Eine Führungskraft bricht aus einem Käfig aus
01.04.2021    Fabian J. Fischer
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Seit 1834 ist Rügenwalder Mühle auf dem Markt und hat es zuletzt geschafft, sich neu zu erfinden. Anstatt nur auf totes Tier zu setzen, begann das Unternehmen 2014 damit auch fleischfreie Produkte anzubieten. Was heute vor allem in Großstädten selbstverständlich auf dem Frühstückstisch oder Grill landet, war vor der Einführung noch eher eine Seltenheit. Der Erfolg gab Rügenwalder Mühle recht: Heute erzielt das Unternehmen mehr Umsatz mit Veggie als mit Wurst & Co.

Führungskräfte müssen mutige Entscheidungen treffen können

Doch verbannt hat Rügenwalder Mühle die Fleischprodukte nicht. Das Unternehmen steht dazu, beides im Portfolio zu haben. Diese Entscheidung ist mutig, denn Herkunft und originäre Markenidentität wurden nicht verdrängt, sondern ins Morgen überführt. Als Unternehmerin und Unternehmer braucht es diesen Mut zur Transformation, da Geschäftsmodelle nicht nur von regionalen Wettbewerbern, sondern auch von globalen Playern attackiert werden.

Illustration von Fabian Fischer

Fabian J. Fischer ist ein Hamburger Unternehmer, digitaler Vordenker und Investor. Als CEO von Etribes verantwortet er die strategische Weiterentwicklung des Unternehmens, das mittelständische Unternehmen und Dax-Konzerne bei den Herausforderungen der Digitalisierung berät. Fischer ist ebenso Co-Founder von Picea Capital, einem Evergreen Venture Capital Fund mit Fokus auf Early-Stage-Technologieunternehmen.

Diesen Mut kann ein Traditionsunternehmen aufbringen, aber auch ein junges im Zusammenspiel mit etablierten Playern. Beispiel: Beyond Meat. Der Fleischlos-Hersteller treibt den Wandel im Lebensmittelmarkt mit Kooperationen voran. Mit McDonalds ist es eine strategische Zusammenarbeit, mit Pepsi wurde das Joint-Venture „The PLANeT Partnership“ gegründet.

Das zeigt: Beyond Meat geht es ums Ganze, das Unternehmen will Ernährung komplett neu denken. Dafür geht der Hersteller sogar Partnerschaften ein, die im ersten Moment unlogisch erscheinen, aber eigentlich völlig naheliegend sind. Der Trend zu gesünderer und nachhaltiger Ernährung macht vor McDonalds oder Pepsi nicht halt. Sie brauchen für die Transformation Know-how und verfügen andererseits aber über Strukturen und Reichweiten, die ein junges Unternehmen wie Beyond Meat kaum kurzfristig organisch aufbauen könnte.

Transformation braucht eine Richtung

Grundlegende Änderungen am Kernprodukt oder Geschäftsmodell tun intern oft weh und sorgen für Friktionen. Aber das sollte ein Preis sein, den Unternehmerinnen und Unternehmer gewillt sind zu zahlen. Es ist die einzige Möglichkeit, Veränderungen in der Industrie aktiv mitzugestalten. Michael Hähnel, der Rügenwalder Mühle-CEO, hat es in einem Interview einmal so ausgedrückt: „Als Unternehmen hat man da zwei Möglichkeiten: Entweder du veränderst dich oder du wirst verändert. Ich bin lieber selber die treibende Kraft als von außen getrieben zu werden.“

Diesen Mut zur Veränderung werden noch viele aufbringen müssen. Im  Zuge der Digitalisierung geht es bei vielen Geschäftsmodellen wortwörtlich um die Wurst. Ein „same same but different“ reicht heute nicht mehr. Die Rügenwalder Mühle zeigt: Die Zukunft gehört denen, die zu extremen Transformationen bereit sind – ganz unabhängig vom Alter des Unternehmens.

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Milliarden US-Dollar beträgt der prognostizierte Umsatz mit veganen Fleischprodukten bis zum Jahre 2040. Das zeigt eine Erhebung der Unternehmensberatung Kearney. Damit würden nur noch 40 Prozent der konsumierten Fleischprodukte von Tieren stammen.

01.04.2021    Fabian J. Fischer
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