Mensch vor Monitor mit Videokonferenz
22.04.2020    Charlotte Reuscher
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  • Ole Behrens-Carlsson, Vorstandsvorsitzender der Schütze AG, seit 20 Jahren Anbieter von IT-Lösungen für Mittelstand, Verbände und Verwaltung
  • Ina Menzer, ehemalige Box-Weltmeisterin und Motivations-Coach

widmeten sich den drängendsten Fragen der Call-Teilnehmer.

Trotz Krise und Homeoffice: Wie bleibe ich motiviert?

Die Geschäftswelt steht Kopf, die Zukunft erscheint unsicher, Büro, Laden oder Werkstatt müssen menschenleer bleiben – das schlägt auf die Motivation. Ina Menzer rät, bewusst den Blick auf die positiven Dinge zu richten und sagt: „Wichtig für eine positive Haltung ist es, Energieräuber zu eliminieren. Dazu gehört auch der übermäßige Medienkonsum – die derzeit überwiegend schlechten Nachrichten drücken aufs Gemüt und damit auf die Gesundheit. Also: abends mal die Tagesschau zu gucken ist in Ordnung, den ganzen Tag lang Radio zu hören und in den Sozialen Medien den Nachrichten zu folgen, tut dagegen nicht gut.“

Handlungsfähig im Homeoffice – (wie) geht das?

Die Schütze AG mit 170 Mitarbeitern an sechs Standorten hat ihre Belegschaft bereits sehr früh ins Homeoffice geschickt: „Wir haben als IT-Unternehmen natürlich ideale Voraussetzungen“, sagt Ole Behrens-Carlsson. Um die Handlungsfähigkeit aller Beschäftigten sicherzustellen, gab es zu Anfang der Homeoffice-Phase „Care-Pakete“. „Wir haben den Mitarbeitern zum Beispiel Monitore, Mäuse und Bürostühle nach Hause geliefert, sodass sie sich dort einen gut funktionierenden Arbeitsplatz einrichten konnten“, so Behrens-Carlsson. „Zudem haben wir uns für die Eltern um einen Babysitter-Service gekümmert.“

Nicht weniger wichtig sei die Kommunikation: „Mitarbeitern zuhören, ihre Sorgen ernst zu nehmen und viel miteinander zu sprechen hilft, die Motivation zu erhalten“. Bei der Schütze AG hat man dazu auch Videoformate genutzt – die Teams treffen sich jeden Tag in einer morgendlichen Videokonferenz.

Wie können meine Mitarbeiter auch im Homeoffice gut zusammenarbeiten?

Spontane Treffen auf dem Flur waren gestern. Heute sitzt jeder allein in seinem Wohnzimmer. Dass das kein Aus für gemeinsames Arbeiten sein muss, erklärt Ole Behrens-Carlsson: „Die Zusammenarbeit kann auf zwei Ebenen gefördert werden. Zum einen, auf der Arbeitsebene, ist es unerlässlich, regelmäßig zusammenzukommen, was mit Videokonferenzen ja auch recht einfach umzusetzen ist.

Zum anderen haben wir zum Beispiel liebgewordene Rituale wie unseren wöchentlichen Yoga-Kurs, den eine unserer Mitarbeiterinnen anbietet, aus der analogen in die digitale Welt überführt.“ Dass das funktioniert, sieht Behrens-Carlsson nicht zuletzt am Feedback der Mitarbeiter, das einmal pro Woche per Umfrage eingeholt wird. „Wir merken, dass unsere Firma in der jetzigen Krisenzeit stark zusammenwächst und bekommen viel positives Feedback. Das ist eine sehr schöne Erfahrung.“

Wie können wir kreativ bleiben?

Originelle Ideen entwickeln, ohne gemeinsam in einem Konferenzraum zu sitzen – für den Leiter einer Medienagentur eine ungewohnte Vorstellung. Er fürchtete um Kreativitätsverluste. Die konnte ihm ein anderer Call-Teilnehmer, Geschäftsführer einer Frankfurter Werbeagentur, ein wenig nehmen: „Wir erleben gerade, dass Zoom ein echter kreativer Hotspot sein kann. Kreativmeetings starten wir in der großen Gruppe, dann nutzen wir das Untergruppen-Tool und arbeiten in Kleingruppen weiter, die der Moderator immer wieder kurz besucht. Wenn wir dann nach etwa 20 Minuten wieder in der großen Gruppe zusammenkommen, gibt es erstaunlich gute Ergebnisse. Das ist ein wirklich positives Learning, das wir aus der Krise ziehen konnten.“

Ole Behrens-Carlsson pflichtet ihm im Grundsatz bei, weist aber noch auf einen anderen Punkt hin: „Eine Gefahr bei der Arbeit im Homeoffice ist, dass sich Arbeits- und Privatleben immer mehr vermischen und der Arbeitnehmer nicht genug Ruhepausen bekommt. Aber genau die braucht er, um kreativ zu sein.“

Homeoffice vs. Präsenzarbeit: Wie wichtig sind feste Strukturen?

Im Homeoffice gibt’s keine Stechuhr – und auch keine Kollegen, die mit in die Mittagspause gehen. Strukturen und Selbstdisziplin sind daher sowohl für Führungskräfte als auch für Mitarbeiter ein wichtiges Thema. „Klare Ziele – was muss wann erledigt sein, was muss ich wann abgeben – sind unerlässlich“, sagt Ina Menzer.

Und auch das Einbauen von festen Ritualen in den Tagesablauf sorge für Struktur, so die Sportlerin: „Das gilt für feste Ruhepausen ebenso wie für körperliche Bewegung. Ich erledige zum Beispiel mein Sportprogramm jeden Morgen gleich nach dem Aufstehen und Zähneputzen. So starte ich fit in den Tag.“

Wann soll ich meine Mitarbeiter wieder in die Firma holen?

Angesichts der jüngsten vorsichtigen Lockerungen der Corona-Beschränkungen eine Frage, die sich viele Unternehmer in diesen Tagen stellen. Ole Behrens-Carlsson hat dazu einen klaren Standpunkt: „Wir müssen Verantwortung übernehmen. Alle, die wie wir gut zuhause arbeiten können, sollten auch zu den letzten gehören, die wieder in die Büros gehen.“ Bei der Schütze AG wird geplant, ab Mitte Mai den Mitarbeitern freizustellen, wieder vor Ort tätig zu sein.

Video-Meetings, Homeoffice – wie werden wir nach der Krise arbeiten?

Corona hat sich als großer Beschleuniger der Digitalisierung erwiesen, Viele Unternehmen legten in diesen Wochen eine teilweise steile Lernkurve hin. Was wird bleiben? Ole Behrens-Carlsson: „Bei uns war auch schon vor Corona Homeoffice möglich – aber nur in besonderen Fällen, weil wir befürchtet haben, die durch gemeinsame und vor allem zufällige Treffen entstehende Kreativität zu verlieren. Aber in dem Punkt haben uns unsere Mitarbeiter eines Besseren belehrt und gezeigt, dass kreative Vernetzung auch digital funktioniert.“

Ein Call-Teilnehmer, Geschäftsführer aus dem Hamburger Raum, sieht es ähnlich „Homeoffice ist eine gute Möglichkeit, flexibel und kreativ zu arbeiten. Allerdings ist auch die Arbeit in einem festen Büro sinnvoll – ich denke, dass es in Zukunft eine gute Kombination von beidem geben wird.“

 

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22.04.2020    Charlotte Reuscher
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