Shopinhaberin vor ihrem Laden
18.11.2020    Miriam Rönnau
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Zur Person

Porträt von Dr. Katharina Reuter

Dr. Katharina Reuter

ist seit 2014 Geschäftsführerin von UnternehmensGrün e.V., dem parteipolitisch unabhängigen ökologisch orientierten Unternehmensverband. UnternehmensGrün setzt sich für bessere Rahmenbedingungen für nachhaltig wirtschaftende Unternehmen ein

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Porträt von va-Maria Kirschsieper

Eva-Maria Kirschsieper

seit 2011 bei Facebook, leitet seit mehr als vier Jahren das Public Policy Team von Facebook in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In dieser Position verantwortet sie die Kommunikation und Positionierung des Unternehmens an der Schnittstelle von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft

Die Wirtschaft kämpft aktuell mit den Folgen der weltweiten Pandemie. Ist Nachhaltigkeit dabei eher zweitrangig?

Katharina Reuter: Keinesfalls. Corona hat uns die Verletzlichkeit des bestehenden Systems gezeigt. Wir können daraus lernen, was zukunftsfähige, resiliente Wirtschaftssysteme ausmacht: regional verankerte Wirtschaftsstrukturen, transparente Lieferketten auf Augenhöhe – und ein positives Bild davon, dass Weniger manchmal mehr ist, etwa weniger Inlandsflüge und weniger Fast-Fashion-Shopping. Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet, die drei Bereiche Umwelt, Soziales und Wirtschaftlichkeit im Unternehmen gleichberechtigt zu betrachten. Es geht um mehr als  Profitmaximierung. Für uns sind Unternehmen  dann glaubwürdig, wenn sie  Nachhaltigkeit im Kerngeschäft verankern. Dass sich nachhaltiges Wirtschaften auch ökonomisch rechnet, wird immer deutlicher: Investoren setzen verstärkt auf grüne Start-ups und nachhaltige Firmen. Europa stärkt diese Entwicklung gerade mit der grünen Taxonomie. Und wir wissen heute, dass Green Recovery Programme für mehr Arbeitsplätze sorgen und erfolgreicher sind.

Damit wir in Sachen Nachhaltigkeit vorankommen, braucht es treibende Kräfte. Sehen Sie Potenzial auch bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen?

Banner von Facebook zum Thema nachhaltig durchstartenReuter: Definitiv. Wir beobachten seit einigen Jahren, dass die Wirtschaft weiter ist als die  Politik. Die Unternehmerinnen und Unternehmer stellen sich nicht erst seit Fridays For Future immer stärker ihrer Verantwortung und wollen enkeltauglich wirtschaften. Schon fast 5.000 Unternehmen unterstützen beispielsweise die Forderung nach mehr Klimaschutz von den „Entrepreneurs For Future“. Viele wollen sich einmischen und zeigen: Es funktioniert doch! Wir haben heute schon die Technologien und Geschäftsmodelle für eine nachhaltige Wirtschaft.

Gemeinsam mit Facebook haben Sie die Bildungsreihe „Nachhaltig durchstarten“ initiiert. An wen ist das Angebot adressiert und wann gilt ein Unternehmen als nachhaltig durchgestartet?

Reuter: In unserer gemeinsamen Lernreihe richten wir uns an Beginner beim Thema Nachhaltigkeit. Unsere Zielgruppe sind vor allem kleine und mittelständische Unternehmen sowie Solo-Selbstständige. Ein Unternehmen ist dann nachhaltig durchgestartet, wenn das Thema im ganzen Team – und idealerweise auch in der Markenpersönlichkeit des Unternehmens – angekommen ist. Aber alles fängt mit nachhaltigen Impulsen an. Genau dafür haben wir die Reihe konzipiert.

Frau Kirschsieper, wie verstehen Sie bei Facebook das Angebot?

Eva-Maria Kirschsieper: 200 Millionen Unternehmen, die meisten davon kleine und mittelgroße Unternehmen, sind auf unseren Plattformen aktiv. Unsere Reichweite möchten wir dafür nutzen, Unterstützungsmöglichkeiten in Form von praktischen Lösungsansätzen für wichtige Problemstellungen anzubieten. Seit Beginn der Coronakrise haben bereits über 12.000 Unternehmerinnen und Unternehmer von unseren kostenfreien Trainings und Coachings unter dem Motto #WirliebenMittelstand profitiert. Das zeigt, wie groß der Bedarf von Unternehmerinnen und Unternehmern ist, sich ein digitales Standbein aufzubauen, von dem sie auch in Krisenzeiten profitieren können. Wir möchten unsere Reichweite und unsere Trainings dafür nutzen, um auch das wichtige gesellschaftliche Thema Nachhaltigkeit in den Vordergrund zu rücken und dazu beizutragen, dass Unternehmen die Krise nutzen, um die Transformation nachhaltig zu gestalten.

Wo besteht aus Ihrer Sicht die Schnittstelle zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit?

Kirschsieper: Die Digitalisierung bedeutet, dass sich weltweit mehr Menschen verbinden können. Zum einen können sie sich so gegenseitig zu einem nachhaltigen Leben inspirieren. Zum anderen bietet die Vernetzung für Unternehmerinnen und Unternehmer Chancen, die Weichen für wirtschaftliche Abläufe und Entwicklungen für eine nachhaltiger Zukunft zu stellen. Gerade kleinen und mittleren Unternehmen kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, weil sie mit ausgefeilten digitalen Geschäftsmodellen zeigen, wie sich Digitalisierung für mehr Nachhaltigkeit einsetzen lässt. Wie zum Beispiel das Unternehmen „Mit Ecken und Kanten”, ein Online-Shop für Produkte mit kleinen Schönheitsfehlern oder aus alten Kollektionen. Entstanden aus der Idee, bereits produzierte Waren bestmöglich zu verwerten und die Vernichtung von Lagerbeständen zu vermeiden. Aber auch wir als Unternehmen haben uns ambitionierte Ziele gesteckt. Bis zum Jahr 2030 wollen wir CO2-Neutralität nicht nur für Facebook selbst, sondern für die gesamte Wertschöpfungskette unseres Unternehmens erreichen. Zudem haben wir das Klima-Informationszentrum. Darin stellen wir auf Basis von Ressourcen der weltweit führenden Klimaforschungsorganisationen konkrete Tipps für den Alltag bereit, die jede und jeder Einzelne umsetzen kann, um Umwelt und Klima zu schützen.

18.11.2020    Miriam Rönnau
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