Ein Portrait von Ralf Duemel
02.01.2020    Andreas Busch
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p>Ralf Dümmel ist Unternehmer und „Die Höhle der Löwen“-Investor. Bei vielen der Gründer investiert er, erweitert mit ihren Produkten das Sortiment seiner Firma. Dümmel versteht sein Geschäft.


Der Mann polarisiert. Die einen mokieren sich über Ralf Dümmels oft farbenfrohe Garderobenwahl. Den anderen gefällt seine direkte und zupackende Art. Dass viel über den geschäftsführenden Gesellschafter von DS Produkte in Stapelfeld bei Hamburg geschrieben und gesprochen wird, liegt an seiner Funktion als Juror in der quotenstarken Vox-Gründershow „Die Höhle der Löwen“. Investor Dümmel über seine Strategie, Erfolg versprechende Start-Ups zu identifizieren, die Digitalisierung und warum in seinem Unternehmen heute New Work angesagt ist.

Zur Person

Porträt von Ralf Dümmel

Ralf Dümmel

wurde 1966 in Bad Segeberg geboren. Seit Mitte der 1990er-Jahre ist er Gesellschafter von DS Produkte. Er beliefert unter anderem rund 40.000 Filialen von Super- und Baumärkten sowie Einzelhändler mit Non-Food-Artikeln. Zwei Millionen Pakete pro Jahr gehen direkt an Endkunden

DUB UNTERNEHMER-Magazin: Sie haben eine bemerkenswerte Karriere hingelegt. War sie ebenso bunt?

Ralf Dümmel: Mein Lebenslauf ist so kurz, der ist schnell erzählt.

Legen Sie bitte los.

Dümmel: Ich wollte nach der Hauptschule bei Möbel Kraft, dem Arbeitgeber meines Vaters, eine Lehre machen. Doch die wollten keine Hauptschüler. Da 
sagte ich dem Personalchef, ich mache den Realschulabschluss, dann stellt ihr mich ein. Er meinte, so frech sei ihm noch keiner mit 15 Jahren gekommen, und ließ sich darauf ein.

Und, war Ihr erster Deal erfolgreich?

Dümmel: Ja, ich begann eine Lehre als Einzelhandelskaufmann und wurde Küchenverkäufer. Durch Zufall lernte ich Dieter Schwarz, Gründer von DS Produkte, kennen. Der machte mich zum Verkaufsassistenten und acht Jahre später zum Gesellschafter.

Heute sind Sie erfolgreicher Unternehmer, setzen jährlich zirka 260 Millionen Euro um, beschäftigen mehr als 400 Mitarbeiter, sind TV-Star. Können Sie noch unbehelligt einkaufen gehen?

Dümmel: Ja, aber ich werde erkannt. Kürzlich stellte mir jemand abends in einer Restaurant-Toilette spontan seine Idee vor, er pitchte richtig. Die Idee war gar nicht schlecht. „Die Höhle der Löwen“ bringt mir eine Menge. Ich lerne viel von den Gründern. Und ich habe bereits 61 Deals in den Staffeln geschlossen. Daraus sind über 200 neue Artikel entstanden. Viele stehen heute bei DS Produkte im Programm.

Worauf achten Sie bei der Auswahl der Start-ups?

Dümmel: Zunächst auf die Gründerinnen und Gründer. Wir müssen harmonieren. In der Sendung findet die Verlobung statt. Wenn alles passt, heiraten wir beim Notar. Meine Gründer können immer die Fachbereiche in meiner Firma oder mich erreichen, mich am besten spätabends oder auch am Wochenende.

Worauf achten Sie bei den Produkten der Gründer?

Dümmel: Das Produkt muss Potenzial haben. Das erkenne ich relativ schnell, im Normalfall in zwei Minuten. Ich muss keinen Gründer fragen, was das Produkt kostet oder wofür er es produziert. Das sehe ich. Das ist mein tägliches Geschäft.

Was bedeutet die Digitalisierung für Sie?

Dümmel: Wer bei der Digitalisierung nicht mitgeht, wird am Ende verlieren. Wenn ich früher ein neues Produkt hatte, dauerte es zwei Jahre, bis ein Wettbewerber mit etwas Ähnlichem am Markt war. Heute sind es drei Monate. Darauf muss man sich einstellen. Die Digitalisierung ist wichtig, aber ich glaube auch immer noch an das Menschliche. Ich wünsche mir, dass es die Innenstädte weiterhin gibt. Da sind die Händler gefordert, sich der Entwicklung zu stellen. Und ich hoffe, dass niemals irgendwann in einem Alters- oder Pflegeheim ein Roboter ins Zimmer fährt und „Guten Morgen“ sagt. Dann sind wir zu weit gegangen.

Und wie halten Sie es im Unternehmen DS Produkte mit neuen Technologien?

Dümmel: Ich bin nicht die perfekte Person, um im Unternehmen die Digitalisierung voranzutreiben. Aber Führungskräfte in meinem Alter dürfen sich dem nicht verschließen. Ich habe Fachleute. Sie sind mit der Digitalisierung groß geworden. Die unterstütze ich.

Also passen Sie sich der Entwicklung an?

Dümmel: Wer heute so arbeitet wie vor 30 Jahren, findet keine Beschäftigten mehr. Die jungen Leute wollen neue Methoden. So haben wir beispielsweise freie Arbeitsplätze, an denen man sich andocken kann, und so eine Art Telefonzellen.

Telefonzellen?

Dümmel: Ja, so etwas wie Telefonzellen, damit die Mitarbeiter in Ruhe arbeiten können. Wenn da jemand reingeht, leuchtet oben quasi „On Air“. Es blinkt eine Lampe. Für mich wäre das eine Strafe, ich will doch Leute sehen. Aber so hat eben jeder seine eigene Einstellung.

Welche Eigenschaften zeichnen für Sie eine moderne Führungskraft aus?

Dümmel: Vor allem dass sie sich nicht brüstet, Führungskraft zu sein. Man sollte sich keine Titel oder Sterne auf die Schulter kleben. Visitenkarten sind nichts. Jemand ist dann eine gute Führungskraft, wenn die Mitarbeiter zu ihr hochschauen, weil sie gut ist.

Und wie ist es um Ihre Rolle als Chef bestellt?

Dümmel: Ich nenne Ihnen ein Beispiel. Wenn ich mit zwei Führungskräften zusammensitze und sage, das Produkt muss rot sein, und sie sagen, „Ralf, gelb ist besser“, dann tauschen wir Argumente aus. Wenn sie bei ihrer Meinung bleiben, gelb sei besser, machen wir es gelb. Ich kann auch nicht immer recht haben. Und dieses Abholen und die Anerkennung der Mitarbeiter sind sehr wichtig. Ich wäre nichts wert, wenn ich das Team nicht hinter mir hätte.

Was ist aktuell Ihr Verkaufsschlager?

Dümmel: Da gibt es viele. Unser CLEANmaxx Hemden- und Blusenbügler zum Beispiel läuft riesig. Man holt ein Hemd aus der Waschmaschine und streift es über das Gerät. Dann schaltet man es an, und in acht Minuten ist das Hemd oder die Bluse nicht nur trocken, nicht nur leicht erwärmt, sondern faltenfrei gebügelt. Und das Gerät kostet weniger als 100 Euro.

02.01.2020    Andreas Busch
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