mineralisch-kräftig, mit verschiedensten Fruchtnoten, wenig Säure. In den vergangenen Jahrzehnten gaben dennoch viele Winzer auf, hinterließen zahlreiche Brachen in den Hängen. Die harte Arbeit brachte zu wenig ein, der Moselwein litt unter einem angestaubten Image. Um mehr als ein Viertel schrumpfte die Anbaufläche seit 1990. Heute werden noch 8.700 Hektar bewirtschaftet, 3.500 davon in den besonders anspruchsvollen Steillagen.

Die Weinberge in Zell

Zell: Die Stadt liegt an der engsten Schleife der Mosel, ist bekannt für die Weinlage „Schwarze Katz“

Hippe, junge Winzer-Helden

Nun macht sich eine neue Generation von Jungwinzern auf, mit frischen Konzepten und hoher Qualität. Sie nennen sich „Winzer-Helden“ oder „Moseljünger“, rekultivieren viele der aufgegebenen Weinterrassen und produzieren vor allem den traditionellen Riesling, aber auch Elbling, Spätburgunder und Chardonnay.

Die jungen Wilden sind zumeist studierte Önologen, einige mit Stationen bei renommierten Weingütern im Ausland. Auch Marketing beherrschen sie perfekt, stellen hippe Weinfestivals auf die Beine (unter anderem „Rhythm & Wine“ in Trier, 31. Oktober und 1. November). Traditionelle Straußwirtschaften in den Weinorten gibt es natürlich noch immer. Hier lassen sich die hauseigenen Weine verkosten, dazu steht meist Flammkuchen auf der Karte. Tipp: Als Tagesausflug eine der 24 Etappen des Moselsteigs wandern.Es muss ja nicht der Aufstieg auf den Calmont sein.

02.09.2020    Ulli Damm
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