Illustration: Work-Life-Balance
01.07.2020    Miriam Rönnau
  • Drucken

Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, virtuelle Kreativmeetings – New Work steht für eine moderne, attraktive Arbeitsweise. Erlebt das Konzept durch die Coronakrise einen Aufschwung?

„New Work bringt viele Freiheiten mit sich. Aber Freiheit bedeutet auch mehr Disziplin und mehr Selbstorganisation,“ sagt Tobias Schlösser. „Mein Gefühl ist: nicht alle Deutschen sind dafür bereit“, so der Geschäftsführer des Sparkassen-Finanzportals, dem zentralen Dienstleister für Kommunikation und digitale Services in der Sparkassen-Finanzgruppe. Falsch wäre es, zu glauben, es ließe sich einfach ein Schalter umlegen und der Wandel sei vollzogen. Schlösser: „Es braucht einen Change-Prozess und Begleitung bei der Umsetzung von neuen Arbeitsweisen.“

Auch beim Thema Homeoffice ist das Stimmungsbild der Tech-Experten zwiegespalten: die einen sehen dahinter einen Luxus, der noch im vergangenen Jahr vielfach vehement abgelehnt wurde. Für andere gilt Heimarbeit als zusätzliche Belastung. „Es ist nicht davon auszugehen, dass alle Menschen über ein Arbeitszimmer verfügen, und Homeoffice mit der Familie vereinbar ist“, sagt Gregor Kolk, Sales Manager bei Adobe Sign & Stock, Spezialist für E-Signature. Wer sich mit neuen Arbeitsprozessen beschäftigt, müsse auf diese Menschen Rücksicht nehmen.

Die Krise ist für viele Unternehmen eine echte Herausforderung, sie kann aber auch positive Effekte mit sich bringen. Philipp Depiereux: „Jetzt hat auch der letzte Unternehmer verstanden, dass es ohne Digitalisierung nicht mehr geht.“ Im Dialog mit Kunden und Partnern stellt der Gründer der Unternehmensberatung etventure fest, dass sich viele Mittelständler derzeit wichtige Fragen stellen, etwa

• Wie kann ich Geschäftsmodelle optimieren?
• Wie sieht meine Unternehmenskultur der Zukunft aus?
• Wie lerne ich als Führungskraft meinen Mitarbeitern zu vertrauen?

Digitalisierung ist keine Pauschalantwort auf Zukunftsfragen. Kai Herzberger gibt etwa zu bedenken: „Das zwischenmenschliche funktioniert nicht über Video-Calls“. Auch künftig werde es persönliche Meetings geben. Doch die Frage sei, wo diese erfolgen. „Das Büro der Zukunft kann auch in einem Café zu finden sein“, sagt der bei Facebook als Group Director DACH & EMEA für die Regionen Deutschland, Österreich, Schweiz, Europa, Naher Osten und Afrika zuständige Manager.

Viele Unternehmen waren auf die abrupte Umstellung aufs Homeoffice im März nicht vorbereitet. In einem früheren DUB Video-Call war von einem „Homeoffice-Führerschein“ die Rede. Eine gute Idee?

„Ich würde ungern ein Zertifikat dafür erstellen,“ sagt Herzberger. Gerade in einer Zeit wie dieser sollten Kontrollmechanismen in den Hintergrund treten und Vertrauen in die Mitarbeiter an oberster Stelle stehen. Doch hilfreich sei es, den Menschen in einer neuen Situation Hilfestellung zu geben. „Führerschein ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber die Menschen müssen lernen, sich auf die Veränderung einzustellen und im ‚New Normal’ besser zu strukturieren“, sagt Kolk.

Viele spüren in der Krise, dass Arbeits- und Freizeit immer mehr verschwimmen. Im Homeoffice existiert der klassische Feierabend meist nicht mehr. „In den Unternehmen müssen Wege gefunden werden, um Leitplanken zu definieren“, empfiehlt Schlösser. Depiereux ergänzt: „Gerade Führungskräfte brauchen eine Guideline, um zu lernen, wann Feierabend ist. Sie müssen sich noch mehr angewöhnen, ihren Mitarbeiter zu vertrauen und auf Distanz zu führen.“

Wo ist in diesen Zeiten Inspiration zu finden?

Ob Zeitungen, Podcasts oder Jogging – nach Herzberger muss jeder, der fit für die Zukunft sein möchte, lernen, Freizeit zu genießen. Helfen kann auch, sich nicht nur mit der eigenen Branche zu beschäftigen, sondern auch etwas bei anderen Sparten abzuschauen.

Für Depiereux ist die beste Inspiration der Dialog: „Anderen zuhören, und das nicht nur im eigenen Umfeld. Mit Vertretern verschiedener Bevölkerungsgruppen zu sprechen oder auch ins Ausland zu reisen, kann schnell neuen Input liefern.“

Der #DUBhilft Video-Call wurde von Jens de Buhr, Verleger des DUB UNTERNEHMER-Magazins, moderiert. Zu Gast waren:

01.07.2020    Miriam Rönnau
  • Drucken
Zur Startseite