Illustration Zusammenarbeit digitale Ethik
21.04.2020    Miriam Rönnau
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Zur Person

Portraitbild von Alexander v. Stülpnagel

Alexander von Stülpnagel

ist Gründer und Geschäftsführer von dimension2. Von 1994 bis 2004 war der Diplom-Informatiker als Geschäftsführer bei der Beratung SIZ tätig, die sich auf IT- und Sicherheitsstandards spezialisiert hat

Sie wollen Unternehmer beim ethischen Umgang mit Daten, Algorithmen und Künstlicher Intelligenz unterstützen. Welche Vorteile haben insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, wenn sie sich mit Datenethik beschäftigen?

Alexander von Stülpnagel: Je nach Geschäftszweck des Unternehmens kann daraus ein Wettbewerbsvorteil entstehen, damit einem Reputationsrisiko präventiv begegnet und Mitarbeiter besser motiviert werden.

Was hat Sie zur Gründung von dimension2 inspiriert?

von Stülpnagel: Ein Gespräch mit einem Philosophen bei meinem Eintritt in den Ruhestand. Daraus ist die Mission entstanden, Unternehmen zu beraten, wie sie ihre digitale Transformation nicht nur gewinnsteigernd, sondern auch nach ihrem  Wertekodex gestalten können.

Wie unterscheiden sich Corporate Social Responsibility und Corporate Digital Responsibility?

von Stülpnagel: Wir verstehen unter Corporate Digital Responsibility die digitale Erweiterung von Corporate Social Responsibility. Die Digitalisierung wird dabei häufig als vierte Säule neben Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft verstanden und dargestellt. Im Idealfall ist Corporate Digital Responsibility aber eher eine Querschnittsdisziplin, da sie alle anderen Bereiche horizontal durchdringt.

Im Oktober haben Sie die „CDR-Lab-Initiative“ vorgestellt. Was verbirgt sich dahinter?

von Stülpnagel: Meine Erfahrung, dass Lösungen für ein neues Thema – und Corporate Digitale Responsibility, kurz CDR, beginnt gerade erst bekannt zu werden – am schnellsten und wirtschaftlichsten gefunden werden, wenn man gemeinschaftlich daran arbeitet. Während das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz seit circa 18 Monaten mit inzwischen 15 Großunternehmen an einem freiwilligen Kodex für CDR arbeitet, um einer möglichen Regulierung zuvorzukommen, wollen wir in unserem CDR-LAB praktische Hilfen bei der Umsetzung solcher Kodizes erarbeiten. Die Kunden bestimmen, welche Projekte angegangen werden sollen und müssen für das notwendige Budget sorgen. Angesichts der Corona Krise werden wir im LAB vorschlagen, ethisch vertretbaren Umgang mit Pandemiedaten zu erarbeiten.

Reicht es nicht, wenn Unternehmen die Anforderungen der DSGVO umsetzen?

von Stülpnagel: Die DSGVO regelt den rechtlichen Umgang mit personenbezogenen Daten – also das „ethische Minimum“. Das reicht den meisten Unternehmen heute angesichts des nicht unerheblichen Aufwands bei der vorschriftsmäßigen Umsetzung. Aber nicht alles was legal ist, ist auch legitim – sprich genügt eventuell nicht dem ethischen Wertekanon des Unternehmers, der Shareholder, der Kunden und der Mitarbeiter.

Können Sie kleinen und mittleren Unternehmen Ratschläge geben, wie sie am besten mit dem Thema Datenethik starten, wenn sie bisher keine Berührungspunkte damit hatten?

von Stülpnagel: Selbstständige sollten sich fragen, für welche Werte ihr Unternehmen am Markt im Rahmen der digitalen Strategie gesehen wird und prüfen, ob und wie sie diese bei der Datennutzung berücksichtigen.

Welche Zukunftspläne haben Sie mit Ihrem Unternehmen?

von Stülpnagel: Unser CDR-LAB so zu etablieren, dass rechtzeitig innovative Lösungen mit Unternehmen für Unternehmen entstehen, um mitzuhelfen, dass sich CDR wie vor 30 Jahren CSR als freiwilliger Standard am Markt durchsetzt.

21.04.2020    Miriam Rönnau
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