Frau am Flughafen mit Atemschutzmaske
17.11.2020    Thomas Soltau
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Am DUB Digital Business Talk nahmen teil:

Moderation: Thomas Eilrich, Chefredakteur DUB UNTERNEHMER-Magazin

Zoom, Teams und Skype statt Straße, Schiene und Flieger. Von virtuellen Meetings via Videokonferenzanbieter haben Manager mittlerweile genug. Viele Fach- und Führungskräfte vermissen reale Treffen mit Kunden und Kollegen, wie die Studie „Chefsache Business Travel 2020″ im Auftrag des Deutschen Reiseverbands (DRV) zeigt. Von der Rückkehr zu Geschäftsreisen erhoffen sie sich eine Stärkung der Beziehungen und höhere Umsätze. Doch während einer Pandemie sind Geschäftsreisen nur eingeschränkt möglich. Ein Zustand, der auch dem Tourismus nachhaltig schadet.

Deutschland ist in Europa Messeland Nummer eins und hat als Wirtschaftsstandort eine Menge zu verteidigen. „Es geht um 18 Milliarden Euro Umsatz, der möglicherweise noch länger fehlen wird“, sagt Petra Hedorfer, CEO der Deutschen Zentrale für Tourismus. Der massive Einbruch der Geschäftsreisen bereitet auch Andreas Schönfeld, Managing Director Central Europe bei HRS, Sorgen. „Für den Bereich Übernachtung in Deutschland haben wir einen Rückgang von knapp 60 Prozent gegenüber dem Jahr 2019.“ Gerade für kleinere Hotels sei das eine Herausforderung. Immerhin sind 75 Prozent aller deutschen Geschäftshotels individual geführt und können den Einbruch im Gegensatz zu Hotelketten kaum kompensieren.

Virtuelle Meetings statt berufliche Reisen?

Die Marke Deutschland hat nach wie vor eine hohe Credibility. Trotzdem wird die Erholung des Marktes lange dauern, meint Petra Hedorfer. „Uns liegen mehrere Gutachten vor, die für Deutschland voraussagen, dass weit über 2023 hinaus ein Viertel des Volumens aus internationalen Reisen weiterhin fehlen wird.“ Fritz Zerweck, Vorstand von eHotel, erinnert daran, dass es einen ähnlichen Einbruch von Geschäftsreisen nach der großen Finanzkrise 2008 schon einmal gab.

Unternehmen hatten damals aus reinem Kostendruck ihre Geschäftsreise in einer Größenordnung von 50 Prozent und mehr zurückgefahren. Der Markt hat sich später wieder erholt. „Ich gehe davon aus, dass es neben Geschäftsreisen auch weiterhin virtuelle Konferenzen geben wird, weil sie sich bewährt haben“, meint Zerweck. „Wir denken deshalb aber nicht darüber nach, unser Geschäftsmodell neu zu definieren. Letztlich glauben wir, dass Geschäftsreisen nach Corona wieder deutlich an Fahrt aufnehmen.“

Andreas Schönfeld sieht die Zukunft des Reisens differenzierter. Im Jahre 2025 werden 50 Prozent aller Arbeitnehmer in den Unternehmen der sogenannten Generation Y angehören. Sie würden nicht nur aus Gründen des Umweltschutzes auf virtuelle Meetings setzen. Es wird zukünftig genau unterschieden, welche Geschäftstreffen mit PC und welche Face-to-Face stattfinden können. „Letztlich läuft es in jedem Fall auf eine Hybridlösung hinaus – und das wird sich auch am Markt widerspiegeln.“

Darf mich mein Arbeitgeber auf Dienstreise schicken?

Während die Bundeskanzlerin dazu aufruft, möglichst zu Hause zu bleiben, können Angestellte vom Chef zu Dienstreisen verpflichtet werden. Arbeitgeber stehen dabei vor einem großen Dilemma. „Auf der einen Seite haben sie das Weisungsrecht, auf der anderen Seite muss der Arbeitgeber aber auch eine Fürsorgepflicht ausüben“, erklärt Stefan Pape, Gründer von ReiseRecht.com. „Wenn ich jemand in ein Hotel schicke, gebe ich meinen Arbeitsschutz ja an einen externen Dritten weiter. Ich kann es gar nicht kontrollieren. Sollte sich ein Arbeitnehmer auf einer Dienstreise mit Corona infizieren, handelt es sich noch um eine völlig offene Rechtsfrage.“

Wie kommen Geschäftsreisende möglichst unbeschadet durch die Pandemie?

Das „Clean & Safe“-Label zeigt den Gästen, dass sie einen Betrieb besuchen, der sich bewusst zur Einhaltung eines umfassenden Schutzkonzeptes verpflichtet hat. „Ich gehe nur in Hotels mit diesem Label, weil ich weiß, dass alle hygienischen Mindestanforderungen dort erfüllt werden“, so Andreas Schönfeld. Mittlerweile haben die Top 10 Hotelketten weltweit alle das „Clean & Safe“-Label. Ansonsten rät der Manager dazu, bei der Anreise lieber das Auto zu nutzen – so verringert man effektiv den Kontakt mit potenziellen Virenträgern.

Fritz Zerweck sieht trotz der allgemeinen Einschränkungen während der Corona-Zeit positiv in die Zukunft. Momentan werde alles dafür getan, um die Gesundheit auch während der Geschäftsreisen zu bewahren. Und deswegen sei ihm auch in Zukunft beim Thema Business Travelling überhaupt nicht bange. „Kaum notwendige Reisen werden ersetzt durch virtuelle Tagungen. Aber es wird dafür viele andere Geschäftsreisen geben, die zwingend notwendig sind.“

17.11.2020    Thomas Soltau
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