Illustration von Menschen die sich die Hand geben
19.01.2021    Anna Kaiser und Jana Tepe
  • Drucken

Der Wandel, über den seit Jahren diskutiert wird, ist auf einmal da. Und das mit einer Wucht, die viele überrascht hat. In guter Hinsicht, aber nicht nur. Denn die Erkenntnis, dass von jetzt auf gleich nichts mehr ist, wie es war, hat viele Menschen verunsichert. Worauf sollen sie vertrauen, wenn sich binnen weniger Tage oder Wochen alles ändern kann? Auf wen und was können sie bauen?

Vertrauen zu schaffen wird stärker als jemals zuvor zur Führungsaufgabe und erfordert den Blick auf die gesamte organisationale Kultur mit all ihren unterschiedlichen Facetten. Unternehmen brauchen neue Verhaltensweisen und Gepflogenheiten, neue Rituale und Werkzeuge, eine neue Art, miteinander zu kommunizieren. 5 „Kulturtechniken“ für Unternehmen, um den Wandel mit ihren Mitarbeitenden zu gestalten:

Kolumne von Jana Kaiser und Jana Tepe

1. Habt ein Ziel für in 20 Jahren, aber plant nur die nächste Woche

Langfristige Strategien funktionieren in einer sich schnell wandelnden Welt nicht mehr. Organisationen sollten ihr übergeordnetes Ziel, ihren Purpose, kennen: Wo möchten wir in 20 Jahren stehen? Der Weg dorthin darf und muss aber offen sein. Erlaubt euch, auf die Signale um euch herum zu hören, Veränderungen wahrzunehmen und euren Weg immer wieder neu auszurichten. Es ist O.K., Ideen zu verwerfen, die sich vor einem Monat noch richtig angefühlt haben, aber unter den neuen Umständen nicht mehr zielführend sind. Arbeitet in zweiwöchentlichen Sprints, reflektiert und justiert und bleibt so maximal beweglich.

2. Setzt auf Kollaboration statt auf Konkurrenz

Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung sind angesichts immer neuer Herausforderungen so wichtig wie nie zuvor. Niemand kann die Komplexität unserer Umwelt allein erfassen, geschweige denn bewältigen. Belohnt das Miteinander und Kolleginnen sowie Kollegen, die es gezielt fördern. Schafft Raum, um sich (digital) zu vernetzen, andere um Rat zu fragen und voneinander zu lernen. So entsteht nicht nur ein Bewusstsein für das eigene Können, sondern auch für das der Mitarbeitenden – und damit Vertrauen in die gemeinschaftliche Problemlösungskompetenz.

3. Bindet alle ein, die wollen

Jeder Mensch möchte gehört und gesehen werden. Das gilt auch im Arbeitskontext. Es sind nicht nur die Lauten, die etwas zu sagen haben. Schafft Möglichkeiten, die ALLEN Mitarbeitenden die Chance geben, ihre Gedanken, Ideen und Wünsche einzubringen. Gebt und holt euch in kürzeren Abständen als sonst Feedback. Moderiert (virtuelle) Meetings so, dass alle zu Wort kommt. Macht regelmäßige Check-Ins und seid auf verschiedenen Kanälen ansprechbar. Eine Kultur der „offenen Tür“ muss auch im digitalen Raum gelten.

Porträt von Anna Kaiser und Jana Tepe

Anna Kaiser und Jana Tepe sind die Gründerinnen von Tandemploy, einem vielfach ausgezeichneten Berliner Tech Start-up, das mit smarter Software und viel Herz die Arbeitswelt verändert. Großkonzerne wie Mittelständler nutzen die Talent-Marktplatz-Software von Tandemploy, um ihre digitale Transformation voranzutreiben – mit neuen Arbeitsmodellen, Lernformaten und einem Wissenstransfer auf Augenhöhe und ganz ohne Abteilungsgrenzen.

4. Durchmischt eure Gremien

Nach wie vor sind Aufsichts- und Beiräte sehr homogen. Meist sitzen dort Menschen, die ein ähnliches Wertegerüst, Verständnis von Technologie und ein ähnlich ausgeprägtes Bewusstsein für Trends haben. Schlechte Voraussetzungen für Innovation. Unternehmen, die in Zukunftsfragen auf die Kompetenz ihrer Beiräte setzen, sollten diese möglichst heterogen besetzen: mit Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Alters, vor allem aber auch mit Menschen, die sich für digitale Themen begeistern und sich damit auskennen. Die Dinge ganz neu und anders denken und den Mut haben, abseits bekannter Pfade zu laufen.

5. Handelt nachhaltig

Covid-19 und Klimawandel sind die großen Themen unserer Zeit. Hier geht es ans Eingemachte, um unsere Gesundheit, unsere Zukunft und die unserer Kinder. Organisationen, die sich diesen Themen aktiv und lösungsorientiert stellen, schaffen Vertrauen. Nachhaltig zu handeln, sich mit dem eigenen Beitrag an der Klimaveränderung auseinanderzusetzen und gezielt gegenzusteuern, gibt den Menschen im Unternehmen das Vertrauen zurück, dass wir alle es selbst in der Hand haben, die Welt zum Positiven zu gestalten. Viele Unternehmen, die auf nachhaltige Produkte setzen, einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen pflegen und das Wohl ihrer Mitarbeitenden genau im Blick haben, zeigen, dass Nachhaltigkeit und Profitabilität wunderbar zusammengehen.

Was schafft Vertrauen in der Krise? Es ist vor allem das Bewusstsein, dass wir alle Teil des Wandels sind und es keine Patentrezepte gibt, wie die Dinge künftig zu laufen haben. Wir können einfach loslaufen und ausprobieren, denn sonst werden wir nicht erfahren, was funktioniert und was nicht.

19.01.2021    Anna Kaiser und Jana Tepe
  • Drucken
Zur Startseite