Coronakrise wie geht es weiter
24.12.2020    Karina Engelking
  • Drucken

„Wer aktuell zu passiv ist, verpasst das Momentum für Veränderung“, sagt Professor Henning Vöpel, Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI). Denn in der nun entscheidenden Phase der Krise müsse die Wirtschaft offensiv Transformation und Disruption nicht nur zulassen, sondern ganz bewusst fördern.

Nur: Etwas zu fördern, eine Sache strategisch anzugehen, heißt auch zu planen, vorauszuschauen. „Unsere Hauptaufgabe bei der Beratung ist es, die Langfristigkeit vor Augen zu haben, aber auch durch kleine Schritte der Veränderung schnell zu helfen“, berichtet Birgit Baier von Ogilvy Consulting von aktuellen Kundenbedürfnissen. Damit spielt sie auf eines der Kernprobleme der Pandemie an: das Wegbrechen der mittelfristigen Planbarkeit, welche die Gegenwart mit der Zukunft verknüpft.

Am DUB Digital Business Talk nahmen teil:

Moderation: Thomas Eilrich, Chefredakteur, DUB UNTERNEHMER-Magazin

Genau das, so Vöpel, führe zu Unsicherheit, biete aber die Chance zur Transformation. Es wäre eine „gefährliche Illusion zu meinen, dass sie bereits geschafft ist“, mahnt der HWWI-Chef. Man habe sich in den vergangenen Monaten gut adaptiert, aber die Transformation und der wirkliche Digitalisierungsschub stünden noch aus. Sein Appell: „Es gilt jetzt, agile Unternehmenskultur zuzulassen und die alten Strukturen zurückzulassen.“

Wer rastet, der rostet

Während der Digitalisierungsschub vielerorts also noch Theorie beziehungsweise nur gefühlte Realität ist, nimmt Catharina van Delden an anderen Stellen sehr konkrete Veränderungen in der Praxis wahr. So beobachtet sie etwa ein neues Bewusstsein für Co-Kreation und Kollaboration. „Menschen aus allen möglichen Bereichen des Ökosystems einzubeziehen – Zulieferer, Partner, Kunden – ist relevanter denn je“, sagt die Geschäftsführerin von innosabi, einem Entwickler von Software für Ideen- und Innovationsmanagement.

Baier pflichtet dem bei: Der unternehmensinterne sowie externe Austausch helfe, Insights zu gewinnen und sich über notwendige Veränderungen klarzuwerden. Was sie im letzten Dreivierteljahr festgestellt hat: „Die Bereitschaft, neue Ansätze zu testen, ist viel größer geworden.“ Unternehmen würden Dinge jetzt eher im laufenden Prozess entwickeln und testen – also deutlich agiler agieren als vor Corona.

Van Delden kann aus ihrer Unternehmenspraxis heraus bestätigen: Das Interesse an Innovationsentwicklung ist gestiegen. Wie findet man überhaupt neue Ideen fürs Business? Eine Antwort auf diese Frage zu finden habe durch die sich ständig verändernden Marktumstände eine deutlich größere Bedeutung bekommen. Van Delden empfiehlt, neue Impulse auch außerhalb der Unternehmensgrenzen zu suchen, um gestärkt und resilienter in die Zukunft zu gehen.

Die Krise nutzen, statt „nur“ zu überleben

In den Beobachtungen, die Baier und van Delden gemacht haben, sieht Vöpel die Voraussetzungen für eine Wirtschaftsentwicklung, wie man sie in einer Krise benötigt. Denn: „Am Ende wird die Frage nicht sein, wie gut man überlebt hat, sondern wie gut man die Krise genutzt hat“, so Vöpel.

Eine Sache dürfe allerdings bei allen Digitalisierungs- und Innovationsbestrebungen, bei Remote-Work und Co. nicht vernachlässigt werden, betont van Delden: die Unternehmenskultur. Auch das sei eine wichtige Erkenntnis der letzten Monate gewesen.

24.12.2020    Karina Engelking
  • Drucken
Zur Startseite