Eine Ärztin untersucht ihren Patienten der eine betriebliche Krankenversicherung in Anspruch nimmt
18.09.2020    Manuel Kunst
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Fitte Mitarbeiter zu haben liegt im ureigenen Interesse eines jeden Unternehmers. Der ­Berliner Pflegedienst advita hat deshalb bereits vor drei Jahren einen Gesundheitsplan ins Leben gerufen. „Unsere Mitarbeiter erhalten finanzielle Zuschüsse für viele Leistungen, welche die Krankenkassen bei Ärzten und Zahnärzten, bei Therapien oder in der Apotheke nicht übernehmen“, sagt Dean Colmsee, Geschäftsführer von advita. „Diese Zuzahlungen müssten sie sonst aus ihrem Nettolohn bestreiten. Und weitere Gesundheitsservices, wie Videosprechstunden mit Ärzten rund um die Uhr oder die schnelle Vermittlung von Facharztterminen, können unbegrenzt genutzt werden.“

Vorteile nutzen

Colmsee hat für seine 2.400 Mitarbeiter eine zusätzliche Krankenversicherung abgeschlossen. Laut PKV-Verband haben Ende 2019 circa 820.000 Arbeitnehmer von einer betrieblichen Krankenversicherung (bKV) profitiert – das sind 62.000 mehr als im ­Vorjahr. Die Zahl der Unternehmen, die eine bKV anbieten, liegt mittlerweile bei 10.200. Eine Umfrage des Marktforschungsinstituts INSA zeigt zudem, dass 37 Prozent der Angestellten lieber eine bKV anstelle von anderen Leistungen wie Dienst-Smartphone oder Tickets für den Personennahverkehr hätten. Rund ­einem Drittel ist dieser zusätzliche Versicherungsschutz sogar wichtiger als eine Gehaltserhöhung. Fazit: bKV ist gefragt.

Die Verträge werden jeweils für die gesamte Belegschaft oder einige Abteilungen vordefiniert. Dadurch kann die Versicherung das Krankheitsrisiko besser berechnen. Zudem fallen die Beiträge im Vergleich zu einer gesonderten Vertragsschließung günstiger aus. Mit einer bKV können Arbeitnehmer Leistungen in Anspruch nehmen, die in ihrer regulären gesetz­lichen Krankenversicherung nicht enthalten sind. Wie groß der Leistungsumfang ist, kann der Arbeitgeber in Zusammenarbeit mit der Belegschaft festlegen. In der Regel übernimmt der Arbeitgeber die kompletten Beitragszahlungen. Zusätzlich können Angehörige der Angestellten wie ­Ehepartner und Kinder durch eine geringe Beitragszahlung oft ebenfalls die Vorteile der Versicherung in Anspruch nehmen.

Zum Leistungskatalog gehören unter anderem zusätzliche Krankenhausangebote wie freie ­Arztwahl, Zuschüsse beim Brillenkauf, Kranken­gymnastik oder Zahnersatzleistungen. Außerdem können Un­ternehmen mit den Angeboten bei Fachkräften punkten. Im War for Talents ist das ein nicht zu unterschätzender ­Vorteil.

Zufriedene Mitarbeiter

Die finanzielle Unterstützung durch den Arbeitgeber sendet ein positives Signal an die Arbeitnehmer. „Wertschätzung beschränkt sich nicht nur auf den vertrauensvollen Umgang miteinander oder eine adäquate Entlohnung“, sagt Laura Täger, Personalreferentin der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung Ackermann, Meyer & Partner. Für das Unternehmen steht vor allem im Vordergrund, dass die Gesundheit und Vorsorge aller Mitarbeiter gefördert wird.

Menschen mit Vorerkrankungen haben zudem auch Zugriff auf Leis­tungen, die sie ohne ihren Arbeitgeber nicht wahr­nehmen könnten: „Bei unserer bKV erhalten alle denselben Versicherungsschutz. Wer Vorerkrankungen hat, ist genauso versichert. Als wir uns dafür entschieden ­haben, gab es noch keine steuerliche Förderung. Das hat sich geändert.“ Denn nach der neuen Gesetzeslage gilt inzwischen die 44-Euro-Freigrenze für Sachbezüge. Voraussetzung ist, dass die finanzielle Unterstützung nur als Versicherungsschutz und nicht als Geldleistung genehmigt wird. Bei Auszahlungen mit der Bedingung, einen Versicherungsvertrag abzuschließen, handelt es sich weiterhin um zu versteuernden Lohn.

Eigenes Gesundheitsbudget

Bislang konnte ein Unternehmen aus vielen einzelnen bKV-Leistungen ein Paket zusammenstellen. Durch die standardisierten Verträge, die für mehrere Mitarbeiter vordefiniert werden, ist jedoch meist kein Platz für individuelle Bedürfnisse. Eine Alternative bietet das Gesundheitskonzept FEELfree der ­HALLESCHE Krankenversicherung. Statt die Leistungen festzulegen, bekommt jeder ­Mitarbeiter ein Gesundheitsbudget. So ­entscheiden Angestellte selbst, welche Leistungen sie in Anspruch nehmen.

Darauf setzt etwa Dirk Kehrhahn, Geschäftsführer des Flora Gesundheitszentrums. Rund 80 speziell geschulte Fachkräfte in 26 verschiedenen Berufen ­arbeiten in dem familiengeführten Unternehmen. Kehrhahn hat sich für einen Budget-Tarif entschieden. Jedem Mitarbeiter steht ein jährliches Gesundheitsbudget von 600 Euro zur Verfügung, das individuell eingesetzt werden kann.

Flexibel sein

„FEELfree beinhaltet neun verschiedene Gesund­heitsleistungen aus den Bereichen ambulante und zahnärztliche Versorgung, die jeder Mitarbeiter individuell frei wählen kann, bis das vereinbarte Budget ausgeschöpft ist“, sagt Sascha Marquardt, bKV-Experte vom Kompetenzcenter Firmenkunden der HALLESCHE. „Die Bandbreite reicht von Brillen und Kontaktlinsen über Heilpraktiker bis hin zu Zahnbehandlung und Zahnersatz. Auch vom Arzt verschriebene Medikamente, verordnete Heilmittel, zum Beispiel Massagen und Krankengymnastik, oder Hilfsmittel unterschiedlichster Art sind bei FEELfree eingeschlossen.“

Diese Flexibilität kommt gut an bei Kehrhahns Mitarbeitern: „Jedes Unternehmen ist auf qualifiziertes Personal angewiesen.“ Deshalb müsse man etwas für das Wohlergehen der Belegschaft tun. „Und eine positive Stimmung bei den Beschäftigten strahlt auch auf unsere Kundschaft ab“, ist Kehrhahn überzeugt.

18.09.2020    Manuel Kunst
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