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27.10.2020    Thomas Eilrich
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„Das ist weit mehr als nur ein Buzzword“, konstatiert Nicolas von Rosty, wenn es um den Begriff Purpose geht. Der Experte für Personalberatung sieht darin den „Ausdruck des sozialen Engagements eines Unternehmens“ – und der entfaltet bestenfalls Sogwirkung.

Zur Person

Portrait von Nicolas von Rosty

Nicolas von Rosty

ist Managing Partner der internationalen Personalberatung Heidrick & Struggles und leitet die CEO & Board Practice in Deutschland und Zentraleuropa

Inwieweit ist ein glaubwürdiger Purpose im Recruiting heute unabdingbar?

Nicolas von Rosty: Das Thema hat eine wachsende Bedeutung – gerade für die Generationen Y und Z, aus denen die Talente stammen, die alle Unternehmen wollen. Diese jungen Menschen setzen sich viel intensiver mit der Frage auseinander, welchen sozialen Mehrwert ein Unternehmen bringt und wie es sich präsentiert. Die Berufswahl hängt dort oft an der Ausrichtung des Unternehmens. Sustainability, Inklusion und Diversity sind besonders gefragt. Und im Zuge der Coronapandemie scheint die Frage nach dem Purpose zudem noch größer geworden zu sein.

Unter welchen Bedingungen wirkt ein Purpose?

von Rosty: Authentizität ist in diesem Zusammenhang extrem wichtig. Heute muss man zu vielen Themen nachvollziehbar Stellung beziehen und einen klaren Weg wählen. Die sozialen Medien haben so viel Transparenz geschaffen, dass interne und externe Kommunikation nicht mehr voneinander trennbar sind. Es hilft allerdings überhaupt nicht, mit nichtssagenden Floskeln um sich zu werfen. Im Gegenteil: Es schadet. 

Ist der US-geprägte Begriff Purpose mit der deutschen Unternehmenskultur ohne Weiteres vereinbar?

von Rosty: Sicher. Die Purpose-Kommunikation in den USA ist extrem dick aufgetragen. Das ist zum Teil der vergleichsweise jungen Geschichte des Landes geschuldet. Bei uns bedient man sich eher selten solch eines Pathos zur Identitätsfestigung. Übergeordnet aber gilt: Für den nachhaltigen Purpose ist Storytelling enorm wichtig. Man braucht viel mehr als nur einen Spruch à la „Wir retten die Welt“. Schließlich soll Purpose der Identifikation mit dem Unternehmen dienen. Mission-Statements sind am Ende austauschbar, die Geschichten von Unternehmen sind es jedoch nicht.

Wenn es die identitätsstiftende Historie nicht gibt: Wie geht ein Unternehmen das Thema an?

von Rosty: Wenn Purpose von oben verordnet wird, funktioniert das nicht. Dann landet man genau bei diesen inhaltsleeren Statements, mit denen Mitarbeiter nichts Emotionales verbinden. Ich sehe in dem Prozess drei simpel klingende und doch wesentliche Schritte: Erstens eine gemeinsame Wertebasis ent­wickeln, was Zeit braucht. Zweitens: Vertrauen schaffen, indem man die Menschen zusammenbringt. Und drittens: Kollaboration. Purpose muss bottom-up und zeitgleich top-down im ständigen Austausch entwickelt werden.

Wie leben Sie den Purpose Ihres Hauses?

von Rosty: Unser Purpose „We help our clients change the world“ äußert sich gerade in volatilen Zeiten wie diesen darin, Unternehmen bei der optimalen Besetzung ihrer Führungspositionen professionell zu unterstützen. Im Vordergrund steht die Auswahl agiler und integrer Führungsteams, unabhängig von Geschlecht, Nationalität oder Herkunft.

27.10.2020    Thomas Eilrich
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