Führungskraft fliegt durch ein Coronavirus
03.12.2020    Karina Engelking
  • Drucken

 

Zur Person

Portrait Miro Morczinek

Miro Morczinek

ist Vorstand Kommunikation des Chapters Berlin der Entrepreneurs‘ Organization (EO Berlin). Seit 2008 gibt es das globale Peer-to-Peer-Netzwerk, das weltweit über 14.000 Unternehmer-Mitglieder zählt, auch in der deutschen Hauptstadt. Dort bietet es eine regelmäßige Plattform für Events, Trainings und qualitativen Austausch

Welche Beobachtungen machen Sie hinsichtlich der Krisenbewältigung bei den 230 Mitgliedsunternehmen der EO Berlin?

Miro Morczinek: Unsere Mitglieder aus der Berliner Industrie zeigen sich weitgehend flexibel und agil. Je nach Geschäftsmodell sehen wir jedoch, wie sich die Krise ganz unterschiedlich auswirkt. Digitalaffine Unternehmen profitieren besonders und können leichter Talente gewinnen, während sich andere umstellen müssen. Es gab auch Liquidiätshilfen des Staates. Wir beobachten, dass die Unternehmer die erzwungene „Langsamkeit“ nutzen, um fundierte strategische Entscheidungen zu treffen und sich neu zu sortieren.

Wie reagieren Unternehmen richtig auf die Gefahr disruptiver Entwicklungen?

Morczinek: Bedachtes Handeln und eine klare Strategie sind die obersten Maximen. Eine sehr enge Konkurrenzbeobachtung sowie eine Stärken- und Schwächen-Analyse können schon der erste Schritt sein, um Möglichkeiten in der Krise zu finden und entsprechend zu investieren. Es gilt auch, die Digitalisierung weiter zu fördern und auf alle Bereiche auszuweiten.

Was sehen CEOs als ihre dringendste Aufgabe im Zuge der Transformation?

Morczinek: Trends und Muster im Business Modell früh zu erkennen, aber auch zuzuhören. Dafür setzen wir uns auch bei EO nachhaltig ein. Wenn Führungskräfte lernen, wie man zuhört und einander die Hand reicht, können neue Partnerschaften entstehen, neue Mitarbeiter neue Skills in das Unternehmen tragen und sich die Produkt- oder Businessstrategie weiterentwickeln.

Inwieweit sehen Sie in der Digitalisierung das Potenzial zur gesellschaftlichen Spaltung zwischen denen, die vorangehen und denen, die nicht mithalten können oder wollen?

Morczinek: Die Digitalisierung ist eine natürliche Evolution. Der Generationenkonflikt ist bereits spürbar. Das Wissen entwickelt sich zudem so schnell, dass Experten-Know-how von gestern oft heute kaum noch nutzbar ist. Die Halbwertszeit verkürzt sich immer weiter. Wer nicht Teil dieser Veränderung sein möchte, kann sich als Konsument von ihr treiben lassen – oder aber sie als Investor praktisch mitgestalten.

Wie sieht Leadership im digitalen Zeitalter aus?

Morczinek: Gutes Leadership heißt auch neue Methoden zuzulassen und Tools auszuprobieren, um das Unternehmen zu unterstützen. Nicht nur die eigene Effizienz kann dadurch massiv gestärkt werden. Auch die Kundenbedürfnisse – zum Beispiel der Wunsch nach digitaler Erreichbarkeit oder einem entsprechenden Angebot – können so erfüllt werden. Eigenschaften, die eine zukunftsorientierte Führungskraft auszeichnen, sind Neugierde und Experimentierfreude, hohe Analysefähigkeit gepaart mit Abstraktions- und Extrapolationstalent und ein durch Datenaffinität gespeistes technisches Verständnis.

Wie hilft EO Berlin den Mitgliedern, erfolgreich zu führen?

Morczinek: EO zeichnet sich durch unseren sehr engen und vertrauensvollen Austausch sowohl auf geschäftlicher als auch auf persönlicher Ebene aus – insbesondere zum Self-Improvement. Bei unseren Guru-Events geht es zum Beispiel vor allem darum, sich gegenseitig über Erfahrungen als Leader auszutauschen, verschiedene Situationen zu verstehen und Handlungsoptionen durchzuspielen. Unser globales Netzwerk ermöglicht es, sich branchen- und länderübergreifend auszutauschen.

03.12.2020    Karina Engelking
  • Drucken
Zur Startseite