Mobilfunk vernetzte Welt
23.04.2020    Madeline Sieland
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Wie wichtig ein gutes Mobilfunknetz und schnelles Internet sind, wurde vielen in den letzten Wochen vor Augen geführt. Alle, die aufgrund des Coronavirus plötzlich ins Homeoffice mussten, waren auf gute Verbindungen angewiesen – für die Kommunikation mit Kunden und Kollegen oder um aus der Ferne Zugriff auf Daten auf dem Firmenserver zu haben. Und es ging – auch ohne 5G, den neuen, ultraschnellen Mobilfunkstandard. Aber wie finden Unternehmer überhaupt den für sie passenden Mobilfunktarif? Unter anderem darüber hat Brigitte Zypries, DUB UNTERNEHMER-Herausgeberin, mit Karsten Pradel gesprochen. Er ist bei Telefónica Deutschland für die Geschäftskunden verantwortlich.

Zur Person

Karsten Pradel Telefonica

Karsten Pradel

ist seit Mitte 2019 Direktor B2B bei Telefó­nica Deutschland. Zuvor war er für die Deutsche Telekom und Vodafone tätig

Zur Person

Brigitte Zypries

Brigitte Zypries

Die Juristin wechselte 1998 mit Gerhard Schröder von Niedersachsen in die Bundespolitik, war unter anderem Bundesjustiz- und -wirtschafts­ministerin. Seit März 2019 ist Zypries Herausgeberin des
DUB UNTERNEHMER-Magazins

Vielen erscheint es, als hätte Deutschland die höchsten Telefonkosten. Warum bieten Sie etwa in Spanien günstigere Tarife an?

Karsten Pradel: Dass Tarife in Spanien günstiger sind, kann man nicht pauschal sagen. Zum einen lassen sich Tarife länderübergreifend nicht ohne Weiteres vergleichen, da Kosten für Infrastruktur und die allgemeinen Lebenshaltungskosten variieren und im Gesamtbild nun einmal eine Rolle spielen. Zum anderen ist der Einzelpreis allein nicht ausschlaggebend für einen Tarif. Vielmehr kommt es auf den Gesamtpreis über alle Tarife inklusive der Rabatte an. Unsere Tarife sind optimal auf den deutschen Markt ausgerichtet.

Haben Sie den Eindruck, dass Sie immer im Interesse Ihrer Geschäftskunden handeln?

Pradel: Wir können für uns in Anspruch nehmen, dass wir mit unserem Tarifrechner und unserem Preis-Leistungs-Verhältnis im Sinne der Kunden handeln und ihnen passende Angebote zu einem sehr guten Preis machen. Ich glaube, es spricht für sich, dass der Wettbewerb juristisch gegen unsere Werbekampagne vorgeht, die inhaltlich diesen Aspekt der Fairness aufgreift.

Wie definieren Sie fair?

Pradel: Tarife sind dann fair, wenn sie genau auf die Kunden zugeschnitten sind und einen echten Mehrwert zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Es bringt den Kunden nichts, wenn sie eigentlich einen einfachen Einsteigertarif für einen Mitarbeiter haben möchten, damit aber Zusatzoptionen beispielsweise für Auslandstelefonie verbunden sind, die der Mitarbeiter überhaupt nicht braucht.

Ein weiteres Beispiel ist das Digital Phone. Der Tarif für diese Cloud-Telefonanlage enthält neben der Telefonie auch die Wartung – ohne versteckte Kosten. Und fair ist nicht zuletzt auch ein Service, der sich konsequent am Kunden ausrichtet und ihm mit einem persönlichen Ansprechpartner zur Verfügung steht.

Weshalb sind Mobilfunktarife für Privat- und Geschäftskunden so unterschiedlich?

Pradel: Es handelt sich tatsächlich um verschiedene Kundengruppen. Geschäftskunden telefonieren deutlich mehr als Privatkunden und nutzen im Vergleich etwas weniger Daten. Wichtig ist es, den Tarif an die jeweiligen Bedürfnisse anzupassen. Geschäftskunden haben beispielsweise deutlich höhere Anforderungen an Roaming und Anrufe ins Ausland, da sie durchschnittlich viel mehr jenseits der Landesgrenzen unterwegs sind. Auch spezielle Sicherheitsanforderungen, wie wir sie mit „o2 Business Protect“ bieten, spielen eine große Rolle.

Welche Leistungen gehören für Sie zu einem guten Mobilfunktarif für Unternehmen?

Pradel: Gutes Netz, herausragender Kundenservice und passende Tarife, die flexibel sind und der Lebensrealität der Unternehmen entsprechen.

Wie sorgen Sie dafür, dass Geschäftskunden einen besseren Durchblick im Tarifdschungel haben?

Pradel: Kunden können in der Regel am besten selbst einschätzen, was sie für ihren Geschäftsbetrieb tatsächlich an Mobilfunkleistungen benötigen. Daher laden wir Interessierte ein, sich über unseren Online-Konfigurator die benötigten Leistungen zusammenzustellen. Dieser Konfigurator zeigt dann auch sehr übersichtlich, was wie viel kostet und worauf wir Preisnachlässe einräumen.

Gibt es dazu Fragen oder möchten sich die Interessenten beraten lassen, haben wir einen Rückrufservice. Es meldet sich einer unserer Experten und geht das Anliegen mit dem Unternehmer durch. Wenn gewünscht, fahren wir auch zum Unternehmen und beraten vor Ort. Dieses faire und transparente Vorgehen hilft uns und unseren Kunden.

Was raten Sie einem Unternehmer, der ein sinnvolles Mobilfunktarif-Angebot sucht?

Pradel: Man sollte komplette Angebote vergleichen. Denn: Der reine Tarifpreis ist nur ein Indikator, entscheidend sind die Gesamtkosten. Unser Online-Tarifrechner verdeutlicht sehr transparent die Kosten einer Gesamtlösung. Um es ganz klar zu sagen: Der Fokus auf einzelne Merkmale ist aus meiner Sicht nicht sinnvoll.

Konzentriert man sich beispielsweise auf maximale Geschwindigkeit, geht die Rechnung am Ende eventuell nicht auf. Die meisten Anwendungen lassen sich schon mit 25 Mbit pro Sekunde hervorragend nutzen. Bestimmte Zusatzfeatures allerdings können Gold wert sein – etwa ein persönlicher Ansprechpartner.

Wie hat sich die Customer-Journey im Geschäftskundenbereich bei Ihnen verändert? Welche Touchpoints haben im B2B-Bereich an Bedeutung gewonnen? Und welche Rolle spielt persönliche Beratung noch?

Pradel: Eine persönliche Beratung ist enorm wichtig und wird auch künftig eine große Rolle spielen. Allerdings beobachten wir, dass online längst nicht mehr nur im Privatkundensegment ein beliebter Kanal ist. Immer mehr Geschäftskunden informieren sich mittlerweile online und schließen Verträge im Internet ab.

Wir verbinden deshalb beide Welten miteinander. Unsere Kunden können sich online ein Angebot kalkulieren lassen und anschließend mit einem persönlichen Ansprechpartner telefonisch oder vor Ort darüber sprechen. Wichtig ist, Kunden nach dem Abschluss nicht allein zu lassen, sondern sie weiter zu begleiten.

Alle reden von 5G. Wie schnell kann man ein Land von der Größe Deutschlands flächendeckend mit dieser Technologie versorgen?

Pradel: Die Frage ist aus meiner Sicht vielmehr: Wofür wollen wir 5G konkret nutzen? Wo bringt 5G unseren Privat-, Geschäfts- oder Industriekunden einen Mehrwert? Für möglichst flächendeckenden Mobilfunkempfang können wir aktuell effizienter auf bestehende Technologien zurückgreifen. Verschiedene Tests haben unserem o2-Netz im vergangenen Jahr eine zuverlässig leistungsstarke Versorgung bescheinigt.

Damit Kunden zügig überall den schnellen LTE-, also 4G-Standard nutzen können, bauen wir das LTE-Netz derzeit massiv aus. Um es mal greifbar zu machen: Wir nehmen etwa jede Stunde einen neuen LTE-Sender in Betrieb.

Bei 5G überlagert das allgemeine technologische Leistungsversprechen häufig die Frage nach dem konkret absehbaren Verwendungszweck. Speziell für moderne Produktionsprozesse werden zukünftig vor allem schnell und hochzuverlässige lokale 5G-Netze, sogenannte Campusnetze wichtig. Wir haben da zum Beispiel für Mercedes-Benz Cars Erfahrungen gesammelt.

Die Bedeutung von 5G für IoT-Projekte wird ebenfalls zunehmen, da sich über diesen neuen Standard deutlich mehr Geräte vernetzen lassen als bisher. Schließlich wird 5G in absehbarer Zeit neben LTE das wachsende Datenvolumen in Innenstädten transportieren und so auch für Geschäftskunden für ein besseres Netz sorgen. Telefónica startet in diesem Jahr in den fünf größten deutschen Städten Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt mit dem 5G-Ausbau. Bis Ende 2022 sollen 30 Städte mit insgesamt 16 Millionen Einwohnern versorgt sein.

Wie ist die Nachfrage nach Campusnetzen, also der Mischung aus privatem und öffentlichem Mobilnetz? Gibt es Branchen, in denen der Nutzen von Campusnetzen besonders groß ist?

Pradel: Speziell für das produzierende Gewerbe mit seinen Fabriken bieten Campusnetze in Kombination mit 5G große Vorteile. Darüber hinaus sind sie auch für Unternehmen mit großen Flächen wie Häfen und Airports sowie landwirtschaftliche Betriebe und Universitäten interessant. Uns erreichen zu diesem Thema insbesondere Anfragen von Dax-Unternehmen und dem größeren Mittelstand, vor allem aus den Bereichen Produktion, Transport und Dienstleistungen.

Über alle Anfragen hinweg wird deutlich, dass die Unternehmen ein hohes Interesse an 5G-Campus-Lösungen haben. Ziel ist es, die Industrieautomatisierung, also die drahtlose Vernetzung einer Vielzahl von Sensoren, Maschinen und Menschen innerhalb von Gebäuden und auf Firmenaußengeländen zu erreichen.

23.04.2020    Madeline Sieland
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